Langenfeld Dienstschafe grasen Langenfelder Wiesen ab

Langenfeld · Diese städtischen Bediensteten kennen keine Stechuhr, sind genügsam, brauchen bloß Kost und Logis. Seit dem Sommer sind Shaun, Shirley und 18 weitere Schafe für die Stadt Langenfeld im Einsatz.

 Über die schnuckeligen Dienstschafe freut sich nicht nur Ingo Reiners, Meister beim städtischen Kanalbetrieb.

Über die schnuckeligen Dienstschafe freut sich nicht nur Ingo Reiners, Meister beim städtischen Kanalbetrieb.

Foto: RALPH MATZERATH; Fred Schambil

Tiefbauamtsleiter Franz Frank freut sich über den vierbeinigen Zuwachs in seiner Behörde. "Wie es ihr Name sagt, sehen die Tiere schnuckelig aus und werden von Bürgern gerne gesehen." Vor allem aber ersparten die blökenden Außendienstler Gärtnerkosten. "Ohne die Schafe müssten wir 45.000 Euro mehr für die Pflege unserer 23 Regenrückhaltebecken ausgeben". Etwa zwei bis drei Wochen sind die Heidschnucken auf einem Gelände, dann werden sie zum nächsten Einsatzort gebracht.

Ihr Stall steht auf dem Gelände hinter der Hundepension an der Hildener Straße in Richrath. "Arche" nennt Reiners den weiß lackierten Schüttgut-Container mit dem Holzaufbau. Tatsächlich hat der Schuppen in Stahlwanne etwas von Noahs Hausboot. Allerdings, ohne den alttestamentarischen Ansprüchen an die Artenvielfalt zu genügen: Zumindest was Wirbeltiere angeht, sind die Schafe unter sich. "Die Arche haben unsere ,Schafwarte' Lars Hutmacher und Henri Thiele selbst zusammengezimmert", erzählt Reiners. Die beiden jungen Kollegen waren es auch, die ihre Vorgesetzten vom Kauf der Heidschnucken im Frühjahr überzeugten. 2000 Euro hat der Kämmerer für die 20 Wollviecher hingeblättert. "Hinzu kommen etwa 3000 Euro jährliche Nebenkosten für Tierarzt, Winterfutter et cetera", sagt Amtsleiter Frank. Im Vergleich zu den 50.000 Euro Gärtnerkosten, die sonst anfielen, war die Sache geritzt.

Hutmacher und Thiele kümmern sich nach Beobachtung von Reiners mit viel Herzblut um die Tiere: "Die machen das richtig top!" Die beiden Kollegen seien bauernhofnah aufgewachsen. "Das merkt man. Auch in ihrer Freizeit sind sie oft bei den Heidschnucken." Auch Reiners freut sich immer wieder, abseits der Kanalisation und technischen Bauwerke seines sonstigen Tätigkeitsfelds den genügsam grasenden Dienstschafen bei der Arbeit zuzuschauen. "Am Solperts Garten in Berghausen waren die Leute richtig traurig, dass die Schafe weiterziehen mussten", berichtet Reiners. Im nächsten Frühjahr sind sie wieder dort. Nach dem Einsatzplan kommt jedes Regenrückhaltebecken zweimal jährlich an die Reihe. Viel mehr als 20 Stadtschafe sollen's in Langenfeld nicht werden, und Inzucht will schon gar niemand. Die geschlechtsreifen Böcke kommen zum Teil auf den Transfermarkt. Und die Wolle? Im Frühjahr werden Lars Hutmacher und Henri Thiele einen Schurlehrgang machen, kündigt Frank an. "Das Scheren von Heidschnucken ist nicht einfach." Zuletzt habe das bei den 20 Schafen ein beauftragter Fachmann erledigt.

Und was wird dann aus der Wolle? Werden daraus Dienstpullover für städtische Außendienstler gestrickt? "Vielleicht", antwortet der Kanalmeister augenzwinkernd. Wahrscheinlicher sei aber eine Abgabe an Interessierte - "Kindergärten zum Beispiel".

(RP)
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