Langenfeld Auf den Spuren der Reformation

Langenfeld · Am Markt in Reusrath wurden ab 1624 lutherische Gottesdienste gefeiert. Im März wurde einstige Alte Post abgerissen.

 Kurz vor dem Abriss hat Anneliese Rejek die Rückseite der Altarwand fotografiert.

Kurz vor dem Abriss hat Anneliese Rejek die Rückseite der Altarwand fotografiert.

Foto: Annelies Rejek

Viele Langenfelder kennen die ehemalige Gaststätte "Alte Post" in Reusrath. Im März 2017 wurde das Haus in der Straße Am Markt abgerissen. Es stand nicht unter Denkmalschutz.

 Eine Postkarte (1932) zeigt das Restaurant zur Alten Post. Besitzer: Paul Hindrichs.

Eine Postkarte (1932) zeigt das Restaurant zur Alten Post. Besitzer: Paul Hindrichs.

Foto: Stadtarchiv Lfd/Uwe H. Boelken

Die Alte Post prägte jahrhundertelang das Bild um den alten Reusrather Ortskern. Es war auch eines der ältesten Häuser, das um das Jahr 1600 von der evangelischen Familie Stein auf den Platz um die Barbara-Kapelle gebaut worden war.

Ganz besondere Bedeutung hatte dieser ehemalige Bauernhof zur Reformationzeit. Die Auseinandersetzungen in dieser Epoche waren hier besonders dramatisch. Sogar blutige Kämpfe wurden auf dem Platz ausgetragen.

Die Ereignisse waren nicht nur ein Zeugnis der Zeit für die kleine Dorfschaft Reusrath. Sie spiegelten auch die politischen Verhältnisse im Herzogtum Berg des 16./17.Jahrhundert wider.

Nachdem die Barbara-Kapelle im Zuge der Gegenreformation 1624 mit einem katholischen Geistlichen besetzt worden war, wurden im Haus. Nr. 9 (später zur "Alten Post") lutherische Gottesdienste gefeiert. Dafür hatte man im Flur des Gasthauses eine Altarwand errichtet. 1628 wurde die Ausübung des evangelischen Glaubens verboten. In Reusrath aber kam man weiterhin zusammen und feierte jeden Sonntag Gottesdienst nach Luthers Regeln. Das geschah zunächst heimlich, später legal, bis 1683 das "Kirchhaus" - die heutige Diakonie - fertig gestellt war.

Die Überreste der 1624 gebauten Altarwand kamen beim Abriss im März zutage. Damit sind sie ein einmaliges Zeugnis der Reformation in Reusrath.

Im Februar dieses Jahres informierte der Reusrather Pfarrer Christof Bleckmann den Historiker Uwe Boelken, dass der Abriss der Alten Post unmittelbar bevorstünde. Boelken hat in der Vergangenheit umfangreiche Quellen zur Reformation in Reusrath und zur Geschichte der vangelischen Luther-Gemeinde zusammengetragen und veröffentlicht (siehe Infobox).

Trotz persönlicher Einschränkungen hat Uwe Boelken mit mir gemeinsam den Ablauf des Abrisses fotografisch begleitet und schriftlich dokumentiert. Es entstanden Fotos und Zeichnungen der ehemaligen Altarwand, die anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums nun der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden sollen.

* Die ehemalige Lehrerin Annelies Rejek ist in Langenfeld seit Jahrzehnten als Lokalhistorikerin und ehrenamtliche Mitarbeiterin des Stadtarchivs bekannt. Hierfür wurde sie mit dem Rheinladtaler des Landschaftsverbands ausgezeichnet.

(RP)
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