Langenfeld Fremdsprachen für den Bücherschrank

Langenfeld · Wer ein fremdsprachiges Buch sucht, wird mit Ausnahme von Werken in Englisch oder Französch in der Langenfelder Stadtbibliothek kaum fündig. Ein öffentlicher Bücherschrank könnte ein Ausweg sein, sagt die größte Fraktion im Integrationsrat der Stadt.

 Machen sich für einen öffentlichen Bücherschrank für fremdsprachige Literatur stark: (v.l.) Thomas Skandalis und Salvatore di Gangi vom städtischen Integrationsrat sowie Bruno Pascali vom italienischen Kulturverein ACIL.

Machen sich für einen öffentlichen Bücherschrank für fremdsprachige Literatur stark: (v.l.) Thomas Skandalis und Salvatore di Gangi vom städtischen Integrationsrat sowie Bruno Pascali vom italienischen Kulturverein ACIL.

Foto: Ralph Matzerath

Es war eines ihrer ersten besonderen Projekte, als Martina Seuser 1992 in der Stadtbibliothek Langenfeld anfing. "Für 5000 Mark haben wir damals rund 200 Bücher in türkischer Sprache angeschafft", erinnert sich die Leiterin der Bücherei. Seit kurzem ist sie erneut mit dem Thema befasst. Denn die Internationale Liste, die mit Abstand größte Fraktion im städtischen Integrationsrat, wünscht sich mehr fremdsprachige Bücher in der Bibliothek. Alternativ wäre auch ein "öffentlicher internationaler Bücherschrank" am Kulturzentrum (VHS/Bücherei) sehr nützlich, begründet Integrationsratsmitglied Salvatore di Gangi einen entsprechenden Prüfauftrag an die Verwaltung. Am 26. August stimmt das Ratsgremium darüber ab.

"Eine ausrangierte Telefonzelle oder ein ähnlich stabiles Behältnis nur für fremdsprachige Bücher, das wäre nach meinem Kenntnisstand die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland", sagt di Gangi. Der Vorteil der Nachbarschaft zu Stadtbücherei und Volkshochschule liege auf der Hand: "Hier kommen täglich viele Bücherfreunde und erwachsene Sprachschüler vorbei. Für sie wäre der Schrank ein Ort zum Stöbern, aber auch ein Treffpunkt, um miteinander ins Gespräch zu kommen."

Und wer soll ihn bestücken? "Vor allem Privatleute, aber auch Kulturvereine", sagt der 33-jährige Richrather italienischer Abstammung. "Versuchen Sie einmal, Dantes ,Göttliche Komödie' im Original zu bestellen oder in einer der großen Bahnhofsbuchhandlungen zu kaufen. Das wird ziemlich teuer. Andererseits verstaubt sie ja vielleicht bei jemandem daheim im Regal. Warum nicht in die Öffentlichkeit damit?"

In Bruno Pascali vom italienischen Kulturverein Acil hat di Gangi bereits einen Verbündeten gefunden. "Wir haben in unseren Vereinsräumen am Sändchen eine kleine Bibliothek. Aus der könnte etwas in den Bücherschrank wandern." Aber auch privat hätte der 70-jährige Richrather, der vor 52 Jahren nach Deutschland kam, einiges beizusteuern: "Ich hatte früher ein Bücher-Abo. Zweimal im Jahr bekam ich Lektüre aus Italien", sagt der gebürtige Apulier.

Den Türkisch-Islamischen Kulturverein werde er ebenfalls für einen Bücherschrank begeistern können, da ist sich di Gangi sicher. Auch Martina Seusers Unterstützung hat er: "Das fände ich prima, zumal man damit private Buchbestände abschöpfen und zugänglich machen könnte", sagt die Bibliotheksleiterin. Für die Rolle als Schrankbetreuerin, die der Migrantenvertreter der Bibliothek zugedacht hat, kann sie sich indes wenig begeistern: "Geben Sie uns eine zusätzliche halbe Stelle dafür, dann gerne", sagt Seuser mit Blick auf die Kontrollfrage, die jeder öffentliche Bücherschrank aufwirft: Wie verhindere ich, dass Extremisten dort ihre Schriften auslegen? Noch dazu in Sprachen, die für die meisten Langenfelder das sprichwörtliche Buch mit sieben Siegeln sind? Auch bei dem weitergehenden Ziel, einer um fremdsprachliche Abteilungen erweiterten Stadtbibliothek, macht Seuser den Zuwanderern wenig Hoffnung: "Die damalige Erfahrung mit den türkischen Büchern war doch sehr ernüchternd. Die Ausleihzahlen waren verschwindend gering. Nach ein paar Jahren haben wir die Bücher für 50 Pfennig das Stück verkauft." Die Bibliothekschefin setzt statt dessen auf den Ausbau des "Bibnets", den kreisweiten Verbund zur "Onleihe" von E-Books. Und auf Leseförderung, etwa in zweisprachigen Vorlesestunden. "Wenn wir zusätzliches Geld in die Hand nehmen könnten, dann am liebsten dafür", sagt Seuser.

(gut)
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