Monheim Flüchtlings-Patin hilft bei Behördengang

Monheim · PGR-Vorsitzende Ursula Budde betreut eine Familie aus Nigeria, die seit Dezember 2014 in Monheim lebt.

 Ursula Budde aus Baumberg (l.) ist Patin für die Familie von Edith Omorebi aus Nigeria. Nicht auf dem Foto sind die Zwillingstöchter.

Ursula Budde aus Baumberg (l.) ist Patin für die Familie von Edith Omorebi aus Nigeria. Nicht auf dem Foto sind die Zwillingstöchter.

Foto: RALPH MATZERATH

"Das Standesamt in Düsseldorf möchte, dass sie persönlich erscheinen und Ihre Geburtsurkunde im Original vorlegen", erklärt Ursula Budde geduldig. Die 65-Jährige sitzt im Wohnzimmer von Edith Omorebi, während sie dem Kindsvater per Handy die Wichtigkeit dieses Behördengangs für die Anerkennung der Vaterschaft darlegt. Der zehn Monate alte Praise, um den es hier geht, guckt derweil mit großen Augen hinter dem Rücken der Mutter hervor. Die Regelung solcher behördlichen Angelegenheiten, aber auch ganz praktische Alltagshilfe -das ist der Kern der ehrenamtlichen Patenschaft, die Ursula Budde seit fast einem Jahr für die Familie Omorebi innehat.

Als die Flüchtlingswelle zunahm, habe sie sich als Christin angesprochen gefühlt. "Ich wollte ganz konkret Betroffene kennenlernen." Hans-Peter Anstatt vom Integrationsbüro der Stadt vermittelte den Kontakt. Nachdem sie die damals hochschwangere Nigerianerin mit ihren Zwillingsmädchen bei einem Bummel über den Weihnachtsmarkt und dann zur Flüchtlingsunterkunft Rhenaniastraße begleitet hatte, überkam sie das Mitleid. "Sie lebten dort zu dritt in einem Zimmer und waren ganz allein."

Im April konnte Edith Omorebi mit ihren drei Kindern in eine städtische Wohnung im Berliner Viertel umziehen. Das Mobiliar besorgte Ursula Budde beim SKFM. Die dreijährigen Mädchen hat sie bei einer Tagesmutter untergebracht. "Solange der Junge noch nicht in einer Kita ist, kann seine Mutter leider kein Deutsch lernen", bedauert Budde. Die Plätze seien begrenzt. Die Verständigung ist nicht ganz einfach, weil Edith Omorebi Englisch mit starkem nigerianischem Akzent spricht, aber ihre Schriftsprache sei gut, so Budde. Inzwischen habe sie die 29-Jährige auch in eine Mutter-Kind-Gruppe im Eki-Haus vermittelt. Außerdem besuche die Christin sonntags den Gottesdienst der Pfingstgemeinde in Köln. Über die politischen Hintergründe ihrer Flucht weiß Budde nichts, das ist für sie auch nicht wichtig, sagt sie. "Frau Omorebi genießt eine Aufenthaltsgestattung, die alle drei Monate verlängert werden muss." Weil die Ausländerbehörde in Mettmann weit ist, erledigt Ursula Budde auch für andere Asylbewerber Behördengänge. "Ich werde des öfteren angesprochen, weil die Leute wissen, dass ich helfe", sagt sie lächelnd. Uneingeschränkt ist ihr Engagement aber nicht. Ihre Privatsphäre möchte sie schützen, deshalb habe sie die Familie bisher nicht zu sich nach Hause eingeladen. Die Anfrage des Kreises Mettmann, ob sie als ehemalige Lehrerin auch Deutschunterricht erteilen würde, hat sie abgelehnt. "Ich bin schon sehr ausgelastet."

Insgesamt gewinne die Flüchtlingshilfe allmählich an Struktur. "Wir sammeln alle noch Erfahrungen", sagt Budde, die auch Pfarrgemeinderats-Vorsitzende der katholischen Gemeinde ist. Mit der evangelischen Kirche wolle man jetzt ein gemeinsames Projekt für den Martinsmarkt initiieren. "Ich habe in der Gemeinde eine Liste mit potenziellen Helfern erstellt, aber insgesamt geht es nur langsam vorwärts", sagt sie. Eine 1:1-Betreuung der Flüchtlinge halte sie angesichts der Komplexität der offiziellen Wege für das gebotene Mittel. "Das ist eine Aufgabe für die nächsten Jahre."

(RP)
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