Heinsberg Staunen über außergewöhnliche Originale

Heinsberg · Großer Andrang herrschte bei der Premiere des Beratungsangebotes "Kunst oder Krempel" im Museum Begas Haus.

 Teils in Jutetaschen brachten Bürger Kunst, Uhren oder Schmuck zur Begutachtung.

Teils in Jutetaschen brachten Bürger Kunst, Uhren oder Schmuck zur Begutachtung.

Foto: Begas Haus

Kürzlich veranstaltete das Begas Haus - Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg erstmals einen Beratungsnachmittag zu den Themen Malerei, Zeichnung, antike Uhren sowie Schmuck. Mit insgesamt rund 100 Ratsuchenden wurde dieses Angebot sehr gut angenommen und hatten die Experten viel zu tun. Aufgrund des großen Anklangs wird eine Wiederholung der Aktion ins Auge gefasst.

Im Fachbereich Gemälde/Zeichnungen wurden 36 Personen beraten. Die meisten rückten direkt mit zwei Werken an, sodass Museumsleiterin Dr. Rita Müllejans-Dickmann rund 70 Werke zu begutachten hatte. Die Arbeiten stammten sämtlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Nicht in jedem Fall gelang es, den Maler ausfindig zu machen, jedoch konnten Angaben zu Malweise und Zustand gemacht beziehungsweise Empfehlungen hinsichtlich einer Restaurierung gegeben werden. Besonders interessant war eine in Öl gemalte Landschaftsstudie. Sie trug rückseitig die mit Bleistift geschriebene Signatur "Max Liebermann". Sollte es sich tatsächlich um ein Original des bedeutenden deutschen Impressionisten (1847-1935) handeln, wäre das eine kleine Sensation.

Der Eigentümerin wurde dringend geraten, sich mit einem Liebermann-Experten in Verbindung zu setzen, da gerade auf diesem Sektor eine Flut von Fälschungen im Umlauf ist. Weiterhin erregte eine mögliche Originalzeichnung des französischen Malers und Bildhauers Edgar Degas (1834-1917) Aufmerksamkeit, wobei auch diese durch eine Expertenprüfung bestätigt werden müsste. Keine Zweifel bestanden hingegen bei zwei Gemälden von Künstlern der Düsseldorfer Malerschule.

Von dem Genremaler Carl Emil Mücke (1847-1923) stammte eine beschaulich-innige Szene eines Mädchens im Spiel mit einer Katze. Das zweite Gemälde schuf der Genre- und Interieurmaler Claus Meyer (1856-1919). Der Bogen spannte sich weiter von einer originalen Pastellkreidezeichnung der Kindermalerin Maria Innocentia Hummel über ein Fragment eines barocken Altarbildes bis hin zu einer Karikatur von Heinrich Zille. Natürlich gab es auch Enttäuschung bei den stolzen Besitzern, wenn sich ein vermeintliches Gemälde als Öldruck entpuppte.

Galerist und Uhrmacher Lutz Vorbach begutachtete vor allem geerbte Taschenuhren. Besonders interessant fand er eine goldene Taschenuhr, die durch einen Aufsatz zur Armbanduhr umfunktioniert worden war. Offenbar wurde dies häufig bei Uhren von Kriegsteilnehmern gemacht, da diese im Einsatz nicht die Taschenuhr hervorholen konnten. Im Innendeckel der Uhr befand sich eine Gravur, der zu entnehmen war, dass sie dem damaligen Besitzer von seinem Arbeitgeber zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum bei den Vereinigten Glanzstoff-Fabriken (VGF) geschenkt worden war.

Gold- und Silberschmiedemeister Johannes Hieronimi nahm ebenfalls zahlreiche Erbstücke unter die Lupe, wobei der Experte kein Stück mit Seltenheitswert ausmachen konnte. Doch erstaunte er die Besitzer durch präzise Datierungen anhand von Macharten, beispielsweise Varianten des Brillantschliffs, und gab Tipps zur Verlängerung der Freude an den Kostbarkeiten: "Früher trugen die Leute ihre Schmuckstücke nur zu besonderen Gelegenheiten. Werden sie täglich getragen, gehen sie schnell kaputt." Alle drei Experten bestätigten nach der Aktion, dass ihnen zu den Stücken viele interessante Geschichten erzählt wurden.

(RP)
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