Langenfeld Begegnungsstätten bangen um Geld

Langenfeld · Wer Zuschüsse vom Kreis will, hat seit 2016 mehr Aufwand - und bekommt trotzdem weniger. Wird jetzt nachgebessert?

 April 2016: Schüler und Schülerinnen der Felix-Metzmacher-Schule bieten Handy-Kurse im CBT-Haus Langenfeld an.

April 2016: Schüler und Schülerinnen der Felix-Metzmacher-Schule bieten Handy-Kurse im CBT-Haus Langenfeld an.

Foto: RALPH MATZERATH

Wie gut war eine Veranstaltung in einer Senioren-Begegnungsstätte? Das beurteilt mittlerweile der Kreis. Er hat einen Kriterienkatalog festgelegt und vergibt Punkte. Festgeschrieben ist das alles in Richtlinien zur Förderung der Begegnungsstätten für Seniorinnen und Senioren im Kreis Mettmann, die seit 2016 gelten. Viele Punkte bedeuten: Es gibt mehr Geld. Wenige Punkte: weniger Geld. Ausgezahlt wird im Folgejahr. 2017 gab es jetzt die erste Abrechnung - und den ersten Schock.

Das neue System bedeutet Einnahmeverluste. Für Langenfelder Begegnungsstätten zum Beispiel liegen sie zwischen 1200 und 11 000 Euro. Das geht es aus einer Unterlage des Sozialausschusses der Stadt Langenfeld hervor. Heute treffen sich jetzt der Kreis und Begegnungsstätten zu Gesprächen über einen weiteren Entwurf. Der Redebedarf bei den Einrichtungen ist groß.

Betroffen ist zum Beispiel das CBT-Haus der Caritas an der Langenfelder Eichenfeldstraße. Die Angebote dort sind beliebt, bringen Menschen aus dem Stadtteil zusammen. Hier erklären Jüngere Älteren, wie das mit dem Handy funktioniert, es gibt Kooperationen mit dem benachbarten Kinderschutzbund, Computerkurse und ein Stadtteilcafé. Alles gut besucht.

78 Gäste zählt das Haus an einem durchschnittlichen Tag, Tendenz steigend. Doch auch hier gibt es weniger Geld als in 2016. Etwa 7000 bis 8000 Euro fehlten, sagt CBT-Geschäftsführer Norbert Molitor.

Molitor kritisiert am neuen Vergabeverfahren des Kreises aber noch etwas. Der bürokratische Aufwand habe sich vervielfacht bei unterm Strich geringeren Zuschüssen.

Seitenweise müsse man jetzt Anträge verfassen. Der Mehraufwand pro Woche betrage etwa vier Arbeitsstunden, hat Molitors Mitarbeiterin ausgerechnet. An Personalkosten beteiligt sich der Kreis nicht. Der Zuschuss sei für Betriebskosen.

Auch die Awo Langenfeld klagt. "Der bürokratische Aufwand für Beantragung und Nachweis ist sehr hoch und umfangreich", sagt der Vorsitzende Klaus Kaselofsky. "Die hierfür erforderliche Zeit zur Bearbeitung geht der eigentlichen Seniorenarbeit verloren."

Ebenfalls von der Umstellung der Förderrichtlinien betroffen: Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Richrath. Auch hier findet Begegnung statt, auch hier fließen Zuschüsse. Aber es ist alles ausschließlich von Ehrenamtlern organisiert.

Anträge zu stellen, sei schon lange viel Arbeit, sagt Schützenchef Wolfgang Schütz. Doch mit den neuen Richtlinien sei es noch mehr Aufwand. "Man muss viele Kriterien erfüllen. Wir haben einige Sitzungen gebraucht, um uns da einzulesen. Wir machen das jetzt im Team."

Einige Begegnungsstätten äußern den Verdacht, der Kreis nutze neue Richtlinien, um die auf dem Niveau von 2010 eingefrorene Fördersumme für die Begegnungsstätten im Kreis zu drücken. Der Kreis leistet die Förderung freiwillig.

Falls der Kreis hier sparen wolle, solle man das anders kommunizieren und Einrichtungen nicht noch mehr Aufwand für weniger Geld aufbrummen. Und falls der Kreis die Begegnungsstätten weiterhin fördern möchte, müssten die Richtlinien dringend angepasst werden.

Christiane Schärfke, Bereichsleiterin Ordnung und Soziales in Monheim, ist auch im Thema. Sie sagt, die Stadt unterstütze den Wunsch des Kreises, "eine stärkere Wirkungsorientierung und Steuerung zu erreichen; so verfolgt der Kreis mit den neuen Richtlinien unter anderem das Ziel, Begegnungsstätten auch generationsübergreifend und interkulturell mehr zu öffnen.

Allerdings, sagt Schärfke, sei sicherzustellen, dass sich der Verwaltungsaufwand in einem verhältnismäßigen Rahmen bewege und die Ziele für die Einrichtungen auch erreichbar blieben.

(RP)
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