Monheim Haus Bürgel zeigt Maternuskapelle

Monheim · Pflasterband aus Natursteinen zeichnet jetzt im Boden den Verlauf der über 1000 Jahre alten Mauern nach.

 Die Umrisse der Kapelle zeigen Pflastersteine. Bei der Präsentation (v.l.): Solveig Kukelies (NRW-Stiftung), Markus Kuller, Erich Claßen, Manfred Klein.

Die Umrisse der Kapelle zeigen Pflastersteine. Bei der Präsentation (v.l.): Solveig Kukelies (NRW-Stiftung), Markus Kuller, Erich Claßen, Manfred Klein.

Foto: RM-

Das Römische Museum hat eine neue Attraktion: Die Umrisse der vor über 1000 Jahren gebauten Maternuskapelle sind jetzt sichtbar. Im Innenhof von Haus Bürgel zeichnet nun ein Pflasterband aus Natursteinen den Verlauf des vermutlich im 9. Jahrhundert errichteten und 1147 urkundlich erwähnten Sakralbaus nach, dessen Ruine 1916 abgerissen worden war. "Für diese Darstellung im Boden hat uns die Ausgrabung der Fundamente vor zwei Jahren wichtige Erkenntnisse gebracht", sagte bei der gestrigen Präsentation Archäologe Dr. Erich Claßen vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege. "Überrascht waren wir vor allem vom Fund eines römischen Weihesteins."

Das ehemalige Römerkastell Haus Bürgel mit teils 1700 Jahre altem Gemäuer stand bis 1374 auf der linken Rheinseite. Die Maternuskapelle war Pfarrkirche von Zons und blieb das laut Claßen auch, als sich der Rhein ein neues Flussbett suchte, so dass Haus Bürgel seither rechtsrheinisch ist. "Durch diese Lage verlor die Maternuskapelle dann aber an Bedeutung. 1843 wurde die Pfarrei Bürgel urkundlich aufgelöst." Danach war die Kapelle dem Verfall preisgegeben. 1916 wurde die kurz zuvor noch fotografierte Ruine abgerissen.

Dieses Foto war Claßen zufolge neben einer Grafik aus dem 19. Jahrhundert ein wichtiger Ansatzpunkt für die Ausgrabungen vor zwei Jahren. Weil weder Magnetik-Untersuchungen noch Georadar zuvor eindeutige Ergebnisse erbracht hatten, griffen die Archäologen zum Spaten. Claßen: "Der Kapellengrundriss ist fast lückenlos erhalten, auch auf die Fundamente des Altars und eines Taufbeckens sind wir gestoßen." Weiterhin offen sei das genaue Alter der Kapelle, die im 14./15. Jahrhundert einen kleinen Anbau bekommen hatte. "Für unterschiedliche Vermutungen, die den Ursprung in das 6., 8. oder 9. Jahrhundert legen, fehlen bislang archäologische Beweise." Der genannte römische Weihestein mit gut erhaltenen lateinischen Schriftzügen und eingemeißelten Füllhörnern war als Eckverstärker in der Nordwestecke der Kapelle eingesetzt. Er wurde ins LVR-Landesmuseum nach Bonn gebracht.

"Gerne würden wir ihn später als Leihgabe bei uns im Römischen Museum ausstellen", sagt Manfred Klein, Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Urdenbacher Kämpe-Haus Bürgel. Wie die dort zu sehende bronzene Schere und ein Krug aus der Römerzeit seien solche Fundstücke aus dem Boden des einstigen Kastells neben dem Nachbau diverser Gerätschaften von besonderer Bedeutung. "Doch derzeit fehlt uns für eine gesicherte Präsentation dieses so genannten Matronensteins ein geeigneter Ausstellungsraum. Eine Erweiterung des Museums auf 150 Meter Fläche oberhalb des Pferdestalls von Haus Bürgel sei zwar weiterhin geplant, doch noch nicht auf dem Weg. In den Gesprächen um einen Museumsausbau gehe es auch um Parkplätze.

"Wir sind sehr froh über die Visualisierung der Maternuskapelle", sagte IG-Geschäftsführer Markus Kuller. Den Großteil der Gesamtkosten von gut 15.000 Euro übernahmen zu etwa gleichen Teilen die Nordrhein-Westfalen-Stiftung und der Landschaftsverband Rheinland.

(mei)
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