Langenfeld Gelbe Telefonzelle wird zum Bücherschrank

Langenfeld · Der Ortsverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) stellt eine Tauschstation an der Solinger Straße auf. Hier kann sich jeder bedienen.

 Peter Jansen rief in Langenfeld den Awo-Bücherschrank in einer Telefonzelle ins Leben.

Peter Jansen rief in Langenfeld den Awo-Bücherschrank in einer Telefonzelle ins Leben.

Foto: RALPH MATZERATH

Die gelbe Telefonzelle war lange ein Ort der Kommunikation. Doch seit einiger Zeit ist sie fast überall in Deutschland aus dem Stadtbild verschwunden. Nach Langenfeld kehrt sie zurück, allerdings ist es kein "begehbares Handy", wie Klaus Kaselofsky, Vorsitzender des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt (Awo), scherzend sagt. In ihr befinden sich jede Menge Bücher, öffentlich zugänglich und zum Mitnehmen. Vor dem grünen Fachwerkhaus der Awo lädt die gelbe Bücherzelle zum Verweilen ein und erinnert Passanten dabei an vergangene Zeiten.

Dem Mitglied des Awo-Vorstandes Peter Jansen kam die Idee, die Telefonzelle als Bücherschrank nach Langenfeld zu holen. Um auf der Solinger Straße anzukommen, legte sie einen weiten Weg zurück. Vom Zentrallager der Telekom in Potsdam brachte sie ein Spediteur ins Rheinland.

Die Ehrenamtlichen Klaus Bötgen und Uwe Lindner nahmen den Innenausbau vor und strichen sie dann im Orignal-RAL-Ton der Deutschen Post an. Das Dach glänzt im "Awo-Rot". Über den öffentlichen Bücherschrank freut sich auch Heike Lützenkirchen, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Öffentliche Bücherschränke sollen Passanten dazu einladen, sich ein Buch zu nehmen und es zu lesen, oder aber einem Buch eine zweite Chance zu geben und es dem Schrank zu spenden, anstatt es auf dem Dachboden zu lagern oder es gar zu entsorgen. So findet ein Austausch zwischen Bewohnern der Stadt statt, die sich nie begegnen.

Lützenkirchen ist überzeugt: "Der Bücherschrank erfüllt einen guten Zweck." Zur Eröffnung spendete sie eine Ausgabe von Patrick Süßkinds "Taube".

Neben dem Bücherschrank der Awo gibt es drei weitere in Langenfeld. Im Dezember 2015 eröffnete das Kulturbüro Langenfeld einen L-förmigen Schrank, geschaffen von Steinbildhauer Hartmut Hegener, auf dem Berliner Platz. Auf dem Gelände es LVR-Klinikums in Reusrath stehen seit November 2016 zwei weitere Bücherschränke. Alle haben sie Paten, die Bücher sortieren und regelmäßig nach dem Rechten sehen. Die Seniorenscouts aus dem i-Punkt der Awo übernehmen die Patenschaft für die neue Bücherzelle.

Die Tagestättenleiterin der Awo Wida Beck bestückte den Schrank zur Eröffnung mit dem Bestand aus dem Haus. Rund 150 Bücher stehen nun Rücken an Rücken im eigens angefertigtem Regal. "Nicht nur leichte Kost findet man hier. Etwas Anspruchsvolles ist auch dabei", Thomas Manns "Buddenbrooks" steht in hellenblauem Einband direkt auf Augenhöhe. Der Schrank solle Büchern ein neues Leben geben, erklärt Beck. Sie zeigt auf weitere dicke Wälzer auf dem zweiten Regalbrett: "Und manche Bücher liest man ja auch nur einmal", "Shining" von Stephen King steht dort, kaum eine Falte findet man auf dem Buchrücken. Das Taschenbuch wirkt fast wie neu. Kochbücher sind in der alten Telefonzelle auch zu haben, und das 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Vor Wind und Wetter geschützt warten die Bücher in der gelben Zelle nun auf ihre neuen Besitzer. Peter Jansen hofft, dass die Telefonzelle von einst wieder ein Ort "des regen Austauschs" wird.

(RP)
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