Langenfeld E-Autos: Stadt hält an Zielmarke 1000 fest

Langenfeld · Eine Million Elektro-Autos in Deutschland bis 2020? Während die Kanzlerin das selbstgesteckte Ziel aufgegeben hat, bleibt Bürgermeister Schneider dabei: Bis 2022 sollen 1000 E-Autos in Langenfeld fahren. Zurzeit sind es knapp 100.

 Bürgermeister Frank Schneider (r., mit Werner Berghüser, Chef Briefverteilzentrum Langenfeld) zeigt sich vom "Street-Scooter" angetan. Zwei der Elektro-Fahrzeuge (mit anderem Aufbau) schafft die Stadt jetzt für ihren Betriebshof an.

Bürgermeister Frank Schneider (r., mit Werner Berghüser, Chef Briefverteilzentrum Langenfeld) zeigt sich vom "Street-Scooter" angetan. Zwei der Elektro-Fahrzeuge (mit anderem Aufbau) schafft die Stadt jetzt für ihren Betriebshof an.

Foto: Stadt

Der "Street-Scooter" hat es Frank Schneider angetan. Der gelbe Transporter mit Elektro-Antrieb, ein Eigenfabrikat der Deutschen Post, geht in Sachen Stückzahlen ab wie Schmitz Katze. Mehr als 2000 sind deutschlandweit bereits im Einsatz. Und: Die Post produziert ihn nicht nur für sich selbst, sondern nun auch für Fremdfirmen. In Langenfeld setze sein Unternehmen mindestens vier der Scooter ein, kündigte Werner Berghüser, Chef des Briefverteilungszentrums im Fuhrkamp, an. Das war auf einem Testgelände für die Vehikel bei Aachen. Mit dabei: Langenfelds Bürgermeister. "Die Erfolgsgeschichte dieses Autos zeigt, wie viel Potenzial in der Elektromobilität steckt", sagt Frank Schneider. Die Stadt habe den Scooter für ihren Betriebshof getestet und werde nun zwei davon anschaffen - mit den Haushaltsmitteln, die eigentlich für neue Transporter mit Verbrennungsmotor vorgesehen waren.

Der Schwenk hat seinen Grund: Bis 2022 sollen in Langenfeld 1000 Elektro-Autos herumfahren - dieses Ziel hat Schneider vor drei Jahren ausgerufen. Da will, ja muss die Stadtverwaltung mit gutem Beispiel vorangehen. "Künftig wird bei jeder Anschaffung eines Fahrzeugs ohne Elektroantrieb zu begründen sein, warum ein solches nicht in Frage kommt", kündigte der Verwaltungschef eine entsprechende interne Rathaus-Richtlinie an.

Die Zielmarke 1000 orientiert sich an der Zahl, die die Bundesregierung im Jahr 2010 an einen damals noch recht fernen Horizont pinselte: Bis 2020 sollten es eine Million Elektroautos in Deutschland sein. Rein rechnerisch würde dies für Langenfeld 600 E-Vehikel bedeuten. Schneider hat daraus 1000 gemacht, erreichbar zwei Jahre später.

Allerdings ist Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht dafür bekannt, dass sie an Wunder glaubt. Deshalb sagte sie im Mai: "So, wie es im Moment aussieht, werden wir dieses Ziel nicht erreichen." Es dürften Zulassungszahlen wie die aus dem Kreis Mettmann sein, die die Kanzlerin zur Zielaufgabe bewogen haben. Danach waren Anfang 2017 von den insgesamt 332.000 zugelassenen ME-Fahrzeugen 247 reine Elektro-Autos - ein Anteil von 0,7 Promille. Zählt man die hybriden hinzu (teils E-Antrieb), kommt man laut Zulassungsstatistik auf 1555 Fahrzeuge (4,7 Promille). Das ist weit entfernt von den 5000 E-Autos, die nach Merkels Ex-Ziel in drei Jahren rechnerisch auf ME entfallen müssten. In Langenfeld sind nach Angaben des städtischen Klimaschutzmanagers Jens Hecker derzeit "knapp 100" Elektroautos unterwegs. In fünf Jahren also soll sich dieser Wert verzehnfacht haben - hält Schneider an diesem Ziel fest? "Natürlich", sagt der 53-Jährige. Die Stadt jedenfalls trage das ihr Mögliche dazu bei, etwa mit inzwischen vier öffentlichen Ladestationen und Gratis-Parken für E-Autos. "Diese Infrastruktur werden wir jetzt ausbauen", sagt der Verwaltungschef. Wegen der Dieselkrise spüre er Rückenwind für die Elektromobilität insgesamt und somit auch das Langenfelder 1000er Ziel.

Im städtischen Fuhrpark sind laut Hecker aktuell sechs der insgesamt 76 Kraftfahrzeuge (inkl. Gabelstapler, Kehrmaschinen etc.) "Stromer". "Für einige Fahrzeuge kommt Elektro noch gar nicht in Frage", sagt Hecker. Müllautos zum Beispiel brauchen mehr Power, als die Technik derzeit liefern kann. Für die meisten privaten Autofahrer ist es neben der dürftigen Reichweite von E-Autos deren Preis, der sie vor dem Umstieg zurückschrecken lässt. "Die Wirtschaftlichkeit bleibt auch für uns wichtig", versichert Schneider: "Bei den Street-Scootern ist sie auf jeden Fall gegeben."

(gut)
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