Kampfsport Schwertkünstler mischt WM in Japan auf

Hückelhoven · Kampfkunst: Der Doverhahner Jonas Fell ist in seiner Sportart ein Exot. Als einer von nur ganz wenigen Europäern ging er bei der Weltmeisterschaft im Mugai Ryu im Herkunftsland Japan an den Start und wurde Vizeweltmeister.

 Mit Schwert und in kompletter Montur zeigt Jonas Fell eine der Katas aus dem Mugai Ryu.

Mit Schwert und in kompletter Montur zeigt Jonas Fell eine der Katas aus dem Mugai Ryu.

Foto: SIMON

Beim Betreten seines Zimmers wird schnell klar: Jonas Fell (21) hat ein außergewöhnliches Hobby. Über seinem Bett hängen Bogen und Schwert. Letzteres benötigt er für die Kampfkunst Mugai Ryu, der er begeistert seit fünf Jahren nachgeht. "Es handelt sich dabei um eine traditionelle Schwertkampf-Kunst, die ihren Ursprung vor rund 350 Jahren in Japan hatte", erklärt der Student aus Doverhahn, der mittlerweile sogar eine eigene Mugai-Ryu-Schule in Aachen leitet.

"Beim Mugai Ryu unterscheidet man zwischen drei Aspekten: Als erstes gibt es die Bewegungsabläufe gegen einen imaginären Gegner, auch Katas genannt, dann noch den klassischen Zweikampf, der als Kumitachi bezeichnet wird, und den Schnitttest an einer Reisstrohmatte, was in der Fachsprache Tameshigirir genannt wird."

Seinen größten Erfolg verbuchte Jonas Fell im Juli bei der Weltmeisterschaft in Japan, wo er sich lediglich im Finale seiner japanischen Kontrahentin beugen musste. "Letztlich haben ich den Titel verpasst, weil ich zum Ende des Finales bei der symbolischen Abstreifung des Blutes einmal kurz gezuckt habe", sagt Fell. Als einziger Europäer in seiner Kategorie hatte er keinen leichten Stand, da er im Gegensatz zu seinen größtenteils japanischen Gegnern "nur" zwei bis drei Mal in der Woche trainiert. Auch die knallharten Schiedsrichter, die aufgrund der japanischen Tradition manchmal zur Bevorzugung einheimischer Sportler neigen, zeigen deutlich auf, welcher Wille und sportlicher Ehrgeiz hinter dieser beeindruckenden Leistung steckt. Der Vizeweltmeister, der bereits vergangenes Jahr den zweiten Platz bei der Europameisterschaft in Köln belegte, musste sich in fünf Runden jeweils gegen einen direkten Kontrahenten aus aller Welt im K.o.-System über eine Turnierdauer von neun Stunden gegen durchsetzen. Dabei musste er drei bis fünf Bewegungsabläufe, die sogenannten Katas, meistern, wobei es auf Präzision, Ausführung und Ausstrahlung ankommt. Bereits vor drei Jahren besuchte Jonas Fell die WM in Tokio, damals noch mit mäßigem Erfolg. Heute zählt er zu den erfolgreichsten Mugai-Ryu-Athleten Deutschlands, was sein dritter Dan, den er während der WM vom japanischen Großmeister erhalten hat, belegt. "Alles begann damit, dass ich eine Dekoration für mein Zimmer gesucht habe" , sagt der 21-Jährige, "im Internet bin ich dann auf die japanischen Schwerter aufmerksam geworden, wodurch dann auch mein Interesse am Mugai Ryu geweckt wurde."

Schon Ende August steht für Jonas Fell der nächste wichtige Termin an: Bei der EM in Amsterdam wird er wieder alles daran setzen, die bestmögliche Leistung abzurufen, womöglich mit dem Lohn des Europameistertitels.

(RP)
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