Analyse Flüchtlinge: Stadt unterstützt Schüler

Monheim · Die Integrationsbemühungen für die schulische und berufliche Bildung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen nehmen konkrete Formen an.

 Die jungen Flüchtlinge werden von Iris Wolf nicht mehr rund um die Uhr betreut. Sie besuchen inzwischen die Internationalen Klassen oder das Berufskolleg Opladen.

Die jungen Flüchtlinge werden von Iris Wolf nicht mehr rund um die Uhr betreut. Sie besuchen inzwischen die Internationalen Klassen oder das Berufskolleg Opladen.

Foto: Matzerath

Die Flüchtlingswelle ist abgeebbt. Die Zahl der in Monheim lebenden Flüchtlinge ist von von 663 (April 2016) auf 412 (im Leistungsbezug nach dem Asylbewerberleistungsgesetz) gesunken. Seit Oktober gab es keine neuen Zuweisungen mehr. "Im Moment erhalten wir keine, weil wir unsere Quote erfüllen", sagt Christiane Schärfke, Leiterin des Bereichs Ordnung und Soziales. Wenn die Zahl der Asylbewerber insgesamt gesunken ist, liegt das auch daran, dass die Zahl der Ausreisen bzw. Abschiebungen von Menschen aus den als sicheren Herkunftsländern eingestuften Balkanstaaten zugenommen hat. "Allein seit Anfang des Jahres sind neun Familien ausgereist (mit 37 Personen) und neun Einzelpersonen", sagt Schärfke. Einige Flüchtlinge aus den Maghrebstaaten, die abgeschoben werden sollten, seien allerdings untergetaucht.

Frank Nickel, Flüchtlingshelfer beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SkFM), sieht dadurch die Früchte seiner Arbeit gefährdet. Als er seine Stelle im März 2015 antrat, war es seine vorrangige Aufgabe, die Roma-Kinder, die zum Teil nicht alphabetisiert waren oder sehr lückenhafte Schullaufbahnen hatten, an die Schule zu binden. "Jetzt habe ich damit zu kämpfen, sie weiterhin zum Schulbesuch zu motivieren. Sie fragen sich, was das noch soll, wenn sie ohnehin abgeschoben werden." Insgesamt sei die Stimmung von Frust geprägt. Aus dem Umfeld der Niederstraße seien auch jüngst sehr viele Anwohnerbeschwerden an die Verwaltung herangetragen worden. Nachbarn beklagten sich über Kinder, die durch ihre Vorgärten liefen, Jugendliche, die ihre Kinder anpöbelten und viel herumliegenden Müll.

Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind dagegen inzwischen in Internationale Klassen, einige sogar in reguläre Klassen integriert oder besuchen das Berufskolleg Opladen. "Ihre Betreuung in den Wohngruppen am Holzweg konnten wir von einer rund-um-die Uhr- auf eine Sieben-Stunden-Betreuung reduzieren", sagt Friedhelm Haussels, Leiter des Allgemeinen Sozialdienstes. Nachts gibt es nur noch eine Rufbereitschaft. "Wir können uns auf die Jugendlichen verlassen", betont er. Die meisten hätten sich auch auf eigene Initiative Sportvereinen angeschlossen, ob Fitnesstudios, Boxclubs oder Fußballverein. Jetzt, nach der Clearingphase, sei man an einem Punkt, wo die Jugendlichen ihrer bisherigen Schullaufbahn entsprechend ausdifferenziert würden. "Das Problem ist dabei die Anerkennung der jeweiligen Zeugnisse, die nicht dem deutschen Niveau entsprechen - und immer noch die Sprachbarriere", so Haussels. Ein junger Afghane, der Chemie studieren wolle, beherrsche das Deutsch zwar schon gut, aber es reiche noch nicht, um den Vorlesungen folgen zu können. Diejenigen, die die Altersgrenze fürs Berufskolleg überschritten haben, könnten ihren Schulabschluss bei der VHS machen.

Während die Internationalen Klasen schon vor zwei Jahren etabliert wurden, mussten sich die Grundschulen bisher selber helfen. Insgesamt 38 Flüchtlingskinder werden an den vier überkonfessionellen Grundschulen unterrichtet. "Für die Primarstufe haben wir jetzt ein eigenes Konzept entwickelt, weil dort keine separaten Fördergruppen eingerichtet werden können", erklärt Bereichsleiter Peter Heimann. Die Schulen können drei unterstützende Bausteine abrufen: Lehrmaterial, Fortbildungen und Assistenz von Studenten, die auf Honorarbasis entlohnt werden. Seit dem zweiten Halbjahr 2017 sei die "IK Prima" am Start.

(RP)
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