Monheim Die "Lerche" wird echte Ganztagsschule

Monheim · Ab dem kommenden Schuljahr können an der Schule am Lerchenweg erstmals alle drei Eingangsklassen im gebundenen Ganztag angeboten werden.

 Der gebundene Ganztag am Lerchenweg ist für Betreuer Sascha Trojahn, hier mit Fiona und Frederik (m.), ein zukunftsweisendes Modell.

Der gebundene Ganztag am Lerchenweg ist für Betreuer Sascha Trojahn, hier mit Fiona und Frederik (m.), ein zukunftsweisendes Modell.

Foto: Ralph MATZERATH

Als erste Monheimer Grundschule hat sich die Schule am Lerchenweg vor zehn Jahren auf den Weg gemacht, das Konzept des gebundenen Ganztags umzusetzen. Vorherrschendes Motiv war damals, soziale Benachteiligungen von Kindern aus "bildungsfernen" Familien abzubauen. In Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Niederrhein als Trägerin führte sie 2006 "echte" Ganztagsklassen ein, das heißt: Die Kinder bleiben verbindlich von 8 bis 16 Uhr in der Schule. Im Tagesablauf lösen sich Unterrichts- und Lerneinheiten mit Entspannungsphasen für Sport und Spiel ab, unterbrochen von einer gut einstündigen Mittagspause.

"Die klassische Grundschule gibt es hier nicht mehr. Lehrer und Pädagogen arbeiten Hand in Hand und auf Augenhöhe", sagt Schulleiter Achim Nöhles. Nur 20 der 45 an seiner Schule tätigen Mitarbeiter seien überhaupt noch Lehrer. Im Unterricht werden zwar keine reformpädagogischen Konzepte verfolgt, aber die Unterrichtsmethoden orientieren sich an Freiarbeit und Eigenverantwortung. So erstellen die Lehrer für die Schüler einen Wochenplan, den diese in den festgelegten Lernzeiten abarbeiten müssen - unter Aufsicht von Lehrern oder Erzieherinnen. Hausaufgaben? Gibt es nicht mehr. "Wir wünschen uns aber von den Eltern, dass sie mit den Kindern lesen oder das Einmaleins lernen", so Nöhles. Die Rückmeldung von weiterführenden Schulen sei: Die Lerchenkinder könnten selbständig lernen.

Nicht nur die spürbare Entlastung der Eltern, auch die Qualität der an der Schule geleisteten pädagogischen Arbeit schlägt sich in den Anmeldezahlen nieder: Der gebundene Ganztag ist sukzessive gewachsen. Ab dem nächsten Schuljahr wird "die Lerche" erstmals alle drei Eingangsklassen nach diesem Modell einrichten. "Wir haben 95 Anmeldungen, können aber nur maximal 87 Kinder aufnehmen", so Nöhles. Überhaupt sind die Klassen mit 29 Schülern bis zur äußersten Belastungsgrenze gefüllt.

Die Stiftung Mercator, die bundesweit mit ihrem Programm LiGa 300 Schulen bei der Weiterentwicklung des Ganztags unterstützt, habe jüngst festgestellt, "dass nur ein verbindlicher Ganztag zukunftsweisend" sei, sagt Michael Maas, Jugendhilfereferent der Awo. "Wer Abholzeiten freistellt, kann nicht vernünftig planen." Um ein qualitativ hochwertiges Angebot machen zu können, müssten alle Schüler bis 16 Uhr in der Schule bleiben. Dass die Lerche diesen auch "unbequemen Weg" gegangen sei, findet er mutig. Indem die Schule die Hauptverantwortung für das Lernen übernimmt, würde mit dem Wegfall der Hausaufgaben auch die soziale Kluft gemindert. Zudem habe die Stadt für eine auskömmliche personelle Ausstattung gesorgt. Er hat aber Zweifel, ob der Markt die für den Ausbau des Ganztags nötigen Erzieherinnen hergibt. "Dass Schule und Jugendhilfe hier so eng kooperieren, ist außergewöhnlich in der Schullandschaft", bestätigt Sascha Trojahn, der seit 2010 den Offenen Ganztag an der Schule leitet. Das entsprechende Halbtagsmodell läuft am Lerchenweg jetzt aus.

Der gebundene Ganztag hat sich auch von den klassischen AGs verabschiedet. "Weil wir sie räumlich nicht mehr unterbringen konnten", so Nahles. Sie finden jetzt gebündelt an einem Tag in der Woche statt. Die Kinder können zwischen Sport, Kunst, Aktionen auf dem Abenteuerspielplatz und Abenteuerspielen zur Konfliktlösung wählen.

(RP)
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