Langenfeld "Die neue Parkgebühr schadet Langenfeld"

Langenfeld · Während der Kämmerer auf zusätzliche Einnahmen hofft, sind die meisten Langenfelder verärgert über den Verlust der Gratisstunde.

 Die "Brötchentaste" erlaubt eine Viertelstunde freies Parken – statt einer ganzen. Die Bürger haben sich noch nicht daran gewöhnt.

Die "Brötchentaste" erlaubt eine Viertelstunde freies Parken – statt einer ganzen. Die Bürger haben sich noch nicht daran gewöhnt.

Foto: matzerath

Detlev Müller ist Kämmerer der Stadt Langenfeld und zugleich im Vorstand der Stadtentwicklungsgesellschaft — einer Stadttochter. Diese betreibt die öffentlichen Parkhäuser und Parkplätze der Stadt — und kassiert die neuen Parkgebühren. Ob die Einnahmen nun höher sind oder — weil die Nutzer wegbleiben — niedriger ausfallen, kann er noch nicht sagen. "Wir wollen nach der Sommerpause mit einem Bericht in den Bau- und Verkehrsausschuss kommen", sagt er. "Wir wollen repräsentative Zahlen liefern", kündigt er an. Dafür sei es jetzt, gut zwei Monate nach Einführung der Gebühr, noch zu früh."

Seit 1. April ist in Langenfeld nur noch die erste Viertelstunde (zuvor eine ganze Stunde) Parken kostenfrei. Ab dann werden pro angefangene Stunde 50 Cent gezahlt. So steht es inzwischen an allen Parkautomaten und an den Einfahrten der Parkhäuser, die auch an Markttagen nicht mehr ganz so voll sind, wie vor dem 1. April. "Es ist ein bisschen weniger geworden", räumt der Servicedienst eines Parkhauses ein.

"Es ist deutlich weniger geworden", setzt Birthe Wichmann dem entgegen. "Ich hatte Krankengymnastik in der Zeit der Umstellung. Und habe dann sofort einen Parkplatz gefunden", sagt sie. Jetzt ist sie zu Fuß unterwegs, um die Gebühren zu sparen. Mit ihrer Freundin Monika Elsner trinkt sie gemütlich eine Tasse Kaffee. "Das überlegt man sich, wenn man mit dem Auto kommt." Beide befürchten, dass Langenfeld an Attraktivität verlieren wird, zumal in Hilden mit Saturn ein attraktives Geschäft aufgemacht hat. "Die Geschäftsleute klagen schon", weiß sie.

Müller setzt auf Zeit. "Klar, murren die Bürger, wenn sie für etwas zahlen sollen, das vorher gratis war", sagt der Kämmerer. Gemessen an den Gebühren, die etwa in Düsseldorf oder Köln genommen würden, sei Langenfeld jedoch günstig. Außerdem setzt er auf die Kraft der Zahlen. Denn wer zwei Stunden parkt, der zahle genauso viel wie zuvor auch. Lediglich für Kurzparker sei es teurer geworden.

"Wir kennen es schlimmer", sagt Sven Laufer und bestätigt die Argumente Müller. "Wir kommen aus Mettmann." Auch Brigitte Turzynski aus Hellerhof ist andere Gebühren gewohnt. "Aber das war immer so schön hier", sagt sie. "Jetzt muss man zahlen. Das ist gemein." Denn mit einer Viertelstunde kommt sie nicht aus. "Ich mache hier immer eine Runde, zum Markt, zum Mittagstisch, in die Parfümerie und ins Eiscafé", sagt sie. Das müsse man sich nun überlegen. Das schmälere die Vorteile gegenüber Benrath.

17 Parkuhren hat die Stadtentwicklungsgesellschaft aufgestellt. Sie betreibt acht Parkplätze mit Raum für etwa 440 Pkw. Darüber hinaus werden auch die vier Parkhäuser in der Innenstadt von der Stadttochter betrieben. Rund 1000 Stellplätze stehen dort zur Verfügung, sagt Müller.

Parkraum bereitzustellen sei eine qualifizierte Dienstleistung, sagt Müller. Die Kosten dafür hat die Stadt über die Jahre übernommen. "In der Spitze belief sich das Defizit auf 450 000 Euro", rechnet Müller vor. Denn bezahlt werden müsste nicht nur das Personal. Instandhaltung, Strom und Wasser seien die Kostenfaktoren.

Das Defizit soll nun schrumpfen. Denn laut Statistik nutzen 80 Prozent der Parker ihren Platz weniger als eine Stunde. "Da muss das Geld herkommen", hofft der Kämmerer, der sich in der Pflicht sieht, einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren.

(RP/anch/EW/top)
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