Langenfeld Blitzmarathon: Erinnerung an die Opfer bleibt

Langenfeld · Wo es vor zehn Monaten einen tödlichen Motorradunfall gab, war gestern eine Messstelle der Polizei-Aktion.

 Isabell Friemel, Torsten Schorlepp und Guido Boes (m) waren vor Ort.

Isabell Friemel, Torsten Schorlepp und Guido Boes (m) waren vor Ort.

Foto: ola

Gerade hatten zwei Polizeibeamte ihr Lasermessgerät an der Ecke Düsseldorfer Straße/Horster Allee in Hilden eingestellt, da musste einer der beiden gestern auch schon zur roten Kelle greifen: Ein Motorradfahrer hatte bei seiner Fahrt in Richtung Benrath ein Fahrzeug an einer Stelle überholt, an der das nicht erlaubt ist. Er war - obwohl nicht zu schnell - der erste "Kunde" beim Blitzmarathon an dieser Stelle.

Die Messstelle war von der Polizei bewusst ausgewählt worden. Am 8. Juni 2015 hatte es dort einen schweren Unfall gegeben, bei dem ein Motorradfahrer getötet, ein zweiter lebensgefährlich verletzt wurde. Beim Linksabbiegen in die Forststraße hatte ein Langenfelder Autofahrer die beiden Motorradfahrer, die nach bisherigen Erkenntnissen deutlich zu schnell unterwegs waren, übersehen.

"Ich komme hier täglich mehrfach vorbei und schaue oft zum Kreuz hinüber", sagt Sven Reichelt, der gestern gestoppte Motorradfahrer. Er habe im vorigen Sommer die Berichterstattung über den Unfall "mit viel Gänsehaut verfolgt", sagt er betroffen. Er war gestern auf dem Weg zum Krankenhaus zu Frau und den neugeborenen Zwillingen - statt Lederkombi trug er Jeans. Auch die im Vorjahr Verunglückten hatten keine Schutzkleidung an, erinnern sich Kommissarin Isabell Friemel und Hauptkommissar Stephan Hopp noch genau. Sie waren am 8. Juni mit ihrem Streifenwagen am Ort. "Die Bilder bleiben im Kopf", sagt Friemel, die seither mit ihrem Motorrad "viel defensiver unterwegs" ist. Und Kommissarin Jennifer Könke, die später mit Stephan Hopp die Todesnachricht bei der Familie überbrachte, erinnert sich: "Mir tat der Autofahrer leid. Er stand da und starrte auf den sterbenden Motorradfahrer. Er ist auch ein Opfer." "Nicht nur die Unfallbeteiligten - auch wir sind Opfer", spricht Guido Boes, Koordinator für die Notfallseelsorge im Kreisgebiet für Polizisten, Rettungssanitäter, Feuerwehrleute. An der Unfallstelle selbst "muss man funktionieren", sagt Hopp. Später gilt es, Eindrücke zu verarbeiten. Ralf Schefzig, Leiter des Verkehrsdienstes, erklärt, mit dem Blitzmarathon wolle die Polizei sensibler machen für die Folgen, die Tempoverstöße haben könnten. Kreisweit waren gestern 37 Beamte zwischen 6 und 22 Uhr an 40 Messstellen eingesetzt. Bis gestern Mittag waren kreisweit 3881 Fahrzeuge kontrolliert worden. Es gab 127 Tempoverstöße, die geahndet wurden.

(dts-)
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