Langenfeld/Monheim Firmen locken Azubis mit Kaubonbons und Kugelschreibern

Langenfeld/Monheim · Manchmal hilft es, die Sprache zu sprechen. Nicht Deutsch, Türkisch, Französisch oder so. Einfach die Sprache der Schüler. Umgangssprache. "Haste gute Noten? Biste gut in der Schule?", fragt einer vom Stand der Firma Wisag. Manchmal geht es dann voran, manchmal aber auch nicht.

 Wisag-Haustechniker Klaus Borgemeister erklärt Gianpiero Epicoco und Metin Varicioglo (v. li.) eine Klimaanlage.

Wisag-Haustechniker Klaus Borgemeister erklärt Gianpiero Epicoco und Metin Varicioglo (v. li.) eine Klimaanlage.

Foto: RALPH MATZERATH

Wisag Gebäude- und Industrieservice sucht Azubis. Der Schüler sucht eine Ausbildungsstelle. Aber der Schüler sagt nichts. Er nickt, und nickt dann noch mal. Vielleicht ist es für ihn gerade ein bisschen wie mit der ersten Freundin. Man will was voneinander, aber einer ist dann doch zu schüchtern. Gianpiero Epicoco kommt an den Stand, 16 Jahre, Anton-Schwarz-Schule in Monheim. Gianpiero möchte sich mal für ein Praktikum bewerben und nimmt sich einen Flyer. Dann hört er einfach noch etwas zu. Zuhören geht immer. Klaus Borgemeister ist bei Wisag Haustechniker und erklärt eine Klimaanlage. Das Eis ist gebrochen zwischen Firma und Azubi, und das ist es, worauf es hier eigentlich ankommt auf der BOB, der alljährlichen Berufs-Orientierungs-Börse, die gestern in der Langenfelder Stadthalle war.

110 Aussteller, also Firmen, haben sich dort vorgestellt. Sie alle sind auf der Suche nach Azubis und das riecht irgendwie süßlich. So wie Popcorn riecht, aber anscheinend gibt es nirgendwo Popcorn. Dafür aber Lutscher, Traubenzucker, Kaubonbons und Kugelschreiber. Wer Schüler an seinen Stand anlocken will, muss auch was Süßes anbieten.

Direkt am Eingang zur Stadthalle steht auch Jürgen Klopp, also Klopp aus Pappe. Er zeigt mit dem Finger auf den, der vorbeigeht. Weil Kloppo ja beim FC Liverpool Englisch spricht, würde er wohl sagen: "We want you"; wir wollen dich. Wir, das ist in diesem Fall Marcel Glaubacker von der Deutschen Vermögensberatung aus Heiligenhaus. Marcel Glaubacker trägt Hemd und Anzug. Die Schüler fragen ihn Sachen wie: "Was macht man da so in der Vermögensberatung?" Glaubacker erklärt dann, dass es zwei Wege gibt, also Studium oder Ausbildung und dass man fürs Studium gute Noten braucht, einen Abischnitt von 2,0 oder besser. Manchmal dauert es ein bisschen, bis die Richtigen vorbeikommen. Aber auch die kommen. Voriges Jahr fand die Hauptgeschäftsstelle der Deutschen Vermögensberatung hier zwei Praktikanten, einer von ihnen beginnt jetzt seine Ausbildung, sagt Marcel Glaubacker.

Ein paar Gänge weiter steht die Bundespolizei. Ungefähr 40 Schüler waren bis zum Mittag am Stand und haben Fragen gestellt, sagt Britta Rentmeister von der Bundespolizeiakademie. Mitten auf ihrem Tisch hinter den Schlüsselbändern, von denen sich jeder eins nehmen darf, klebt ein Schild: "Ausbildung auch ohne Abitur möglich". Zur Polizei mit Realschulabschluss, auch das wirkt wie ein Magnet.

(RP)
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