Mobile Redaktion Alte Mitte macht sich in der Nebenrolle

Langenfeld · Acht Wochen lang hat die Rheinische Post Langenfelder und Monheimer Stadtteile porträtiert und jeweils am Dienstag mit Bewohnern über ihr Viertel geplaudert. Gestern standen die RP-Tische in Langenfeld-Mitte, wo einst die Stadt entstanden ist.

 Bewohner aus Langenfeld-Mitte wie Siegrid Köhler (2.v.l.) oder Willi Stockhausen (2.v.r.) hatten bei der Mobilen RP-Redaktion an der Hauptstraße über ihr Viertel viel zu erzählen.

Bewohner aus Langenfeld-Mitte wie Siegrid Köhler (2.v.l.) oder Willi Stockhausen (2.v.r.) hatten bei der Mobilen RP-Redaktion an der Hauptstraße über ihr Viertel viel zu erzählen.

Foto: Ralph Matzerath

Die Erinnerungen an alte Zeiten sind noch da, aber ein bisschen Auffrischung schadet nicht. Und so machen die historischen Fotos vom Berliner Platz und der Hauptstraße, die Siegrid Köhler (76) gestern zur Mobilen Redaktion der Rheinischen Post mitgebracht hat, schnell die Runde. Köhlers Familie gehörte früher die alteingesessene Bäckerei Brass. "Hier stand sie", sagt die 76-Jährige am RP-Stehtisch und deutet zum heutigen Küchenladen an der Ecke Haupt-/Schulstraße. Alle, die gestern zum Plausch über den Stadtteil Langenfeld-Mitte gekommen sind, erinnern sich, wie sie früher dort Brot und Brötchen gekauft haben. "Da hat man sich noch gekannt und auf der Straße gegrüßt", wirft Hans-Georg Schatz (86) in die Runde ein. Er bedauert wie die anderen Gesprächsteilnehmer die Schnelllebigkeit und zunehmende Anonymität im Stadtteil.

Früher war Langenfeld-Mitte das Zentrum der Stadt, hat diesen Status jedoch in den letzten Jahrzehnten an Immigrath mit dem Rathaus, der Fußgängerzone und den großen Ladenzentren abgegeben. "Insgesamt hat sich die Innenstadt aber hervorragend gemacht", betont Schatz, der neben seinem Fotoladen 27 Jahre lang die Werbegemeinschaft Langenfeld geführt hat. "Ich hätte nie gedacht, dass die Innenstadt mal so schön wird, wie sie heute ist und sogar Hildener mittlerweile zum Einkaufen hierher kommen. Früher war das umgekehrt."

Auch abseits der City gebe es entlang der Hauptstraße bis zum Berliner Platz noch attraktive Fachgeschäfte und Gastronomie, ist sich die Runde einig. Der Leerstand hält sich in Grenzen, gerade erst hat ein Sushi-Lokal eröffnet. Das (auf RP-Anfrage in der Konzernzentrale noch nicht bestätigte) Gerücht einer im nächsten Jahr bevorstehenden Schließung des Kaiser's-Supermarkts beunruhigt. "Ich wohne seit 39 Jahren an der Hauptstraße", sagt Christel Brück (81). "Wir alle hier sind auf einen Supermarkt in fußläufiger Entfernung angewiesen."

Breiten Raum nimmt bei der Mobilen RP-Redaktion das Thema Verkehr ein. "In der Schulstraße wird viel zu schnell gefahren. Auch, weil das alte Tempo-30-Schild an der Einmündung in die Hauptstraße kaum mehr zu erkennen ist", klagt Willi Stockhausen (75). "Ich mache mir vor allem Sorgen um Kinder, die zur Don-Bosco- oder Fröbelschule gehen oder zum Kindergarten. Die Polizei muss auf alle Fälle in diesem Viertel viel häufiger Geschwindigkeiten kontrollieren, als das bisher der Fall ist." Ursula Aldehoff (75), die an der Ecke Kreuz-/Grenzstraße wohnt, nickt zustimmend. "Bei uns fahren viele Autos vorbei, die zur Kölner Straße wollen - und oft deutlich zu schnell."

Der Zustand des Berliner Platzes mit dem stark frequentierten Aldi-Discounter und den Blumenbeeten (Stockhausen: "Die sind immer sehr schön gepflegt") gibt in der Runde keinen Anlass zu Kritik. "Schön wäre eine große, gut sichtbare Uhr dort", sagt Siegrid Köhler und die Anderen stimmen ihr zu. Geteilt sind die Meinungen zu dem von der Firma Paeschke neu errichteten Wohnkomplex mit Ladenzeile auf dem ehemaligen Möbelhausgelände. "Dieser Klotz passt gar nicht dorthin", meint Stockhausen. Schatz indes findet es richtig, "dass an dieser Stelle ein großes Gebäude den Anfang der Innenstadt deutlich markiert. Allerdings hätte die Klinkerfassade nicht so dunkel sein müssen."

(mei)
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