RP-Serie Schulnamen (3) Erich Kästners Helden sind die Kinder

Langenfeld · Die Langenfelder Grundschule, die den Namen des großen Schriftstellers trägt, legt viel Wert auf Sprachförderung.

Auf der Webseite, den Briefköpfen und im Foyer der zweizügigen Grundschule mit zurzeit rund 170 Schülern zieht es seine Bahn: das knallbunte, offene Propellerflugzeug mit einem Cockpit voller Kinder. "Das fliegende Klassenzimmer" ist zu einem optischen Markenzeichen der Langenfelder Erich-Kästner-Schule am Fahlerweg geworden. Seit 1989 heißt die evangelische Grundschule in Immigrath nach dem bekanntesten deutschen Kinderbuchautor.

Die damaligen Eltern und Kinder wollten mit der Namenswahl zum einen an die Geschichte der Schule erinnern, die viele Jahrzehnte kein eigenes Gebäude besaß und ihre Kinder in "fliegenden Klassenzimmern" über die Stadt verteilte. Erst als die katholische Grundschule 1969 in einen Neubau zog, übernahm die evangelische Grundschule das alte Schulgebäude - und gab sich 20 Jahre später den Namen Erich Kästners. Sie ist eine von knapp 170 Erich-Kästner-Schulen in Deutschland.

An den Schöpfer von Pünktchen und Anton, Emil und den Detektiven sowie dem doppelten Lottchen erinnert in der Schule ein eigener Flur mit Aushängen. 1933 hatte Kästner auf dem Platz neben der Staatsoper in Berlin als einziger von 24 verfemten Schriftstellern dabei zugesehen, wie die Nationalsozialisten unter Führung von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels auch seine Bücher ins Feuer warfen. Fortan durfte Kästner in Deutschland kein Buch mehr publizieren - wohl aber im Ausland. Und unter einem Pseudonym ("Bertholt Bürger") verfasste er in den 1940er Jahren das Drehbuch zur Verfilmung von "Baron Münchhausen".

1933 war das Jahr, in dem Kästner seinen Erfolgsroman "Das fliegende Klassenzimmer" veröffentlichte - der heute das Erscheinungsbild der Langenfelder Grundschule bestimmt. Darin geht es um Freundschaft, Mut und Familie. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte Kästners zwischen 1928 und 1933 erschienene Kinderbücher das zentrale Werk des Autos. Alle Kinder und Jugendlichen der damaligen Zeit hätten die Erzählungen verschlungen. Denn erstmals schrieb da jemand in ihrer Sprache - auf Augenhöhe der Kinder. Die Orte der Handlung lagen nicht irgendwo im Wilden Westen, sondern mitten in Berlin. Und Kinder waren die Helden in den Geschichten.

So wie an der Erich-Kästner-Grundschule am Fahlerweg. Wie bei Kästner geht es auch dort um die Kraft der Sprache. Es gibt eine spezielle Fördergruppe für Kinder, die noch kein oder nur wenig Deutsch können. Das sind nach Beobachtungen der Lehrer nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund. Manchmal fehle auch anderen Kindern die Fähigkeit, sich angemessen ausdrücken zu können. Im Sinne des großen Namensgebers sollen diese Defizite möglichst umfassend ausgeglichen werden. Zudem arbeiten neben den acht Klassenlehrerinnen im Rahmen der Inklusion zwei Sonderpädagoginnen an der Erick-Kästner-Schule.

(dne)
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