Schwimmen Ein Auge immer auf dem Wasser

Erkelenz · 20 Mitarbeiter sind im Erka-Bad beschäftigt. Ihr Chef ist Hasan Güler. Der 54-Jährige ist seit Anfang der 1990er Jahre Schwimmmeister und seit der Eröffnung des Erka-Bades 2012 dessen Betriebsleiter.

 Von der Drei-Meter-Plattform aus hat Hasan Güler alles im Blick und kann genau beobachten, was in "seinem" Schwimmbad passiert.

Von der Drei-Meter-Plattform aus hat Hasan Güler alles im Blick und kann genau beobachten, was in "seinem" Schwimmbad passiert.

Foto: JÜRGEN LAASER

Es ist 5.30 Uhr. Draußen ist es noch dunkel und kalt - doch Hasan Güler wird von tropischen Temperaturen und der typischen Geruchsmischung aus Putzmitteln und Chlor empfangen. Ein leises Geplätscher ist zu hören und das Gegurgel, mit dem das Wasser in die Überlaufrinne läuft. Hasan Güler hat Frühschicht. Er ist Betriebsleiter der Erka-Bades und damit Herr über 20 Mitarbeiter, drei Schwimmbecken im Innenbereich und das Freibad mit seiner großen Liegewiese. "Das Berufsbild des Bademeisters hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert", sagt der 54-Jährige. Während sie damals noch ganz in Weiß und mit Trillerpfeife um den Hals sowas "wie unnahbare Götter" waren, verstehen "wir uns mittlerweile als Dienstleister", sagt Güler.

Und so bieten die Mitarbeiter des Erka-Bades nicht nur verschiedene Kurse für Schwimmanfänger, Aquajogging und -fitness sowie Wassergymnastik an, sondern haben auch jederzeit ein offenes Ohr für die Wünsche ihrer Badegäste. Ob Probleme am Kaffeeautomaten auf der Empore des Schwimmbades, übermütige Jugendliche, die gerne das Drei-Meter-Brett geöffnet hätten, oder kleine Schwimmanfänger, die das Seepferdchen machen möchten - Hasan Güler und sein Team sind immer freundlich und versuchen zu helfen.

So auch Marco Frahm, der mit einer gelben Stoppuhr um den Hals am Beckenrand steht und Aaron beim Schwimmen beobachtet. Frahm ist Gülers Stellvertreter und gerade damit beschäftigt, Aaron einen vorgezogenen Geburtstagswunsch zu erfüllen. Der Achtjährige versucht sich am Bronzeabzeichen, für das er 200 Meter am Stück in höchstens 15 Minuten schwimmen, einmal vom Ein-Meter-Brett springen, tauchen und die Baderegeln aufsagen muss. Fürs Tauchen haben die Schwimmmeister ein besonderes Hilfsmittel entwickelt. Da das Wasser im Sportbecken an keiner Stelle exakt zwei Meter tief ist, der Ring für das Bronzeabzeichen aber aus dieser Tiefe herausgeholt werden muss, war Kreativität gefragt.

Nun baumelt der rote Tauchring am Ende eines Seils, das mit einer kleinen Boje versehen ist und in zwei Meter Tiefe herabgelassen werden kann. Im zweiten Anlauf schafft Aaron das Tauchen, kommt etwas außer Atem aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dem Ring in der Hand wieder an die Wasseroberfläche. "Wir verkaufen hier mehrere Hundert Abzeichen pro Jahr - vom Seepferdchen bis zum Deutschen Jugendschwimmabzeichen in Gold", sagt Hasan Güler. Wie vielen Kindern er in seiner Laufbahn das Schwimmen beigebracht hat, das weiß der 54-Jährige nicht mehr - es könnten allerdings an die Tausend sein. Seit Anfang der 1990er ist Güler Schwimmmeister. Zuvor arbeitete er bei der Zeche Sophia-Jacoba, erhielt nach deren Stilllegungsbeschluss die Möglichkeit, bei der Stadt Hückelhoven eine Ausbildung zu machen. 1994 gehörte er zum Team, das im grundlegend sanierten Freizeitbad an der Martin-Luther-Straße arbeitete - seit Eröffnung des Erka-Bades, ist Güler nun dort Betriebsleiter. "Es war ein großes Privileg, an der Planung beteiligt zu sein. Wir konnten unsere Ideen einbringen, und ich habe an den Bausitzungen teilgenommen", sagt Güler.

Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das zeigen auch die vielen Besucher seit der Eröffnung im März 2012. Von Jahr zu Jahr kommen mehr Besucher ins Erka-Bad, das längst auch ein Magnet für auswärtige Schwimmer geworden ist. "Wir registrieren immer mehr Besucher aus Mönchengladbach und Jülich", sagt Güler. 89.442 Besucher waren bis Ende Juli dieses Jahres bereits im Erka-Bad - an Spitzentagen im Sommer bei 30 Grad im Schatten bis zu 1400. "Wenn alle Schränke belegt sind, dann lassen wir keinen mehr rein", erklärt der Betriebsleiter. Dann hat das Schwimmbad-Team alle Hände voll zu tun und beim Beckendienst immer mindestens ein wachsames Auge aufs Wasser.

Aber auch aus dem Schwimmmeisterraum haben Güler und seine Kollegen alles im Blick, durch die Glasfronten sind alle Becken einzusehen, außerdem gibt es Bildschirme, die zudem noch neuralgische Stellen des Bades abdecken - so auch die rund 67 Meter lange Rutsche mit ihren sechs Kurven und der Zeitmessung. Herzstück des Raumes ist allerdings ein recht unscheinbarer Monitor mit Touch-Pad-Funktion. Von dort aus kann Güler die Technik des ganzen Bades steuern, Messwerte überprüfen oder auch die Attraktionen wie Strömungskanal, Bodenblubber, Massagedüsen, Luftsprudelplatte, Sprudelliegen, Fontäne, Nackendusche oder Bodentunnel ansteuern und beliebig an- und ausschalten.

Überhaupt gehört zum Job des Schwimmmeisters inzwischen viel mehr als nur Beckenaufsicht. Im Keller des Bades befindet sich eine ausgeklügelte Technik mit eigenem Blockheizkraftwerk, jeden Tag werden die Wassertemperatur gecheckt, Wasserproben aus jedem Becken entnommen und zum Beispiel der pH- und Chlor-Wert gemessen und gegebenenfalls nachjustiert. "Rund 25 Minuten dauert so ein Rundgang durch den Keller", sagt der Betriebsleiter. Zudem kümmert sich das Schwimmbad-Team um die Sauberkeit der Becken, des Bades, der Umkleiden und des Außenbereichs. Auf Güler selbst kommen dann noch administrative Dinge zu: Er erstellt Dienstpläne oder kümmert sich um die Kassenabrechnung.

Um eins müssen sich Hasan Güler und sein Team allerdings keine Gedanken machen: um ihre Kleidung - die wird nämlich gestellt. Zur Dienstkleidung im Schwimmbad gehören ein rotes T-Shirts mit Erka-Bad-Aufschrift und einem Logo, das die Silhouette der Burg, des Alten Rathauses und des Lambertiturms zeigt, eine schwarze Shorts, Badelatschen und für den Dienst draußen Sonnenbrille, eine Kappe und Sonnencreme.

(RP)
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