Monheim Friedensschau ohne Publikum

Düsseldorf · Erreichen will die gestern im Rathaus eröffnete Ausstellung „Was heißt hier Frieden?“ vor allem Schulen. Doch zumindest zur Eröffnung kam kein einziger Lehrer oder Schüler. Bereichsleiterin: „Wir hatten alle angeschrieben.“

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Kunstwerk. Ein Schwarz-Weiß-Bild mit vielen hellen Kreuzen auf einer gräulich und monoton wirkenden Rasenfläche. Doch wer genauer hinschaut, blickt auf kein Kunstwerk, sondern auf das traurige Abbild einer Wirklichkeit, die vor mehr als 60 Jahren Millionen Menschen das Leben kostete. Das Foto zeigt die niederländische Gedenkstätte Ysselsteyn und ihre endlos erscheinenden Reihen mit den schlichten Gräbern gefallener Soldaten. Wer lang genug hinschaut, der spürt etwas von der Sinnlosigkeit des Krieges.

„Schon etwas überrascht“

Zu sehen ist das Bild als Teil der gestern Vormittag eröffneten Ausstellung „Was heißt hier Frieden?“ im Monheimer Rathaus. Freilich blieben die mühevoll vorbereiteten Stellwände – zumindest bei der Eröffnung – ohne das erwünschte Zielpublikum. So war in der Einladung zu lesen: „Die Ausstellung will vor allem Schulen erreichen und Jugendliche wie Lehrkräfte dazu anregen, sich im Unterricht mit Gewalt und Krieg, aber auch Gedenken, Versöhnung und Verständigung zu beschäftigen.“ Umso verdutzter schauten Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim, der die Ausstellung als Ortsvorsitzender des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge eröffnete, und Bereichleiterin Marion Warden in die Runde. Denn nicht ein einziger Lehrer oder Schüler waren gekommen. „Ich habe alle Schulen der Stadt angeschrieben und bin schon etwas überrascht“, sagte Warden.

Noch eine weitere Gruppe vermissten die städtischen Spitzenbeamten. „Einen Vertreter des ebenfalls angeschriebenen Seniorenbeirats hätten wir uns gerade bei diesem Thema schon ganz gut als Teilnehmer vorstellen können.“

Bis zum 23. Oktober können Geschichts-, Politik- oder Sozialwissenschaftskurse sowie alle interessierten Bürger die Chance nutzen und einen Blick auf die Stellwände werfen. Deren Themen beschränken sich keineswegs auf das von Jugendlichen möglicherweise als angestaubt empfundene Thema Soldatenfriedhöfe. Angerissen werden auch weiterführende Fragen: „Wie wichtig ist uns heute das Leben in einer demokratischen Gesellschaft? – Können wir dabei aus der Geschichte lernen?“

Beigeordneter Roland Liebermann: „Darüberhinaus empfehle jeder Familie und jeder Schulklasse einen Ausflug nach Hürtgenwald. Dort sind rund 3000 Soldaten begraben. Wer die Kreuze sieht, begreift aus dem Bauch heraus wie sinnlos das Sterben dieser im Krieg regelrecht verheizten, oft noch blutjungen Männer war.“

Dienst am Frieden

Und Bürgermeister Dünchheim appellierte an alle ehrenamtlich ambitionierten Menschen, sich für die Kriegsgräberfürsorge und den Sozialverband VDK als Spendensammler zur Verfügung zu stellen. „Es fehlen zunehmend Menschen, die das übernehmen. Dabei geht es um nichts weniger als den Dienst am Frieden.“ NEBENBEI BEMERKT

(RP)
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