Unwetter im Kreis Heinsberg Evakuierung im Krankenhaus abgewendet

Kreis Heinsberg · In der Nacht zu Freitag sind schwere Unwetter mit tennisball großen Hagelkörnern über den Kreis Heinsberg hinweggezogen. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Das Erkelenzer Krankenhaus stand zur vor der Evakuierung.

Kreis Heinsberg: Schweres Unwetter mit riesigen Hagelkörner
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Schweres Unwetter im Kreis Heinsberg

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Zahlreiche Keller und Straßen liefen voll, Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt. Zerstört wurden historische Fenster am Alten Rathaus in Erkelenz. Teile des Erkelenzer Krankenhauses standen kurz vor der Evakuierung. In Erkelenz gab es außerdem einen Leichtverletzten.

Geilenkirchen und Übach-Palenberg wurden von dem Sturm stark getroffen. Laut Feuerwehr wurden Bäume entwurzelt, Straßen überflutet und Dächer abgedeckt, zudem liefen zahlreiche Keller voll Wasser. Besonders betroffen war Süggerath, wo Starkregen tonnenweise Schlamm auf die Straßen schob. Das Technische Hilfswerk aus Hückelhoven schob diesen mit Radladern von der Straße. Im Laufe der Nacht kamen die Feuerwehren aus Wassenberg, Wegberg und Gangelt mit jeweils einem Löschzug zur Unterstützung in das betroffene Gebiet. Durch die Einsatzkräfte aus Wegberg, die mit einem Einsatzleitwagen und zwei Löschfahrzeugen unter Führung von Stadtbrandinspektor Dietmar Gisbertz ausgerückt waren, wurden in der Nacht beispielsweise 17 Einsatzstellen abgearbeitet. Gegen 3 Uhr in der Nacht hatte sich die Wetterlage wieder weitgehend beruhigt.

Unwetter NRW: Riesige Hagelkörner sorgen für Schäden
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Riesige Hagelkörner sorgen für Schäden

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Foto: Kerstin de Haas

In der Gemeinde Gangelt wurden wegen der extremen Wetterlage gegen 22.50 Uhr alle Einheiten der Feuerwehr in Alarmbereitschaft versetzt. Zuvor war ein Unwetter mit Hagel, Sturm und Starkregen über das Gebiet hinweggezogen. Laut Feuerwehr gab es zwar mehrere, aber nur kleinere Einsätze. Nachdem sich die Wettelage beruhigt hatte, konnten die rund 100 Einsatzkräfte nach rund zwei Stunden ihren Dienst beenden.

In Hückelhoven wurde die Feuerwehr in Ratheim mehrfach alarmiert, letztlich traf es die Stadt aber vergleichsweise leicht. Gegen 22.54 Uhr wurde die Feuerwehr dort zunächst zu einem vermeintlichen Brandeinsatz alarmiert. Wie sich herausstellte, hatte die Brandmeldeanlage aber deshalb ausgelöst, weil Wasser eingelaufen war. Im Verlauf der Nacht wurden mehrfach vollgelaufene Keller und Wohnungen gemeldet. Vor Ort stellte sich dann aber jeweils heraus, dass ein Eingreifen der Feuerwehr nicht notwendig war.

Betroffen von dem nächtlichen Unwetter sind auch Bahnreisende in Erkelenz und Hückelhoven. Die Bahn teilte am Freitagmorgen mit, dass ein umgestürzter Baum im Gleis den Zugverkehr zwischen Lindern und Rheydt beeinträchtigt. Züge aus Aachen verkehren bis Lindern und Züge aus Mönchengladbach enden in Rheydt. "Wir haben einen Ersatzverkehr mit 15 Taxen zwischen Lindern und Rheydt einrichten können. Und wir haben einen Ersatzverkehr mit sechs Taxen zwischen Lindern und Heinsberg einrichten können", schreibt die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite. Es sei damit zu rechnen, dass die Störung bis zum Abend dauert.

In Erkelenz musste die Freiwillige Feuerwehr zu rund 30 Einsätzen ausrücken. "Vor allem handelte es sich um zerschlagene Dachfenster und Dachkuppeln", erklärte der stellvertretende Standbrandmeister Klaus Peters, "in vor allem Katzem und Kückhoven standen außerdem acht Keller unter Wasser." Ausrücken musste die Erkelenzer Wehr auch nach Lövenich, wo der Starkregen von Erkelenz kommend am Ortseingang Schlamm auf die L366 gespült hatte.

Zunächst hatte es laut Peters in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auch noch danach ausgesehen, dass Teile des Hermann-Josef-Krankenhauses an der Tenholter Straße evakuiert werden müssten: "In einem OP und in einem oberen Stockwerk waren drei Dachkuppel durchgeschlagen. Kurz wurde daraufhin eine Evakuierung überlegt, letztlich aber konnte mit dem Technischen Leiter des Krankenhauses schnell eine andere Lösung gefunden werden."
Errichtet wurden Holzkonstruktionen, erklärte Jann Habbinga, Verwaltungsdirektor des Erkelenzer Krankenhauses, und betonte: "Der Gesamtbetrieb des Krankenhauses und im betroffenen Endoskopie-OP konnten aufrechterhalten werden." Derzeit nehmen sich Dachdecker der Schäden am Hermann-Josef-Krankenhaus an.

Viele Schadensmeldungen von städtischen Gebäuden trudeln derzeit im Erkelenzer Rathaus ein. "Zumeist sind es zerstörte Lichtkuppeln wie an Kindergärten, Sporthallen oder im Erka-Bad", berichtete Technischer Beigeordneter Ansgar Lurweg. "Die Reparaturen werden Wochen dauern, es sieht zurzeit aber nicht danach aus, dass Gebäude deshalb gesperrt werden müssen." Besonders betroffen unter den Gebäuden der Stadt Erkelenz ist das Alte Rathaus am Markt: "Dort sind viele historische Fenster zerborsten." Den Blick zum Himmel gerichtet, ob neue Unwetter aufziehen, sind momentan die Mitarbeiter des Bauhofes gefragt. Lurweg erklärte: "Wir hatten zwar keine großen Grünschäden, haben aber viele kleine Äste und Blätter auf den Straßen und Wegen, die jetzt schnell wegmüssen, damit sie nicht beim nächsten Regen die Gullis verstopfen."

Insgesamt gab es laut Feuerwehr-Dienstgruppenleiter Markus Klaßen zwischen 22.30 und 10 Uhr mehr als 1000 Einsätze im Kreis Heinsberg, 400 Kräfte waren im Einsatz. Schwerpunkte waren Erkelenz, Hückelhoven, Geilenkirchen und Übach-Palenberg. In Erkelenz wurde ein Mann leicht verletzt, als er versuchte, sein Haus vor dem Wasser zu schützen. In Geilenkirchen und Übach-Palenberg gibt es auch am Freitagmorgen noch zahlreiche Einsätze. "Wir pumpen weiter Keller leer und räumen Bäume von der Straße", sagte Klaßen.

(lsa/spe)
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