Zugabe Unser Senf Zum Wochenende Daniel Zimmermann bleibt sich seiner Türkei-Linie treu

Langenfeld · Der demokratisch gewählte Bürgermeister von Monheims Partnerstadt Atasehir wird von Ankara abgesetzt. Der Vorwurf: Korruption. Nach allem, was man von den Gepflogenheiten des Erdogan-Regimes weiß, sollten da die Alarmglocken schrillen. Und was macht Monheims Bürgermeister? Er glaubt, dass von diesem mutmaßlichen Anschlag auf die Demokratie in Atasehir schon niemand etwas mitbekommen werde in seiner Rheingemeinde. Und zieht sich auf die - mögliche - Option zurück, dass es hinreichende Verdachtsmomente für Korruption gibt, mit der logischen Folge einer Suspendierung. Denn, so Zimmermann in einer Mail an CDU-Ratsfraktionschef Markus Gronauer: "Wir alle wissen, dass Korruption in der Türkei weit verbreitet ist." Und wir alle wissen, dass sich Korruption gerade in einem solchen Land als Allerweltsvorwurf eignet, um politische Gegner kleinzumachen! Dass sich Zimmermann auf das erdogansche Argumentationsterrain begibt, passt zu seiner Linie der Schönrednerei über die AKP-Türkei und ihre Vasallen in Monheim. Wie ließ er sich noch zitieren, nachdem der Imam der Monheimer Ditib-Gemeinde Anfang 2017 aufgrund von Spitzel-Vorwürfen aus der Gefahrenzone (sprich: zurück in die Türkei) beordert wurde? Bei der Anschwärzung vermeintlicher Gülen-Anhänger handele es sich um "klassisches Denunziantentum" (nicht Spionage). "Das ist zwar nicht schön, aber auf keinen Fall strafbar."

Etwas mehr als ein Jahr zuvor sagte Zimmermann noch bei der Verlegung des Stolpersteins zum Gedenken an das jüdische Denunziationsopfer Ernst Kolisch ( 26.3.1945 in Buchenwald) über dessen Verräterin, eine Monheimer Wirtstochter: "Niemand hat sie dazu gezwungen."

Natürlich: Ein Bürgermeister unterliegt auch Geboten der Diplomatie. Aber etwas Moral darf's denn doch sein, auch bei der Gegenwartsbewältigung.

(RP)
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