Monheim Autorin ist stolz auf Ulla-Hahn-Preis

Monheim · Die Schriftstellerin Shida Bazyar (28) zeigt sich bei der feierlichen Übergabe im Monheimer Ratssaal gerührt.

Monheim: Autorin ist stolz auf Ulla-Hahn-Preis
Foto: Matzerath Ralph

Shida Bazyar hält in ihrem Roman "Nachts ist es leise in Teheran" gleich mehreren Gruppen den Spiegel vor. Linksalternativen bundesdeutschen Demonstranten etwa, die für ihr gutes Gewissen so gut wie nichts zu riskieren brauchen. Aber auch solchen Exil-Iranern in Deutschland, die die Vorgeschichte der Mullah-Diktatur gerne verdrängen. Irgendwann im Laufe des Romans dürfte sich jeder Leser wenigstens ein paar Mal in den Blick genommen fühlen, und sei es bei so nebensächlich erscheinenden Beobachtungen wie der, dass da jemand einfach mit den schmutzigen Schuhen durchs Haus läuft oder deutsche Ehepaare so oft getrennt unterwegs sind. Das Sensorium für solche Auffälligkeiten, die für die Betroffenen meist gar keine sind, verdankt Shida Bazyar ihrem Aufwachsen in zwei Kulturen. Jetzt hat die in Deutschland geborene Tochter einer (exil-)iranischen Familie den Monheimer Ulla-Hahn-Literaturpreis erhalten.

"Dieser Roman erzählt uns eine große Geschichte, die sich aus vier Kapiteln schlüssig fügt - und mit seinem Epilog eine bemerkenswerte Pointe setzt", sagte Kulturkritiker Stephan Lohr in seiner Laudatio auf die 28-Jährige. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde feierlich im Monheimer Ratssaal verliehen.

In ihrem Erstling "Nachts ist es leise in Teheran" erzählt Shida Bazyar die Geschichte einer iranischen Familie, die vor dem Ajatollah-Regime flieht und sich in Deutschland zurechtfinden muss. Die Autorin schildert diese Geschichte in Zehn-Jahres-Sprüngen nacheinander aus der Sicht verschiedener Familienmitglieder (Vater, Mutter, ältere Tochter, Sohn), ehe es in einem kurzen Epilog (mit der jüngeren Tochter und deren Nichte) in die Zukunft geht. Dabei tragen die Perspektivwechsel dazu bei, im Leser das Verständnis zu stärken für Heimweh - für Heimweh auch dann, wenn die Fremde zunächst einmal ein sicherer Hafen ist.

Bei der Preisverleihung sagte die in Monheim aufgewachsene Dichterin Ulla Hahn: "Warum freue ich mich über unsere Wahl in diesem Jahr ganz besonders: Weil es diesem Buch gelingt, ein aktuelles, brisantes Thema mit sprachlicher Souveränität zu meistern." Es geht um Integration in der aufrüttelnden Familiengeschichte, die 1979 in Teheran beginnt.

Shida Bazyar, 1988 in Hermeskeil (Landkreis Trier-Saarburg) geboren und aufgewachsen, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim. Neben Veröffentlichungen von Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien war sie Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses 2012 und Studienstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Ihr erster Roman "Nachts ist es leise in Teheran" ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

(RP)
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