Wegberg Wildschweine wühlen Wiese um

Wegberg · Schwarzwild durchwühlte die Außenanlage einer Tageseinrichtung der Kinder- und Jugendhilfe am Waldweg in Dalheim-Rödgen. Die Tiere gruben die Grünfläche regelrecht um. Förster Gingter erklärt, warum Wildschweine im Frühjahr aus den Wäldern kommen und bis an die Ortsränder laufen.

Als Bettina Lüttke und Nadine Scharnweber am Morgen das Grundstück des Hauses der Kinder- und Jugendhilfe am Waldweg betreten, trauen sie ihren Augen kaum. Rasen und Beete sind komplett umgepflügt. Wo noch tags zuvor Schneeglöckchen den Frühling ankündigten, sind jetzt nur noch Erde und umgepflügte Rasenstücke zu sehen. Wildschweine haben in der Nacht ganze Arbeit geleistet. Lediglich das kleine Rasenstück unter der Tischtennisplatte haben die Schwarzkittel verschont. "Es waren drei Sauen und zehn Frischlinge", erklärt eine Nachbarin den verdutzten Frauen.

Befriedeter Bereich

Lüttke kann es nicht fassen. "Das Gelände ist doch umzäunt", sagt die Sekretärin kopfschüttelnd. Der Maschendrahtzaun reicht bis ins Erdreich. Doch Wildschweine sind nicht dumm. Die Tiere kamen über besser zugängliche Nachbargrundstücke. "Wer soll denn jetzt für den Schaden aufkommen?", fragt Bettina Lüttke. Vom Ordnungsamt der Stadt Wegberg hat sie die Rufnummer des Jagdpächters erhalten.

Ob dessen Versicherung für den Schaden aufkommt, wagt Förster Claus Gingter zu bezweifeln. "Private Gärten sind befriedete Bereiche", erklärt er. Dort dürfe nicht gejagt werden. Deshalb sei auch die Versicherung des Jagdpächters nicht unbedingt in der Pflicht.

Der Förster wird von Gartenfreunden oft gefragt, wie sie ihr Grün vor Wildschweinen schützen können. Den besten Schutz bieten Elektrozäune. Häufig wird Flatterband daran befestigt. Gingter: "Wenn Wildschweine an einem solchen Zaun einen Stromschlag bekommen, meiden sie zeitlebens Zäune mit Flatterband."

Ungewöhnlich klingt Gingters nächster Tipp: "Holen Sie sich bei Ihrem Frisör abgeschnittene Haare und verstreuen Sie diese entlang der Grundstücksgrenzen." Der menschliche Geruch der Haare halte die Tiere fern. Meistens jedenfalls, schränkt der Förster ein.

Dass Wildschweine derzeit häufig an Waldrändern unterwegs sind und bis in die Orte laufen, hat laut Gingter nichts mit Überpopulation zu tun. Im Gegenteil: "Der Wildschweinbestand ist zuletzt deutlich geschrumpft", sagt er. Die Tiere folgten bei der Suche nach Futter ihrem Instinkt: "Während der Waldboden teil noch hart und ohne Grün ist, fühlen sich die Schweine in den von der Sonne schon aufgewärmten privaten Gärten wie an einem kalten Buffet", sagt Gingter. Das Schwarzwild findet Engerlinge, Käfer und Würmer – gleich unter der Grasnarbe. Sauen und ihre hungrigen Frischlinge fühlen sich wie im Schlaraffenland. Laut Gingter sind Wildschweine jetzt auch an Straßenrändern unterwegs. Um ihren Mineralienhaushalt auszugleichen, nehmen sie Reste des Streusalzes auf. "Im Moment ist höchste Vorsicht im Straßenverkehr geboten", sagt Gingter.

Dass Wildschweine bei ihrer Stippvisite im Dorf nur ihrem Instinkt folgen, ist für Bettina Lüttke ein schwacher Trost. Sie hofft, dass die Tiere möglichst bald wieder genug Futter im Wald finden.

(RP)
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