Kreis Mettmann Erkrather Fachfrauen empfehlen spannende Bücher

Kreis Mettmann · Gastgeberin eines spannenden Leseabends mit Vorstellung alter und neuer Autoren war Anne Heimansberg-Schmidt, seit etwa sechs Monaten Leiterin der Stadtbücherei Erkrath. In der Hochdahler Dependence im Bürgerhaus stellten an diesem Abend außerdem Ursula Moldon, Leiterin der Volkshochschule, und Elke Nußbaum, kulturengagierte Bürgerin, aktuelle Lieblingsbücher vor.

Dieser Vorleseabend hatte 2016 schon einmal stattgefunden. Damals war Gabriele Gincel-Reinhardt, die ehemalige Stadtbücherei-Leiterin, noch dabei. Spannend war der Abend diesmal auch deshalb, weil die Zuhörer nicht wissen konnten, welche Autoren vorgestellt wurden. Die Auswahl war das Geheimnis der drei Vortragenden. Schon die erste Vorstellung war eine Überraschung, denn Moldon stellte "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift vor, geschrieben vor 300 Jahren. "Heute so aktuell wie damals", sagt Moldon. Wer glaubte, dieses Buch seit Kindertagen zu kennen, liegt falsch. Denn die VHS-Leiterin wusste zu berichten, dass der Ire Swift, der ein katholischer Geistlicher war, in seinem zum Kinderbuch degradierten Buch die englische Gesellschaft und die Verantwortungslosigkeit der Obrigkeit einschließlich der Königin derart kritisierte, dass sein vierbändiges Buch mehrmals gekürzt wurde und er schließlich in Armut starb.

Anne Heimansberg-Schmidt stellte den bekannten und auch gleichzeitig unbekannten Hermann Hesse vor. Vor allem das im Jahr 1908 geschriebene frühe Werk des Schriftstellers, "Freude am Garten", hatte es der Vorleserin und den Zuhörern angetan. In dem Buch beschreibt der Nobelpreisträger seine neu entdeckte Liebe zur Gartenarbeit rund um sein Wohnhaus in Gaienhofen am Bodensee. Heimansberg-Schmidt wusste, dass dieses Haus seit etwa zehn Jahren wieder zu besichtigen ist. Außerdem empfahl sie "Hesses Frauen". Das Buch beschreibt sein Leben mit seinen drei Ehefrauen.

Nahezu Gegenwart war die Vorstellung der Schriftstellerin Silvia Bovenschen, die 2017 in Berlin gestorben ist. Elke Nußbaum überzeugte mit diesem Geheimtipp. Die aus Oberbayerin stammende Feministin Bovenschen, die in Frankfurt bei Theodor Adorno Literaturwissenschaften studierte, hat sich als Krimiautorin probiert, in Science Fiction und schließlich mit lesenwerten Romanen und Lebenserinnerungen. Als die MS-Krankheit von Silvia Bovenschen Besitz ergriff, siedelte sie zu ihrer Freundin Sarah Schumann nach Berlin über. Dort schrieb sie unter anderem die Bücher "Älter werden" und "Sarahs Gesetz", die menschliche Schwächen mit Augenzwinkern und Verständnis beschreiben. Zu diesen Gesetzen gehörte die unumstößliche Vorschrift, im Haushalt nur Tassen oder Becher ohne Untertasse zu benutzen. Sie seien überflüssig, hatte Sarah bestimmt, und sie füllen nur unnötig die Spülmaschine.

(RP)
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