Monheim "Bekloppt" - so finden viele den Monheim-Geysir

Monheim · Der Plan einer Stoßfontäne im Kreisverkehr stößt auf Kritik. Die Internet-Kommentare reichen von "größenwahnsinnig" bis "gefährlich".

 Faszination Fontäne: Im Herbst 2011 besichtigte der Monheimer Freundeskreis Bourg-la-Reine den Geysir von Andernach.

Faszination Fontäne: Im Herbst 2011 besichtigte der Monheimer Freundeskreis Bourg-la-Reine den Geysir von Andernach.

Foto: Verein

Das geplante Kunstwerk im Kreisel Kapellenstraße/Krischerstraße könnte sich als Fass ohne Boden gestalten. Da müssen dann die Geldquellen sprudeln, um der Bevölkerung das Kunstwerk schmackhaft zu machen. Das legt zumindest das Beispiel Bad Salzuflen nahe. Ein Beitrag auf Youtube zeigt ein paar Höhepunkte der Resonanz - freilich satirisch etwas überspitzt. Werner Goller, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Monheimer Stadtrat, hat das Video stellvertretend für weitere Kommentare geschickt. Denn der Schrecken einiger Bad Salzuflener Bürger scheint tief zu sitzen.

Sie werden nass, sie erschrecken sich und fallen um. Was den Baudezernenten dieser Stadt zu immer neuen Sicherheitsvorkehrungen greifen lässt. Er baut ein Gitter zum Schutz der Bürger vor dem Geysir. Hilft nicht. Er installiert eine Uhr, die anzeigt, wann die Fontäne in die Höhe schießt. Den Kostenrahmen hat er mit diesen Maßnahmen schon deutlich überschritten.

In Monheim wird das ja alles anders. Mit 415.000 Euro ist das Kunstwerk Geysir großzügig berechnet. Sprudeln soll es sonntags und das überwiegend in der wärmeren Jahreszeit. RP-Leser reiben sich angesichts dieser Pläne die Augen, Kopfschütteln inbegriffen. "Wenn der (der Geysir) einlädt, auf der Kreuzung zu spielen, wird aus einem alten Witz Ernst", schreibt Ruth Schwanke auf Facebook. " . . . mit aller Gewalt Touristen holen - Armutszeugnis der Stadt und die da oben eine Lach-Nummer", kommentiert Wolle Lindemann im Netz. Bei Keserli Immobilien blickt man dem indes Geysir gelassen entgegen: "Solange der Lärmpegel im Rahmen bleibt, ist es aus meiner Sicht ein tolles Vorhaben."

Stephan Ad hat gepostet: "Dafür hat die Stadt Geld? Mal ganz ehrlich: Baut in Baumberg ein regionalligareifes Stadion, damit der SFB aufsteigen kann! Es kann nicht sein, dass man für 'nen Geysir Geld hat. Der SFB ist kurz davor, in die Regionalliga aufzusteigen, beantragt aber keine Lizenz, da der Verein nicht genug Geld hat, um ein angemessenes Stadion zu bauen bzw. um die Kabinen umzubauen. Das würde die Stadt sportlich deutlich attraktiver machen und dementsprechend würde man dadurch auch noch Geld einnehmen. Schade, hab' echt viel von der Peto gehalten. Die haben zwar schon extrem viel für die Stadt getan, aber das ist Müll." Stefan Bartholme findet, "dass ein paar Bänke für ältere Menschen, im Stadtgebiet verteilt, echt sinnvoller wären . . ."

Hartmut Hoffmeister glaubt, dass bei der Idee, einen Geysir im Kreisverkehr einzurichten, die Fantasie bei den Verantwortlichen durchgegangen ist: "Nicht alles, was man sich leisten kann, muss auch umgesetzt werden. Im Übrigen kann ein künstlicher Geysir auch bei weitester Auslegung des Begriffes wohl kaum als Kunst bezeichnet werden. Deshalb wären die zunächst geplanten farbigen Stelen des Monheimer Künstlers meines Erachtens viel eher als Symbol für die Offenheit der Stadt Monheim bezüglich künstlerischer Gestaltung geeignet. Es bleibt zu hoffen, dass die Geysir-Idee revidiert wird."

Caro La fragt schlicht: "Ein Aprilscherz?" Dag Sterzinger wird ausführlicher: "Der Geysir im Rheinpark wäre eine Augenweide und ein Magnet. Aber im Kreisverkehr, nahe an der Bebauung, mit Ampelschaltung ist das doch mehr Aktionismus als Kunst. Vielleicht passt da besser etwas mit Gänseliesel und Spielmann oder Fischerei auf den Platz." Online kommentieren RP-User wie folgt: "Eine digital gesteuerte Lichtanlage muss her. Die suggeriert dem Bürger genau dann, wenn der Geysir ausbricht, ein spektakuläres Nordlicht. Kosten etwa: lächerliche 400.000 Euro. Tebarts van Elst lässt grüßen", weckt Hans Abel Erinnerungen an kirchlichen Größenwahn. Anke Abel vergleicht Bürgermeister Daniel Zimmermann in diesem Zusammenhang mit dem "Sonnenkönig".

"Der Geysir wird höchstens einmal die Woche am Sonntag ausbrechen, natürlich nur im Sommer und bei Schönwetter. Das soll dann aber die Massen an Zuschauern aus ganz Europa anlocken, oder wie? Sorry, aber was mir zu der Idee einfällt, ist nicht druckreif", schreibt User Ausländer. "An dieser schrillen Idee sieht man, wie abgehoben und irrational Politiker in Deutschland mittlerweile sind. Und die Bürger dürfen diese Ideen dann finanzieren, kritisiert Peter Rachow online. "Geysir mit Ampel? Damit auch jeder mitbekommt, dass der Zimmermann kommt? Sollte das seine Idee sein, empfehle ich eine eiskalte Dusche", meint User Berniebär. "Wenn schon einen Geysir, dann im Rheinbogen oder in der Auenlandschaft. Sicher nicht im Straßenverkehr. Aber nach den ersten Unfällen merkt das auch der Bürgermeister", glaubt User Masto.

(og)
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