Langenfeld Gummistiefel fliegt weit vom gesockten Fuß

Langenfeld · Als Beitrag zum Langenfelder Finnland-Jahr richtete die Awo einen skurrilen Wettbewerb aus.

 Gekonnt ist gekonnt: Auch Heike Lützenkirchen machte bei dem von Wida Beck und Klaus Kaselofsky (v.l.) moderierten Wettbewerb mit.

Gekonnt ist gekonnt: Auch Heike Lützenkirchen machte bei dem von Wida Beck und Klaus Kaselofsky (v.l.) moderierten Wettbewerb mit.

Foto: Ralph Matzerath

Der kleine Tim (3) wirkt etwas irritiert. Wenn er zu Hause seine Gummistiefel in die Ecke schleudert, werden seine Eltern kaum begeistert sein. Nun ist er von wildgewordenen Erwachsenen umgeben, die nur ein Ziel vor Augen haben: den finnischen Weltrekord von 68,03 Metern im Gummistiefel-Weitwurf zu brechen. Mit diesem skurrilen Wettbewerb beim Sigfried-Dißmann-Haus trägt die Arbeiterwohlfahrt zum Programm des Langenfelder Finnland-Jahrs bei.

Startmeister Uwe gibt vor zahlreichen Zuschauern die Fluglinie frei. Initiatorin Wida Beck von der Awo-Begegnungsstätte kommentiert; ausgestattet mit Fahrradhelm, Erste-Hilfe-Koffer und Schuhdesinfektionsspray. "Rainer, begib dich in Startposition", fordert sie gestandenes Mannsbild mittleren Alters auf. Rainer nimmt mit dem rechten Bein Schwung und schleudert dann den Stiefel - Marke Dunlop rustikal - kraftvoll vom gesockten Fuß. Ein Raunen geht durch die Menge. "19,5 Meter", misst Uwe. "Wir haben die Disziplin ein wenig von der original Finnischen abgeändert", erklärt der Awo-Ortsvorsitzende Klaus Kaselofsky. "Dort wird der Stiefel mit den Händen geworfen, ähnlich wie ein Diskus. Dadurch sind die Würfe wesentlich weiter, den Platz aber haben wir hier nicht. So wird bei uns der Stiefel vom Fuß geschleudert." Tückisch, wenn der Stiefel nicht im richtigen Moment abfliegt. Ein älterer Herr, sein Name tut nichts zu Sache, schafft es tatsächlich, den olivfarbenen Stiefel, Modell Thermo Mix steil in gut drei Meter Höhe zu befördern. Christels Stiefel landet im Blumenbeet, Margeriten wirken danach ziemlich geknickt. Individuell auch Heikes Methode: Der Stiefel hoppelt schürfend über den Asphalt, bleibt bei 12,50 m liegen.

"Man sagt, in Finnland wurde der Sport von Seemännern erfunden, die an Bord Langeweile hatten", erzählt die gebürtige Finnin Raija Freese, die seit 1965 in Langenfeld lebt. "Wir Finnen haben den Ruf introvertiert zu sein, aber mindestens genauso haben wir einen wirklich skurrilen Humor. Wir nehmen diese Disziplinen schon ernst, aber doch auch mit einem kräftigen Augenzwinkern." Mit anderen Frauen hatte sie für den Wettkampf finnische Spezialitäten vorbereitet: Korvapuusti (Zimtschnecken), Erdbeer- und Heidelbeerkuchen.

Gestärkt hat sich so anscheinend Marianne. Mit lautem Kampfschrei und lockerem Fußschwung schleudert sie ihren Stiefel. Uwe duckt sich, aus Wida Beck platzt es anerkennend heraus: "Was für eine Aerodynamik!". Letztlich aber hat Thomas am weitesten Gummi gegeben. Für 26,5 Meter gewinnt er unter tosendem Applaus einen rosa Schuh aus Schokolade - keinen Gummistiefel, einen High Heel.

(dani)
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