Langenfeld/Monheim Das ist der Mann, der niemals friert

Langenfeld/Monheim · Armin Opherden aus Monheim läuft auch im tiefen Winter nur kurzärmelig durch die Gegend.

 Armin Opherden genießt die frische Luft im Marienburgpark - nach einer ausgiebigen Radtour im Polo-Shirt.

Armin Opherden genießt die frische Luft im Marienburgpark - nach einer ausgiebigen Radtour im Polo-Shirt.

Foto: Privat

Manchmal kommt sich Armin Opherden vor wie ein schwarzes Schaf, ein bunter Hund oder komischer Kauz. Dann nämlich, wenn er mal wieder im Poloshirt unterwegs ist, im Monheimer Rheinbogen etwa, und die Leute ihn merkwürdig mustern. So richtig verwunderlich ist das nicht, im nasskalten Winter, bei Temperaturen nahe am Gefrierpunkt. Gelegentlich muss sich der 50-Jährige sogar dumme Sprüche anhören. "Es gibt Vakuumköpfe, die glauben, wer ,anders' ist, weil er im Winter Sommerkleidung trägt, den dürfe man ruhig beleidigen", sagt Opherden.

Dabei wäre eine solche Beleidigung selbst dann ungehörig, wenn der Mann einen Tick hätte. Hat er aber nicht. "Es ist einfach nur so: Ich friere nicht." Jedenfalls längst nicht so wie Otto-Normal-Warmblüter. "Über eine Jacke", sagt Opherden, "muss ich erst nachdenken, wenn es bei Windstille und Sonnenschein kälter als minus zehn Grad wird." In Monheim am Rhein also eher selten. Das nebenstehende Selbstporträt hat der Hobby-Fotograf in dieser Woche im Marienburgpark gemacht (mit Stativ/Umleitung aufs Handy), "nach einer längeren Radtour". Auf einer Bank habe er sich "ein wenig entspannt und weiter die frische Luft genossen". Ohne Gänsehaut, versichert er.

Kurzärmelig durch den Winter und sich auch noch wohlfühlen dabei - ist das nicht krank? "Nein, überhaupt nicht", sagt Dr. Reinhard Tönissen, Chefarzt im St.-Martinus-Krankenhaus in Richrath. "Das zeugt vielmehr von einer besonders guten Abhärtung, robusten körperlichen Verfassung." Dass die einen Kälte prima abkönnen, während es anderen bei ähnlichen Graden "schweinekalt" ist, liegt nach seiner Überzeugung vor allem an Gewöhnungen seit früher Kindheit begründet: "Wer von seinen Eltern stets übertrieben dick eingepackt wurde und sich seitdem lieber im warmen Nest aufhält als an der frischen Luft, ist in der Regel kälteempfindlicher als jemand, der sich als Kind häufig und gerne in kurzen Hosen bewegt hat." Und die Gene? "Dazu möchte ich keine gesicherten Aussagen treffen, aber auch sie dürften höchstwahrscheinlich einen Einfluss haben", sagt Tönissen. Warum sonst stünden Eskimos, Skandinavier oder Sauerländer im Ruf, besonders kälteresistent zu sein? "Ich habe in Cambridge Engländerinnen gesehen, die bei 13 Grad armfrei und in Hotpants herumliefen", nennt der Mediziner ein Beispiel für Schmuddelwetter-Gewöhnung, möglicherweise über Generationen hinweg.

Einfluss hat auch die Speckschicht, die man mit sich trägt: "Deshalb sind Übergewichtige in der Regel kälte-unempfindlicher als Magere", sagt Tönissen. Und natürlich könnten auch bestimmte Leiden das Temperaturempfinden beeinträchtigen. "So führt eine Überfunktion der Schilddrüse, die für die Aktivität des Stoffwechsels zuständig ist, oft zu einer Wärme-Intoleranz mit entsprechender Unempfindlichkeit gegenüber Kälte", erklärt der Internist.

Am wichtigsten sei und bleibe aber der Faktor Gewöhnung. Armin Opherden dürfte hierfür ein Musterbeleg sein. "Unser Spielplatz war das Rheinufer", erzählt der in Urdenbach Aufgewachsene, der seit 15 Jahren Wetterfotos macht, bei Regen und Schnee ebenso wie bei Gewittern oder Stürmen. "Dies alles dürfte zu einer ungewöhnliche Stärkung meines Immunsystems geführt haben", sagt Opherden. Viel häufiger als blöde Sprüche begegnen ihm übrigens Mitgefühl und Neugier. "Wie ist das möglich", fragen die Leute den Mann im Shirt. "Das weiß niemand so genau", antwortet der Monheimer dann und verweist auf eine Forschungsgruppe der Sporthochschule Köln, die das erst noch herausfinden will. Außerdem sei er auch nur relativ kälteresistent, weniger jedenfalls als Wim Hof, ein Holländer: "Der geht in Grönland zwischen Eisbergen schwimmen, taucht 80 Meter weit unter einer Eisdecke her und genießt es! ,Normale' Menschen wären nach vier Minuten tot."

(RP)
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