Lokalsport Familienstimmung beim Bosseln

Erkelenz · Der Verein für Präventiv- und Rehabilitationssport VSG Erkelenz veranstaltete sein 22. Bosselturnier. Zum 60. Geburtstag des Vereins gratulierte auch Bürgermeister Peter Jansen und probierte den Sport selbst aus.

 Bürgermeister Peter Jansen darf sich beim Bosseln versuchen: Die viereinhalb Kilo schwere Holzbossel muss dabei so nahe wie möglich an eine 14 Meter entfernte Daube geworfen werden. Wichtig ist dabei die richtige Technik, damit die Bossel nicht umfällt.

Bürgermeister Peter Jansen darf sich beim Bosseln versuchen: Die viereinhalb Kilo schwere Holzbossel muss dabei so nahe wie möglich an eine 14 Meter entfernte Daube geworfen werden. Wichtig ist dabei die richtige Technik, damit die Bossel nicht umfällt.

Foto: JÜRGEN LAASER

"Bosseln ist wie Eisstockschießen - nur ohne das Schrubben", erklärt Bosselwart Wilfried Chiupa seinen Sport. Bei jüngeren Leuten sei das Bosseln eher unbekannt, "aber wer einmal aktiv mitmacht, merkt, wie viel Spaß wir immer dabei haben".

Die typisch familiäre Atmosphäre wurde auch beim 22. Bosselturnier des Vereins für Präventiv- und Rehabilitationssport VSG Erkelenz deutlich: Die Teilnehmer der neun Mannschaften kennen sich untereinander, gesiezt wird beim Bosseln niemand. Trotz der lockeren Stimmung herrscht auch ein gesunder Konkurrenzkampf unter den Sportlern, das Freundschaftsturnier dient gleichzeitig auch als Vorbereitung für die nächste Saison, die im Herbst beginnt. "Wir aus Erkelenz spielen in der Landesliga, das ist die höchste Liga im Bosseln", sagt Chiupa. Ziel beim Bosseln ist es, die fast viereinhalb Kilo schwere hölzerne Bossel so nahe wie möglich an die 14 Meter entfernte Daube, einen roten Würfel, zu werfen. Es spielen immer zwei Mannschaften mit je drei Leuten gegeneinander, wessen Bossel nach einer Runde am nächsten an der Daube ist, gewinnt das Spiel und erhält zwei Punkte.

Neben den sportlichen Zielen für die neue Saison hat die VSG Erkelenz in diesem Jahr auch noch einen Grund zum Feiern: Die ehemalige Versehrtensportgemeinschaft wird 60. "Es sind nur noch wenige länger als 25 Jahre hier im Verein, die meisten sind in den letzten Jahren neu dazugekommen", sagt Vorsitzender Hubert Reiners, der selbst schon seit 42 Jahren im Verein aktiv ist. Die VSG Erkelenz wurde 1957 ursprünglich als Verein ausschließlich für Kriegsversehrte gegründet. Mit den Jahren sind immer mehr Leute mit Handicap dazugekommen, ab den 90er-Jahren öffnete sich der VSG erstmals auch für Zivilpersonen mit Behinderungen. "Dank dieser Öffnung stiegen die Mitgliederzahlen im Verein wieder stark an, aber in den letzten Jahren kam es dann wieder zum Stillstand", erzählt Reiners. Im Jahr 2015 änderte der Verein seinen Namen, da keine Kriegsversehrten mehr dabei waren. "Durch die Namensänderung wurde der Verein auch für die Leute wieder interessanter", sagt Reiners, "jetzt sind viel mehr Menschen dabei, denen ursprünglich vom Arzt Reha verordnet wurde und dann dabei geblieben sind - wir haben also auch viele Mitglieder ohne Behinderung, die Leute haben aber immer noch das Bild von Kriegsgeschädigten im Kopf." Das führt auch zu einem immer größer werdenden Problem von fehlendem Nachwuchs, besonders in der Bosselgruppe.

Offiziell feiert der Verein seinen 60. Geburtstag im August, geplant ist aber keine große Feier, sondern nur ein Gemeinschaftsausflug - getreu der familiären Stimmung im Verein. Die konnte auch Bürgermeister Peter Jansen spüren: Beim Bosselturnier dankte er dem Verein, dass er die Kreishalle mit Leben füllt. Anschließend versuchte er sich selbst beim Bosseln und musste feststellen, dass der Sport doch "schwerer ist, als es aussieht".

(kabo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort