Moritz Körner "Drohnen für den Einkauf - warum nicht"

Langenfeld · Die Langenfelder FDP und ihr Vorsitzender befassen sich heute auf ihrem Stadtparteitag mit dem Thema Digitalisierung.

Herr Körner, Sie halten heute Ihren Stadtparteitag im SGL-Bewegungszentrum ab. Ist das denn der passende Ort? Noch schlanker als die 3,8 Prozent, die die FDP bei der letzten Ratswahl vor zwei Jahren holte, werden Sie doch kaum werden wollen, oder?

Körner Das nicht, aber dafür fitter, stärker und ausdauernder. Bei 50 Mitgliedern brauchen wir ja nicht die Stadthalle anzumieten.

Inhaltlich wollen Sie sich auf dem Parteitag vor allem mit dem Thema Digitalisierung befassen. Wo besteht aus FDP-Sicht speziell in Langenfeld Handlungsbedarf?

Körner Der digitale Fortschritt verändert unser Privatleben, unsere Arbeitswelt und unsere Wirtschaft nachhaltig. Damit die Menschen die Chancen der Digitalisierung nutzen können, muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen, auch in Langenfeld. Dazu gehören Apps mit Informationen und Öffnungszeiten für städtische Einrichtungen oder Social Media für die Verwaltung, damit einfach und modern mit dem Bürger kommuniziert werden kann.

Noch wichtiger für den Standort Langenfeld erscheint mir die Wettbewerbsfähigkeit des Einzelhandels. Das Konzept "Future City", das der der städtische Citymanager vorantreibt, müsste doch in Ihrem Sinne sein, oder?

Körner Na klar. Die Idee etwa eines Chips, auf dem Einkäufer beim Shoppen in Langenfeld Guthaben für Vergünstigungen ansammeln können, ist prima. Ebenso die Bündelung der Online-Aktivitäten auf einer gemeinsamen Händler-Plattform - bis hin zu kompletten Online-Shops, die mit den Straßenläden verzahnt sind. Hier ist die Stadt auf einem sehr guten Weg, und das wollen wir weiter vorantreiben. Außerdem sollte die Verwaltung in Zukunft ständig über Entwicklungen im Bereich Digitalisierung berichten, damit die Politik schnell handeln kann und wir in Langenfeld Vorreiter bleiben.

Als Vorsitzender der Jungen Liberalen NRW haben Sie kürzlich neue Regeln für den Luftverkehr von Drohnen gefordert. Ist das nicht sehr Science-Fiction?

Körner Keineswegs. Online-Händler wie Amazon testen doch bereits die Warenzustellung mit Drohnen. In Deutschland macht das unter anderem DHL.

Was stellen Sie sich für Langenfeld vor? Der Pizzadienst wird ja wohl kaum über den Luftweg kommen.

Körner Auf längere Sicht würde ich sogar das nicht ausschließen. Aber es gibt näherliegende Produkte für den Transport durch Drohnen. Nehmen wir Medikamente. In Wiescheid gibt es keine Apotheke. Warum sollten Medikamente nicht irgendwann einmal über den Luftweg befördert werden? Vielleicht wird man mal sagen: Und für solch eine Kleinigkeit mussten wir uns früher über die verstaute Hardt in Richtung Langenfeld quälen!

Was kann die Politik hier tun?

Körner Spezielle Flugzonen und Luftkorridore für unbemannte Drohnensystem schaffen. Deshalb schlagen wir Julis Flugzonen für die private Nutzung, die Reservierung von Luftraumkorridoren für den gewerblichen Drohnenverkehr in staatlicher Lizenz und eine Drohnenleitstelle vor, die die Luftraumbewegungen von Drohnen koordiniert.

Wie soll letzteres funktionieren?

Körner Zum Beispiel durch eine App, über die man ohne größere Umstände Flugzeit, -start und -ziel einer Drohne anmelden kann.

Was halten Sie von Drohnen-Rennen als Freizeitvergnügen? Wettbewerben, bei den Quadrocopter-Piloten ihre Flugobjekte durch Einkaufszentren oder stillgelegte Industriehallen jagen?

Körner Warum nicht, wenn's gefällt. Sollten Eigentümer geeigneter Immobilien oder Areale sich für diesen Trend interessieren, dann sollten ihnen die Behörden keine Steine in den Weg legen. Wichtig ist bei alldem - ob für den Warenverkehr, die Freizeitindustrie oder weitere denkbare Einsatzmöglichkeiten - Rechts- und Planungssicherheit. Und die muss die Politik durch entsprechende Gesetze und Verordnungen schaffen. Ohne den Unternehmergeist einzuengen, versteht sich.

In knapp zehn Monaten wird der Landtag neu gewählt. Mit dem Drohnenthema allein werden Sie gegen Rot-Grün wohl kaum punkten. Womit wollen Sie angreifen?

Körner Die Verkehrsinfrastruktur wird sicher ein Thema sein, die rote Laterne von NRW beim Ländervergleich im Wirtschaftswachstum, aber auch der Kommunal-Soli, der steuerstarke Städte wie Langenfeld oder Monheim um die Früchte ihrer wirtschaftsfreundlichen Standortpolitik bringt. Und natürlich werden wir den Finger auf die Wunde Schulpolitik legen, auf Unterrichtsausfall, vakante Schulleiterstellen und eine chaotische Inklusion.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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