Monheim Ditib will Jugend verstärkt einbinden

Monheim · Am künftigen Monheimer Moschee-Standort auf dem alten Freibadgelände will die Türkisch-Islamische Gemeinde mehr integrative Angebote im Sinne einer besseren Orientierung und Unterstützung ihrer Mitglieder machen.

Kleinkinder-Spielgruppen, das Wohltätigkeitsfrühstück, bei dem Spenden für soziale Projekte gesammelt werden, Mädchentreffs, Religionsunterricht für Kinder aller Altersgruppen, von dem bunte Bilder an den Wänden zeugen. Das Konzept der örtlichen Gemeinde des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib für die zukünftige Arbeit am neuen Moscheestandort unterscheidet sich formell wenig von dem christlicher Gemeinden. "Die Stadt hat uns dabei Formulierungshilfen gegeben", räumt Ramazan Akcora ein. Die Kapitel, auf die es ankomme, seien natürlich diejenigen über den Beitrag, den der Verein zur Integration leisten wolle. "Uns ist es wichtig, das Miteinander zu betonen und kulturelle Eigenheiten und Wertevorstellungen zu akzeptieren", heißt es.

Um seinen Mitgliedern die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern, biete die Monheimer Ditib-Gemeinde Orientierung und Unterstützung. "Wir sind mit Feuerwehr und Polizei in Kontakt und organisieren Vorträge über Brandschutz oder Verkehrserziehung", sagt Akcora. Viel Nachfrage bestehe auch nach gesundheitlichen Themen. So hätten schon Ärzte über typische Krankheitsbilder im Alter, wie Diabetes und Herzleiden referiert.

Abgesehen von einigen Einzelveranstaltungen, wie dem Tag der offenen Moschee, dem gemeinsamen Fastenbrechen oder "Monheim kocht bunt" werde die Moschee aber nur selten von Nichtmitgliedern besucht. "Dabei ist unser Imam so ausgebildet, dass er seine Predigten auf deutsch halten kann", so Akcora. Als dieser vor einem Jahr angefangen habe, sei er "positiv geschockt" gewesen, als dieser plötzlich Deutsch sprach.

Künftig wolle der Verein vor allem mehr die jungen Leute einbinden. "Wir können den Jugendlichen bisher keine eigenen Räume bieten, die wollen nicht mit Vater und Onkel im gleichen Raum sitzen." Sie sollen befähigt werden, selbstständig Pläne zu entwickeln und umzusetzen. Er würde es begrüßen, wenn die religiöse Unterweisung im Koran in die Schulen verlagert werden könnte, denn der Verein habe dafür im Grund nicht genügend Platz. "Es können nicht alle Kinder kommen." Auch an Sprachkurse ist gedacht. Er wisse, wie wichtig die Sprache für die Integration sei. Seine Eltern hätten nur türkisch gesprochen, er beurteilt seine eigenen Deutschkenntnisse als mittelmäßig. Seine Tochter aber habe Abitur gemacht, sein Sohn einen Realschulabschluss. Auch wenn viele der Senioren gut die Hälfte des Jahres in der Türkei verbringen, möchte der Verein diesem Personenkreis gerne mehr Angebote machen können. "Für viele ist der Weg von ihrer Wohnung zur Niederstraße aber zu weit, die alten Leute haben oft kein Auto", sagt der Vorsitzende. Insofern erleichtere der künftige Standort im Berliner Viertel ihnen den Zugang. Im geplanten Konferenzsaal hofft der Verein mehr Raum für familiäre oder religiöse Feste, wie das Fastenbrechen, zu haben.

Akcora ist erleichtert, dass CDU und SPD das Bürgerbegehren gegen die städtischen Zuschüsse aufgegeben haben. "Sonst wäre unsere ganze Arbeit futsch gewesen." Er erinnert daran, dass sein Verein seit seiner Gründung nicht einen Cent von der Stadt erhalten haben. Thomas Dünchheim, der Vorgänger von Daniel Zimmermann, habe ihm nicht einmal einen Termin gegeben.

Der Vorstand beginnt jetzt Geld zu sammeln. Denn die Gemeinde wird den Moscheeneubau allein aus Spenden finanzieren. "Wir wollen keinen Kredit aufnehmen", sagt Akcora. Zunächst klappert er mit seinem Spendenaufruf die Ditib-Vereine der Umgebung ab. "Vom Dachverband kriegen wir kein Geld, der steht uns nur beratend zur Seite", sagt er. Auch das Gemeindeleben wird allein aus Mitgliederbeiträgen bestritten. "Die werden freiwillig bezahlt, einige haben den Beitrag (10 Euro/Monat) jetzt freiwillig erhöht." Geplant sei, Anfang 2018 mit dem Bau zu beginnen. "Wenn wir in vier Jahren fertig sind, bin ich froh."

(RP)
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