Kreis Mettmann Es ist . . . ein Mädchen !

Langenfeld · Es ist schon etwas merkwürdig. Wenn man die Neue im Neanderthal-Museum etwas zu lange ansieht, denkt man sofort: "Eigentlich müsste sie jetzt aufstehen und etwas sagen", sagt Bärbel Auffermann, stellvertretende Direktorin. Doch das Reden muss die Neue erstmal der Frau Doktor überlassen.

 Das Museum hat das Mädchen "Kina" nach der Fundstelle "La Quina" in Frankreich getauft.

Das Museum hat das Mädchen "Kina" nach der Fundstelle "La Quina" in Frankreich getauft.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Es ist schon etwas merkwürdig. Wenn man die Neue im Neanderthal-Museum etwas zu lange ansieht, denkt man sofort: "Eigentlich müsste sie jetzt aufstehen und etwas sagen", sagt Bärbel Auffermann, stellvertretende Direktorin. Doch das Reden muss die Neue erstmal der Frau Doktor überlassen.

Die weiß aber alles über die Neue, die auch gar nicht die Neue heißt, sondern "Kina". Schreibt sich wie Kino, nur mit "a" am Ende, also ganz einfach zu merken. Ist aber nicht wirklich zufällig gewählt der Name. Denn Kina wurde in La Quina in Frankreich gefunden. Genauer gesagt: Forscher fanden Teile ihres Schädelknochens. Unter einem Felsvorsprung bei La Quina wurde die Leiche des Mädchens vor ungefähr 65 000 Jahren abgelegt, möglicherweise beerdigt.

Von den erhaltenen Schädelknochen haben die beiden niederländischen Bildhauer Alfons und Adrie Kennis einen Abdruck erhalten. Darauf haben sie künstliche Muskeln, Sehnen und Haut aufgetragen. "Das Verfahren kommt dem Original sehr nahe, genau so könnte das damals etwa sieben Jahre alte Mädchen ausgesehen haben", sagt Bärbel Auffermann. Mehr als drei Monate haben die Künstler an dem 1,20 Meter Modell gearbeitet. Die Form der Haare - ein wenig wirr, dunkelbraun und zu zwei Zöpfen gebunden - haben sich die Niederländer allerdings ausgedacht.

Nicht ausgedacht, sondern nachgedacht über die Kleidung hat Museums-Mitarbeiter Till Knechtges. Kina trägt leichte Sommerkleidung aus Leggins und Tunika, die aus Knochenpfriem und Tiersehne genäht wurde. Die Tunika ist aus echten Hirschleder - noch kurz vor der Präsentation gestern hat Knechtges letzte Hand angelegt. Denn so eine Kleidung könnten auch die Neandertaler getragen haben. Von den frühen Völkern Eurasiens und Nordamerikas ist jedenfalls bekannt, dass sie sich so kleideten. Die lebensechten Figuren haben im Neanderthal-Museum schon Tradition. Weltbekannt ist "Mister N", der das Bild vom keulenschwingenden recht tumben Vorzeitmenschen in den vergangenen Jahren revolutioniert hat. Gelungen ist auch der Anzug tragende "Mister 4%", der anschaulich beweist, dass Neandertaler in der heutigen Gesellschaft gar nicht mal auffallen würden. Nur sprechen kann Kina immer noch nicht. Aber richtig nett lächeln. wie

(RP)
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