Monheim Die Sehnsucht nach dem Alten ist groß

Monheim · Villen, Kirchen, Burgen, Höfe und ein Castell öffneten gestern am Tag des offenen Denkmals ihre Türen.

 Margaretha Cordenieo und Markus Erdmann haben das alte Lottnerhaus liebevoll und aufwendig restauriert.

Margaretha Cordenieo und Markus Erdmann haben das alte Lottnerhaus liebevoll und aufwendig restauriert.

Foto: RALPH MATZERATH

Das alte Lottner-Haus von 1881 und das Ehepaar Cordenieo/Erdmann sind die optimale Beziehung eingegangen. Gestern, am Tag des offenen Denkmals, hatten unter anderem Margareta Cordenieo und Markus Erdmann zur Besichtigung in ihr historisches Domizil eingeladen. Für die beiden Kölner erfüllte sich 2011 ein Traum, als sie den ehemaligen Bauernhof an der Kapellenstraße übernehmen konnten. Enthusiastisch zeigte der Hausherr und Bauingenieur sein Paradies vor, das er mit eigenen Händen, Fachkenntnis, der Hilfe vieler Freunde, mit Glück und Zufällen hinter der schön herausgeputzten Backsteinfassade geschaffen hat: ein Zuhause, in dem man lebt und arbeitet, immer mit Respekt vor dem Alten. Beim historischen Fliesenboden im Flur angefangen, dessen Einzelteile aus dem Bauschutt geborgen wurden, bis zu den uralten Holzdielen, die unter Teppich, Laminat, Spanplatte und PVC hervor geholt werden mussten. "Wir betreten ihn nur barfuß", mahnte der Besitzer die Besucher mit liebevollem Blick auf sein Werk.

Das Haus, das von Nachfahren des Zimmermeisters Johann Georg Lottner errichtet wurde und zuletzt im Besitz von Klaus und Elke Mucha war, ist für Markus Erdmann und seine Frau eine Herausforderung. Der Besucher bekam einen kleinen Einblick in die Arbeit, die der Fachmann investierte. "Das ist es mir wert. Ein Bauträger hätte das Haus abgerissen", sagt Erdmann. Für ihn ein Alptraum. Zeigen sich doch so viele betagte Elemente, die bewahrt werden müssen: die Türzargen, die original Fußleisten, die hübschen Bogenfenster, das alte Hoftor, die eingebauten Küchenschränke aus der Gründerzeit, der ehemalige Pferdestall, der Wagenschuppen und sogar die Anbindestelle für die Ochsen. Selbst eine alte Flaschenpost hat sich gefunden "mit einem Zettel, auf dem steht, wer, was, wann im Haus gemacht hat", sagt der neue Besitzer. Das Ehepaar hat aus dem Lottner-Haus keine Design-Villa gemacht. Viel eher sind die Beiden nach wie vor auf der Suche nach Altertümchen, die eine Geschichte erzählen. Allein das Bad auf der ersten Etage verbreitet den Flair von Luxus, Komfort und Moderne. Obwohl das Haus mit fortschrittlicher Energieversorgung wie Solarthermie und Pelletheizung ausgestattet ist, ist die Bauernhof-Atmosphäre vergangener Jahrzehnte spürbar.

Auch der 800 Quadratmeter große angrenzende Garten mit Felsenbirne und alten Rosensorten, der Nutzgarten und die Steineinfassung des ehemaligen Hühnerstalls tragen dazu bei. "Ich kann nicht anders, als Altes bewahren oder wiederherstellen. Wenn ich Schutt entsorge, muss ich in jeden Container reingucken. Und dann finden die Dinge mich", sagt Markus Erdmann.

Natürlich konnten gestern auch wieder zahlreiche "alte Bekannte" in Langenfeld und Monheim besucht werden. Der Schalenschneider-Kotten im Langenfelder Volksgarten beispielsweise, die Wasserburg Haus Graven in Wiescheid, die Motte Schwanenmühle, die Marienkapelle in Monheim und das Wahrzeichen der dortigen Altstadt, der Schelmenturm. Im Einsatz waren diesmal auch viele frisch gebackene MonGuides, die stündlich mit Besuchern auf Erkundung durch die Altstadt gingen. Darüber hinaus lockten historische Stätten mit Kunst, Musik und kulinarischem Angebot. Auch weitere Altbau-Sanierungen konnten sich Neugierige anschauen: Die Architekten Edda und Manfred Poell zeigten den schicken Umbau des "Zollhaus 1275" in der Monheimer Altstadt.

(RP)
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