Langenfeld Demo gegen den Abriss

Langenfeld · Gegen die Schließung der evangelischen Johanneskirche in Langenfeld formiert sich Widerstand.

 Rund 300 Langenfelder Protestanten protestierten gestern gegen die beschlossene Aufgabe der Johanneskirche in der Stadtmitte.

Rund 300 Langenfelder Protestanten protestierten gestern gegen die beschlossene Aufgabe der Johanneskirche in der Stadtmitte.

Foto: Ralph Matzerath

Rund 300 der knapp 15.000 evangelischen Christen in Langefeld haben gestern vor dem Gemeindezentrum an der Johanneskirche gegen die geplanten Veränderungen am einzigen evangelischen Kirchenstandort in der Innenstadt protestiert. Nach dem Gottesdienst fand an der Stettiner Straße eine Protestversammlung statt. Bis jetzt sammelte die Initiative um Walter Kirch mehr als 1000 Unterschriften für den teilweisen Erhalt der 1954 und 1967 (Turm) errichteten Gebäude.

Die Kirchengemeinde will wegen rückläufiger Mitgliederzahlen und entsprechend schwindender finanzieller Mittel das Grundstück Johannesstraße an einen Investor verkaufen. Nach dem Abriss der Kirche soll ein neuer, 160 Quadratmeter großen Multifunktionsraum gewährleisten, dass an dem Standort noch Gottesdienste stattfinden können. Gegen diese Beschlusslage formiert sich nun verstärkt Widerstand. Auslöser waren zum einen die konkrete Ankündigung im aktuellen Gemeindebrief, das Zentrum im Januar 2017 zu schließen und die Kirche zu entwidmen. Zum anderen die vor der Sommerpause im Presbyterium gefallene Entscheidung, die Investoren-Ausschreibung so zu gestalten, dass auch der Abriss des Turms möglich wird.

Frank Klarmann, Leiter des Reparatur-Cafés im Gemeindezentrum, sensibilisierte mit der Frage, wo dieses Angebot künftig stattfinden soll, den Männer-Gesprächskreis - und schob so den späten Protest an. Die Meinung der gestern anwesenden, meist älteren Gemeindemitglieder war überwiegend kontra Abriss. "Die Hardt mit der Erlöserkirche ist für Gemeindemitglieder aus Berghausen zu weit", klagten etwa die Eheleute Geppert. "Bisher glaubte ich, dass Saal und Turm erhalten bleiben, jetzt droht Kahlschlag", ergänzte Marlies Kramer. "Es gibt dann keine Anlaufstelle mehr", war zu hören. Oder auch: "Wie kann man ein funktionierendes Zentrum in der Stadtmitte aufgeben?"

"Es bleibt bei vier Standorten", widersprach die Presbyteriumsvorsitzende Karin Seitz. Kirchmeister Wolfgang Honskamp rief noch einmal die Sparzwänge und die umfassende Umstrukturierung insgesamt in Erinnerung. "Die Glocken müssen ohnehin entfernt werden", kommentierte er die Forderung nach Erhalt des Turms. Für die Übergangszeit werde es Räume in der Stadtmitte geben. "Es laufen Gespräche, zum Beispiel mit dem CBT-Haus", versicherte Seitz. "Auch beim Umbau des Gemeindezentrums an der Hardt wurden alternative Strandorte genutzt."

Die Protestler zeigten indes weitere Probleme auf - "vom weiten Weg und der "angstbesetzten" Unterführung an der Hardt bis zu den Kosten der Busfahrt (hin und zurück zehn Euro für zwei Erwachsene), auf die Bertram Friese hinwies. Auch der aus Sicht der Abriss-Gegner zu kleine Multifunktionsraum stieß auf Kritik. Walter Kirch bemängelte überdies, dass die Informationen "nur in kleinen Portionen erfolgten".

"Die Kirche schrumpft, wir müssen reagieren", erklärte dagegen Cornelia Leibrock. Zwar äußerte sie Verständnis für die Trauer der langjährigen Gemeindemitglieder und die Probleme der wenig mobilen Älteren, doch zugleicht sieht sie auch Chancen im reduzierten Angebot: "Ich gehe lieber in eine volle Kirche".

(mmo)
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