Langenfeld Er sorgt immer für den richtigen Ton

Langenfeld · Wenn Klavierstimmer Martin Pyschny in die Stadthalle kommt, geht es vor allem um Klang - aber auch um Mechanik

 Klavierstimmer Martin Pyschny hält die Stimmgabel an den Klangkörper und lauscht den Tönen.

Klavierstimmer Martin Pyschny hält die Stimmgabel an den Klangkörper und lauscht den Tönen.

Foto: RALPH MATZERATH

Auf den ersten Blick sieht der Werkzeugkasten von Martin Pyschny ganz normal aus. Bei näherer Betrachtung gibt es allerdings Ungewöhnliches zu entdecken. Die Stimmkeile zum Beispiel sieht aus wie ein grober Kamm, ist aber zum Abdämpfen von Saiten gedacht. Der Stimmhammer ist eher eine Art Schraubendreher, mit der die Saiten in einem Piano oder Klavier stimmen lassen.

Auch Filzstreifen, Gummidämpfer und allerlei anderer Kleinkram sind in der Kiste, ohne die der 48-Jährige nicht arbeiten kann. Das wichtigste Werkzeug für seine Tätigkeit ist allerdings sein Ohr - und die Stimmgabel. Mit ein paar wuchtigen Schlägen auf sein Knie bringt er das Metall zum Schwingen und Klingen. Dann hält er es an den Rahmen des Klaviers in der Stadthalle, das gestimmt werden soll. Wichtig sei dabei, dass die Stimmgabel eine Frequenz von 440 Hertz habe - für den Kammerton A.

"Das ist die Grundlage für die weitere Stimmarbeit", sagt Pyschny. Jedes Klavier habe 88 Tasten und etwa 230 Saiten mit mehreren Tonnen Zugkraft. "Und jede einzelne muss gestimmt und gegebenenfalls korrigiert werden." Das ist bisweilen eine ganz schön kleinteilige Arbeit. Der Aufbau eines Klaviers ist komplex. Die Mechanik sorgt dafür, dass bei Tastenanschlag Saiten zum Klingen gebracht werden. "Es gibt im Grunde drei Kernbereiche: akustische Anlage, Mechanik und Klaviatur", sagt Pyschny. Alles zusammen ergibt am Ende den individuellen Klang des Instruments." Dieser müsse vor allem sauber sein - ohne Trommeln und ungewollte Nachklänge. "Das ist alles Einstellungssache", meint der Experte. Nach seinem Abitur lernte er den Beruf des Klavier- und Cembalobauers. Grund für den Berufswunsch war auch sein ehemaliger Lehrer, der im Unterricht intensiv den Aufbau von Instrumenten behandelte.

"Diese Grauzone zwischen Kunst und Handwerk hat mich irgendwie fasziniert", sagt er. Er kann Klaviere und Flügel allerdings nicht nur bauen, reparieren und stimmen, sondern auch spielen. In Burscheid betreibt er das Klavierhaus Pyschny. Seit vielen Jahren stimmt er für die Schauplatz Gmbh Klaviere. Auch Musikschulen aus der Region gehören zu seinen Kunden - und private Auftraggeber.

"90 Prozent meiner Arbeit sind im Außendienst", meint der 48-Jährige. In Langenfeld sei er vor jeder Veranstaltung, bei dem die Instrumente zum Einsatz kommen. "Schon die Temperatur, Positionswechsel und Luftfeuchtigkeit sind Faktoren, die ein Klavier verstimmen können." Im "normalen Hausgebrauch" reiche es, einmal pro Jahr nachzustimmen.

Sein Beruf brachte ihm auch die Zusammenarbeit mit interessanten Persönlichkeiten. Für Justus Frantz stimmte er den Flügel - und für Götz Alsmann. "Das ist das Spannende an meinem Job", sagt er. "Zum einen muss ich immer interpretieren, was der Pianist sagt und wie er den genauen Klang des Instruments haben will und außerdem lerne ich viele verschiedene Leute kennen."

Man brauche ein gutes Gehör, Sinn für Mechanik und Geduld für die feinmotorischen Arbeiten, sagt Pyschny. "Das ist eine Wissenschaft für sich." Dann zückt er die Stimmgabel. Noch ist einiges nachzustimmen. "Oft geht es nur um Nuancen", meint er, "aber auch die sind für ein gelungenes Konzert entscheidend.

(RP)
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