Lokalsport Wolfgang "Opi" Bosau ist Kubb-Weltmeister

Erkelenz/Gotland · Mit dem entscheidenden Wurf bringt er den Schweizer König zu Fall: Wolfgang Bosau und sein Team "Gipfelstürmer & Freunde" gewinnen die Kubb-WM. Ein Triumph der Erfahrung.

 Der Moment des Triumphs: Mit diesem gezielten Wurf räumt Wolfgang Bosau den König der Schweizer ab und macht damit den Titel für sein Team perfekt.

Der Moment des Triumphs: Mit diesem gezielten Wurf räumt Wolfgang Bosau den König der Schweizer ab und macht damit den Titel für sein Team perfekt.

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Die 37. Spielminute läuft. Anfeuerungsrufe für einen Mann in Jogginghose und Sportjacke. "Opi, Opi, Opi" schallt es aus den Kehlen der Zuschauergruppen vom Spielfeldrand. So klingt Finalstimmung bei Kubb-Weltmeisterschaften, irgendwo auf Gotland. Dann tritt Wolfgang Bosau (67) an die Linie, vier Meter und ein perfekter Wurf trennen ihn nur noch vom Titel. Er testet sieben, acht Mal den richtigen Schwung und dann lässt er den Holzstock los: Der König ist tot. Und der Erkelenzer ist Kubb-Weltmeister 2015. "Nachdem ich so viel investiert habe, war das ein unglaublich erhebender Moment", sagt Bosau stolz. Ein Trainingslager in Berlin hatte er extra vor dem WM-Trip nach Schweden eingelegt - die perfekte Vorbereitung, sagt der Weltmeister im Nachhinein.

Die vergangenen Monate waren trainings-, zeit- und kostenintensiv. Seit März hat Bosau 13 Kubb-Turniere gespielt, ist dafür mit Sohn Norbert durch ganz Deutschland gereist. Der 67-Jährige hat in Turnhallen oder im Bus übernachtet, unzählige Trainingsstunden in Parks absolviert. Alles, um sich auf die erste Teilnahme bei einer echten Weltmeisterschaft vorzubereiten: Kubb, auch als "Wikingerschach" bekannt, ist zwar der Inbegriff einer Randsportart, eine WM gibt es aber seit über zwanzig Jahren. Bosau, der eigentlich für den "BSV Kubb Erkelenz" spielt, wurde vom Berliner Weltmeister Heiko Kreuzburg in das deutsche WM-Team berufen. Gemeinsam machten sich der Erkelenzer, drei Berliner, ein Österreicher und ein Schwede auf den Weg. Hobby-Sport hin oder her: Im schwedischen Gotland duellierten sich die besten Spieler der Welt.

 Stilecht aus Holz ist die Trophäe, die es für den Gewinn des WM-Titels gibt.

Stilecht aus Holz ist die Trophäe, die es für den Gewinn des WM-Titels gibt.

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Pünktlich um neun Uhr beginnt der offizielle Teil, als die blau-gelben Teilnehmer die Hand auf die Brust legen und die schwedische Nationalhymne mitsingen. "Ein absoluter Gänsehautmoment", beschreibt Bosau die Stimmung. 128 Mannschaften sind angereist, über 1000 Menschen bewegen sich auf den 64 perfekt präparierten Spielfeldern. "Wie ein Green beim Golf", sagt Bosau, der von Hetzerather Heimspielen des "BSV Kubb Erkelenz" anderes gewohnt ist. Dank des schwedischen Teamkollegen kommen die "Gipfelstürmer & Freunde" ausgeruht zum Turnier. Sie hatten in seinem Ferienhaus übernachtet, statt neben dem Spielfeld zu zelten. Perfekte Voraussetzungen also. Aus den 32 Gruppen à vier Mannschaften erhielt nur der Gruppensieger das Ticket für die Hauptrunde. "Da ist schon Druck, wenn du dir keinen Fehler erlauben darfst", sagt Bosau. Souverän setzen sich die Gipfelstürmer mit drei Siegen in drei Spielen durch. Ein perfektes Spiel ist auch dabei: "Fünf Treffen die Langen, der Sechste den König", fasst er zusammen. "Da haben wir gemerkt, dass heute was geht."

Während die Gipfelstürmer Selbstbewusstsein tanken und bis zum Halbfinale nur einen Satz abgeben, lichtet sich das Feld. Die "Kubbings" aus Rostock, der Angstgegner der vergangenen Jahre, scheiterten bereits in der Vorrunde.

In der Runde der besten Acht ist der 67-jährige Bosau längst der älteste Spieler auf dem Feld. Vier weitere Siege folgten, gleich zwei Mal setzten sie sich gegen Schweden durch, dem Mutterland des Kubb. Dann stand das große Finale an. Im achten Spiel ist der große Moment für Wolfgang Bosau gekommen. Während es den Schweizern an allem fehlt, haben die "Gipfelstürmer & Freunde" das Selbstbewusstsein und die Ruhe der Erfahrung auf ihrer Seite: "Irgendwie gelöst" sei er gewesen. Mit dem finalen Wurf gelingt ausgerechnet dem Erkelenzer der Coup, der den Titel bedeutet. "In meinem Alter ist das ein Abenteuer, das muss man mitgemacht haben."

Aus dem Abenteuer ist ein persönlicher Triumph geworden. Dessen Grundstein liegt auf dem Sportplatz in Hetzerath, denn dort spielt und trainiert Bosau. Der BSV-Vorsitzende Thomas Funk hatte ihn scherzhaft mit der Vorgabe losgeschickt, den Titel zu holen. "Dass er es wirklich geschafft hat, freut uns unglaublich." Freude auch am Düsseldorfer Flughafen, wo Bosau mit Spruchbändern von seiner Familie empfangen wurde. Und nächstes Jahr? Will "Opi" den Titel verteidigen.

(jessi)
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