Erkelenz Tieren so nahe wie möglich kommen

Erkelenz · Kinder und Erwachsene können jetzt bei naturkundlichen Führungen den Wildpark Gangelt mit allen Sinnen oder themenbezogen entdecken. Anfang des kommenden Jahres wird zudem ein Bildungszentrum im Wildpark eröffnet.

Die Reaktion der Kinder auf die Wildvögel, die Naturpädagoge Willi Krings zu seinen Führungen mitbringt, ist oft ähnlich: Sie würden gerne die nett anzusehenden und selten aus solcher Nähe zu erlebenden Tiere streicheln. Ein gut nachvollziehbarer Wunsch, dem Krings allerdings nicht nachgeben kann. "Die Federn könnten verkleben und beschädigt werden", erklärt er beim Besuch im Wildpark, "der Vogel braucht aber jede einzelne von ihnen, da er sonst nicht jagen kann und verhungert."

Solches Wissen den kleinen und großen Naturliebhabern zu vermitteln, ist sein Anliegen - seit April bietet er Sinnes- sowie themenbezogene Touren durch den rund 50 Hektar großen Park an. Ein naturpädagogisches Bildungszentrum inklusive selbst betriebener Gastronomie und Seminarraum sowie Tipizelt wird er am 1. Januar 2017 im jetzigen Restaurant-Café "Haus Wildblick" auf dem Gelände eröffnen, wobei einzelne Angebote bereits jetzt starten.

Die bisherige Pächterin zieht Ende Oktober aus. Zwei Hauptbereiche wird der gelernte Falkner, Jäger, Koch, Rettungsassistent und bundesweit staatlich anerkannte Lehrgangsleiter in verschiedenen Seminar- und Ausbildungsbereichen abdecken. "Zum einen biete ich eine optimale Ausbildungsstätte im Bereich Wildtierhaltung, -bewirtschaftung, -hege, -biologie und Falknerei", sagt er. Der erste Kursus Jagdausbildung beginne am 27. August. "Zum anderen stehen die Führungen und ab 1. November der Naturkundeunterricht mit Präparaten, Bildmaterial und Leinwänden vor Ort im Mittelpunkt."

Die Führungen seien bisher sehr gut angenommen worden. Während Schulklassen die Themen Bäume oder Tiere anfragen, geht es bei den anderen Führungen vor allem um sinnliche Wahrnehmungen wie hören, riechen, fühlen und schmecken: füttern, über das Fell oder die Nase streicheln, die Tiere aus der Nähe wahrnehmen und deren Ausrufe hören oder Teile von Pflanzen mit den Sinnen erfassen. Auf nach Alter und Bedürfnissen abgestimmten, unterschiedlich langen Routen ist Willi Krings mit den Gruppen im weitläufigen Gelände unterwegs, gibt Grundwissen weiter und antwortet auf alle neugierigen Fragen.

Dabei steht der Erlebnisfaktor ganz weit oben. "Die Kinder lasse ich in verschiedene Tierrollen schlüpfen", nennt er ein Beispiel, "so verstecken sie als Eichhörnchen Bohnen und müssen sie wiederfinden." Oder sie bekommen die Augen verbunden und sollen paarweise beim jeweils anderen Kind erraten, welches Pflanzenteil es in den Händen hält. "Auch möchten wir das Füreinander-Dasein fördern." So führt ein Teilnehmer den anderen, der die Augen verbunden hat - letzterer muss den Zielort anhand von Baumrinden oder Wegbeschaffenheit wiederfinden. "Alles Möglichkeiten, das Denken, Kombinieren und Orientieren zu trainieren", betont Krings, der ebenso Gedächtnisspiele realisiert. "Und am Anfang oder Ende wartet eine Greifvogelflugschau mit den Wildvögeln, die im Park leben." Dabei schaut dann Waldkauz "Fine", der den Naturpädagogen an diesem Tag so wie meistens begleitet, ganz entspannt auf der Hand sitzend zu. Auch ein kleiner Steinkauz mit Koboldgesicht, ein größerer Bartkauz oder Uhu begleiten ihn gelegentlich.

(cole)
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