Langenfeld Europas Städteplaner suchen neue Wege für Garath

Langenfeld · Neun Städte haben sich zusammengeschlossen, um ihre Stadtränder attraktiver zu gestalten.

 Matthias Herding führt den internationalen Besuch durch den Norden Garaths. Gemeinsam wollen sie Lösungen für den Stadtrand finden.

Matthias Herding führt den internationalen Besuch durch den Norden Garaths. Gemeinsam wollen sie Lösungen für den Stadtrand finden.

Foto: ANNE ORTHEN

In unregelmäßigen Abständen heben die beiden Männer vor dem Kiosk ihren Kopf und werfen einen argwöhnischen Blick auf die Gruppe. Die fremden Besucher sind den Anwohnern sofort aufgefallen. Die Kulisse für das Schauspiel ist wenig einladend, Fremde kommen hier selten vorbei. Um den Platz in Düsseldorf Garath stehen viele Ladenlokale leer, die Scheiben sind von innen notdürftig mit Pappe verhängt.

Die Stadt habe versucht, den Platz mit Bäumen und einem neuen Straßenpflaster aufzuwerten, berichtet Matthias Herding. Es klingt ein wenig so, als wolle er sich für den Anblick entschuldigen.

Die Leute, die um den Düsseldorfer Stadtplaner versammelt sind und interessiert seinen Ausführungen folgen, sind Teil einer Gruppe von internationalen Städteplanern. Neun europäische Metropolen wie Oslo, Barcelona und Düsseldorf haben ein gemeinsames Netzwerk gegründet, um zusammen nach Lösungen für ihre unattraktiven Stadtränder zu suchen. "In Antwerpen haben wir seit langem Probleme in den Außenbezirken. Wir haben immer nach Lösungen für unseren Stadtrand gesucht", berichtet die belgische Städteplanerin Isabelle Verhaert. Antwerpen initiierte das Städtenetzwerk mit dem etwas behäbigen Namen "Sub>urban. Reinventing the fringe" vor zwei Jahren. Es steht unter dem Dach der EU-Organisation Urbact. "Viele Städte in Europa machen ähnliche Erfahrungen wie Antwerpen. Wir möchten nach gemeinsamen Lösungsansätzen suchen", sagt Verhaert und zieht dann eilig ihre Kopfhörer auf, als Herding wieder in das Funkmikrofon spricht. "Haben Sie Ideen, wie dieser Platz aufgewertet werden könnte?", fragt er die Gruppe. Ja, Ideen haben die Besucher viele: Ein Spielplatz in der Mitte und günstige Mietverträge für junge Firmen werden vorgeschlagen. Vermieter, die ihre Ladenlokale leerstehen lassen, sollten härter besteuert werden, schlägt eine spanische Expertin vor.

Da, wo die angereisten Städteplaner zu Hause sind, sehen die Stadtränder ähnlich aus. In den vergangenen Jahrzehnten fokussierten sich viele Städte auf die Entwicklung der Innenstadt. Jetzt suchen sie nach Möglichkeiten, wie die Außenbezirke wieder attraktiver werden können. "Es ist eine große Chance, mit so vielen Experten aus anderen Städten zu sprechen", betont der Italiener Pietro Salmone. Er ist mit seiner Kollegin aus Neapel nach Düsseldorf gereist. Für eine Stadtführung durch die Altstadt bleibt trotzdem keine Zeit. Die Fachleute lernen auf den Tagungen in den anderen Städten immer nur die Außenbezirke kennen. "Es ist entscheidend, Erfahrungen zu den Stadträndern auszutauschen", erklärt Salmone.

Als alle Ideen ausgetauscht sind, lässt die Gruppe den Platz und die beiden Männer hinter sich. Der Rundgang durch Garath soll die alltäglichen Probleme des Stadtteils zeigen. Die Unterführung beim S-Bahnhof sei zu dunkel, viele Geschäfte gingen ein, stellt Herbing auf der Tour fest. Besonders der Ruf, der Garath vorauseilt, sei ein Problem. "Manche Düsseldorfer waren noch nie hier", berichtet er.

Der Stadtteil wurde in den 60er Jahren als Reaktion auf den starken Wohnungsmangel geplant. In wenigen Jahren wuchs auf der Fläche ein gänzlich neuer Stadtteil. Heute leben deutlich weniger Menschen in dem Viertel, als anfangs geplant, die Arbeitslosigkeit ist hoch.

Das Netzwerk beschreibt die allgemeinen Probleme der Vorstädte auf seinem Flyer: Wenig qualitativer Platz für die Gemeinschaft, keine Interaktion zwischen den Bewohnern und fehlende Investitionen seien demnach typisch für die Außenbezirke, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Die Lösungsansätze sind ebenso vielfältig. Der Stadtrand soll zum Beispiel durch mehr Sportplätze, eine bessere Anbindung an den Stadtkern und öffentliche Grünflächen aufgewertet werden.

Seit Montag tagen die Fachleute in Düsseldorf. Sie vernetzen sich in Arbeitsgruppen, tauschen Erfahrungen aus und hören Vorträgen zu. Am Dienstag fand eine weitere Führung durch Düsseldorf Rath statt.

Bis Mai 2018 möchten alle Städte ihre konkreten Pläne in einem Aktionsplan festhalten. Für Garath hat Düsseldorf das Handlungskonzept Garath 2.0. entwickelt. Die Umsetzung der Maßnahmen soll noch in diesem Jahr beginnen.

(RP)
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