Monheim Gegner der CO-Pipeline verschärfen Ton

Monheim · Zum siebten Jahrestag der Planfeststellungsgenehmigung trafen sich Initiativen in Monheim. Am Dienstag OVG-Termin.

 CO-Pipeline-Gegner vor dem Anti-Pipeline-Mahnmal in Monheim. Im Vordergrund (v.l.): Erwin Schumacher, Dr. Gottfried Arnold, Dieter Donner und Erich Hennen.

CO-Pipeline-Gegner vor dem Anti-Pipeline-Mahnmal in Monheim. Im Vordergrund (v.l.): Erwin Schumacher, Dr. Gottfried Arnold, Dieter Donner und Erich Hennen.

Foto: RALPH MATZERATH

Die Gegner der von Bayer geplanten Kohlenmonoxid-Leitung haben den Ton verschärft. "Wir fordern die Behörden auf, Bayer die Befähigung für solche gefährlichen Projekte außerhalb ihrer Werkgrenzen endlich zu entziehen", meinte gestern Dieter Donner. Der Koordinator der Initiative gegen die geplante CO-Pipeline übte mit seinen Mitstreitern bei einem Treffen im Monheimer Rathaus unter anderem Kritik am Zustand der bestehenden CO-Leitung zwischen den Bayer-Werken Dormagen und Leverkusen. Vor einer am kommenden Dienstag am Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster anstehenden Anhörung zu der von der Stadt Monheim unterstützten Klage des Landwirts Heinz-Josef Muhr gingen die Anti-Pipeline-Initiativen vor Journalisten gemeinsam in die Offensive.

Bayer-Pressesprecher Jochen Kluener bezeichnete auf RP-Anfrage die genannte Forderung an die Behörden als haltlos. "Entscheidend ist der sichere Umgang mit CO. Bayer hat seit Jahrzehnten Erfahrung damit, ebenso wie mit Pipelines." Diese Erfahrungen sind Kluener zufolge in die Planung eingeflossen. Das unter anderem vom TÜV begutachte Konzept gewährleiste ein Höchstmaß an Sicherheit über gesetzliche Vorschriften hinaus.

Gerichtsverfahren Vor dem OVG geht es am Dienstag nach Muhrs Worten um die Frage, ob der Bau der 67 Kilometer langen CO-Pipeline zwischen den Bayer-Standorten Dormagen und Krefeld dem Allgemeinwohl dient. "Nur dann wäre eine Enteignung meines Bodens möglich. Die Leitung führt 600 Meter lang durch meine Felder und entwertet acht Hektar Anbaufläche." Neben dem Enteignungsrecht geht es in der OHG-Anhörung auch um die Frage, ob die weitgehend rechtsrheinisch verlaufende Trassenführung seinerzeit ergebnisoffen geprüft worden war. Schließlich wäre zwischen den beiden linksrheinisch liegenden Bayer-Standorten Dormagen und Krefeld ohne Rheinunterquerungen eine kürzere Trasse möglich gewesen.

Gefährlichkeit Der Hildener Pipeline-Gegner und Mediziner Dr. Gottfried Arnold hatte nach eigenen Angaben die Gefährlichkeit von Kohlenmonoxid einst in seiner Doktorarbeit thematisiert. "Wenn ein Erwachsener 30 Milliliter ausströmendes CO einatmet, also etwa ein Schnapsglas voll, wird er bewusstlos und kann sich aus einer Gefahrenzone nicht mehr fortbewegen. Ein Kind würde bei dieser Menge sogar sterben." Arnold zufolge könnten bei der vorhandenen Leitung von Dormagen nach Leverkusen etwa 60 000 Liter CO ausströmen, bevor die Gefahr vom Überwachungssystem entdeckt werde. Diese Zahlenangabe sei unseriös, entgegnet Bayer-Sprecher Kluener. "Die Rohrleitung wird seit 2002 sicher betrieben, ständig überwacht und regelmäßig kontrolliert. Im normalen Leitungsbetrieb ist ein Austreten von Kohlenmonoxid auszuschließen."

Bomben Der Duisburger Pipline-Gegner Erich Hennen kritisierte, dass vor der bereits erfolgten Verlegung der Leitungsrohre auf 67 Kilometer Länge die Trasse nicht sorgfältig genug auf mögliche Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg hin untersucht worden sei. "Zusätzlich zur Luftbildauswertung müsste die komplette Strecke mit Detektoren untersucht werden; was teuer, aber immer noch möglich ist." Im letzten Jahr seien allein in NRW 239 solcher beim Aufprall nicht explodierten Bomben entschärft worden. Bei 161 789 Tonen allein über dem Ruhrgebiet abgeworfenen Bomben seien Blindgänger wahrscheinlich.

Dringlichkeit Bayer hatte 2007 mit der Eilbedürftigkeit für das Projekt und dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen argumentiert. Da sieben Jahre ins Land gegangen sind, bezweifeln die Pipeline-Gegner die Dringlichkeit. Bayer-Sprecher Kluener widerspricht: Nur durch die neue Leitung könne der Standort Krefeld-Uerdingen in die CO-Verbundstruktur eingebunden werden. "Mittel- und langfristig drohen Uerdingen im engen Wettbewerb durch Produktionsausfälle Nachteile, falls die CO-Pipeline nicht in Betrieb gehen könnte."

(RP)
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