Noch 72 Tage . . . Dann Ist Weihnachten Fastenspeise wird zum Adventsgebäck

Langenfeld · Zehn Volkshochschüler backen Weihnachtsstollen nach Dresdner Art - und sind begeistert.

 Das sieht doch schon lecker aus: Reichlich Rosinen sind in dem Stollenteig des VHS-Kursus enthalten.

Das sieht doch schon lecker aus: Reichlich Rosinen sind in dem Stollenteig des VHS-Kursus enthalten.

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Hilden/Langenfeld Dieser Ziffer wohnt ein Zauber inne: J31570 war rasch ausgebucht. Erwartungsvoll betreten zehn Volkshochschüler in die Lehrküche der Theodor-Heuss-Schule an der Furtwängler Straße in Hilden. Gestandene Männer und Frauen, die sich heute etwas trauen: Zum ersten Mal wollen sie selber einen Weihnachtsstollen nach Dresdner Art backen. Bäckermeister und Kursleiter Roman Höckele kommt gleich zur sache. Am Ende des gut dreieinhalbstündigen Abends werde jeder Teilnehmer seinen eigenen Stollen mit nach Hause nehmen können. "Und nach drei Tagen dürfen sie ihn auch schon probieren", sagt Höckele, was mit einem kollektiven Seufzer der Erleichterung quittiert wird. In alten Rezepten und im Internet ist teilweise von einer mehrwöchigen Ruhefrist die Rede. Ganz ehrlich: Das hätte kaum jemand durchgehalten.

Wolfgang Müller schon gar nicht - denn er outet sich als Stollen-Fan: "Ich bin schon bis nach Köln gefahren - für ein gutes Stück Christstollen." Tanja Folke aus Hilden, Petra Krüger aus Langenfeld und Diana Lichte-Howanitz aus Haan haben sich als Trio angemeldet. Bisher haben sie sich nicht an das Schwergewicht adventlichen Backwerks herangetraut: "Jetzt, mit fachkundiger Anleitung, wollen wir etwas lernen."

Während der Vorteig in Ruhe und Wärme aufgeht, erzählt Höckele, wie sich der Stollen von einer ursprünglich beinahe Knäckebrot-ähnlichen Fastenspeise im 14. Jahrhundert zu etwas äußerst gehaltvollen entwickelt hat. "Zuvor war eigens der Papst um Erlaubnis gebeten worden, den Stollen anreichern zu dürfen." Heute zählt der Weihnachtsstollen zu den schweren Hefegebäcken - mit 30 Teilen guter Butter, 15 Teilen Nüssen und 50 Teilen Rosinen, Sultaninen und Orangeat. Waren mittelalterliche Prachtstollen 20 und mehr Kilo schwer und 1,50 Meter lang, so sind die Dimensionen heute auf moderne Haushaltsgrößen geschrumpft. "Wir werden Stollen von gut einem Kilo Gewicht backen", sagt Kursleiter Höckele und empfiehlt, das Gebäck in Portionen einzufrieren. So bleibe das Meisterstück länger frisch. Dann wird an zehn Arbeitsplätzen gerührt, probiert, gemischt, geknetet und gewalkt. Einer hat außer der Schürze, den drei Handtüchern und den Zutaten eine Packung Puderzucker mitgebracht: "Die werden wir heute nicht brauchen", sagt Roman Höckele.

Die fertigen Stollen kühlen fünf Minuten lang aus, während es nach Hefeteig, Nüssen, Rosinen durftet. Dann werden die Vierecke zwei Mal mit warmer, flüssiger Butter versiegelt und in Kristallzucker gewendet. Diese Kombination schützt den Weihnachtsstollen davor, auszutrocknen.

Der Puderzucker kommt eigentlich erst unmittelbar vor dem Verzehr darüber, weil er ansonsten alle Feuchtigkeit aus dem Stollen ziehen würde. "In alten Zeiten symbolisierte der Puderzucker das Christkind", sagt Höckele.

(RP)
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