Langenfeld Ärzte streiten: Wohin mit dem kranken Kind?

Langenfeld · Die Kinderärzte aus dem Südkreis weigern sich, Notdienst in ihren eigenen Praxen zu machen.

Langenfeld: Ärzte streiten: Wohin mit dem kranken Kind?
Foto: RALPH MATZERATH

Eltern mit kranken Kindern haben im Südkreis Mettmann ab heute ein Problem. Wo sollen sie hin, wenn die Kinderarztpraxis schon geschlossen hat? Die Notfallpraxis Hilden im Mediplus neben dem Krankenhaus (zuständig für Hilden, Haan und Erkrath) ist seit gestern geschlossen. Und ob es im Südkreis einen kinderärztlichen Notdienst gibt, ist - zumindest zurzeit - noch offen. Denn der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) und die niedergelassenen Kinderärzte im Südkreis streiten weiter.

Die KV hat die Notfallpraxis Langenfeld am Martinus-Krankenhaus zum 1. Februar übernommen. Die Kinderärzte sollen jetzt ihren Notdienst in den eigenen Praxen durchführen. "Das werden sie nicht tun", erklärt ihr Obmann Dr. Holger Muscheid klipp und klar: "Wir weigern uns." Warum? In der Notdienstverordnung sei festgelegt, dass der Notdienst in einer Notdienstpraxis zu leisten ist, wenn eine solche vorhanden ist. Das sei in Langenfeld der Fall. Den Kinderärzten im Südkreis sei erst am 27. Januar von der KV mitgeteilt worden, dass sie den Notdienst in ihren Praxen machen sollen: "Das können wir nicht leisten." Einige Kollegen ließen sich im Notdienst von so genannten Pool-Ärzten vertreten, erläutert Muscheid: "Die haben gar keine Praxis." Zurzeit gebe es viele Infekte: "Eltern mit kranken Kindern kann nicht zugemutet werden, sich einen diensthabenden Kinderarzt zu suchen. Das ist dem KV-Vorstand offenbar egal." Am Mittwoch um 16 Uhr wollen die eingeteilten Kinderärzte zum Notdienst in der kinderärztlichen Notfallpraxis in Langenfeld antreten und sehen, ob die KV sie einlässt. "Wenn nicht, klagen wir", sagt ihr Obmann: "Wir haben einen genehmigten Notdienstplan. Der KV-Vorstand hat sich einfach widerrechtlich darüber hinweggesetzt."

Auch der Langenfelder Kinderarzt Dr. Daniel Nemecek , der in die Auseinandersetzung weniger stark involviert ist, hofft auf eine Einigung. "Uns erleichtert eine Notfallpraxis für Kinder die Arbeit", sagt er. "Damit nicht alle Ärzte gleichzeitig erreichbar sein müssen." Außerdem gebe es Fälle, da reichen die Mittel, die in einer normalen Praxis zur Verfügung stehen, nicht aus. Dennoch ist er für seine Patienten auch außerhalb der Sprechstunden erreichbar. "Wir geben unseren Eltern eine Notfall-Handynummer", sagt Nemecek. "Dort beantworten wir Fragen, können Eltern beruhigen", sagt er. Aber nicht alle Diagnosen ließen sich telefonisch stellen, schränkt er ein. Deshalb sei eine Notfallpraxis wichtig. Sie müsse nah und bekannt sein, damit jeder weiß, wohin er mit einem kranken Kind gehen kann.

Die Notfallpraxis Langenfeld (Klosterstraße 32 am St. Martinus-Krankenhaus, Geöffnet: Mo, Di, Do: 19-23 Uhr Mi und Fr: 16-23 Uhr Sa, So, Feiertag: 8-23 Uhr; außerhalb dieser Zeiten anrufen) wird auch Kinder behandeln, es gibt aber keine speziellen Kinderärzte. Nach der Schließung der Notfallpraxis Hilden wird es dort voll werden.

Die Zentrale Notfallpraxis Düsseldorf am Evangelischen Krankenhaus, Kronprinzenstraße, ist für Patienten aus dem Südkreis eine Alternative.

(RP)
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