Boxen Boxring aus Marzipan machte "Ralle" Nebrigs Knie weich

Erkelenz · HÜCKELHOVEN (h.g.) Auch wenn seine Freunde eigentlich ausnahmslos feststellten, "Ralle, der ist auch mit 60 noch fit wie ein Turnschuh", konnte Hückelhovens "Vorzeige-Boxsportler" Ralph Nebrig an seinem Ehrentag weiche Knie und eine gewisse Rührung in den Augen kaum verbergen. In dem Moment nämlich, als ihm seine Tochter Peggy eine eigenhändig gebackene, bunte Geburtstagstorte überreichte, die einen mit Marzipan überzogenen Boxring darstellte, auf dem rote Boxhandschuhe, ein Meistergürtel mit Namenszug und ein Stern mit der 60 modelliert waren.

 Immer mittendrin: Nebrig packt beim Boxringaufbau mit an.

Immer mittendrin: Nebrig packt beim Boxringaufbau mit an.

Foto: Nebrig

HÜCKELHOVEN (h.g.) Auch wenn seine Freunde eigentlich ausnahmslos feststellten, "Ralle, der ist auch mit 60 noch fit wie ein Turnschuh", konnte Hückelhovens "Vorzeige-Boxsportler" Ralph Nebrig an seinem Ehrentag weiche Knie und eine gewisse Rührung in den Augen kaum verbergen. In dem Moment nämlich, als ihm seine Tochter Peggy eine eigenhändig gebackene, bunte Geburtstagstorte überreichte, die einen mit Marzipan überzogenen Boxring darstellte, auf dem rote Boxhandschuhe, ein Meistergürtel mit Namenszug und ein Stern mit der 60 modelliert waren.

Für den sympathischen Faustkämpfer, der 1955 in Leipzig das Licht der Welt erblickte und in der Zeit der Wende 1989/90 über Rheindahlen nach Hückelhoven kam, eine passende Gelegenheit, ein ereignisreiches, geschichtlich bedingt aber zweigeteiltes Leben Revue passieren zu lassen.

Schon mit acht Jahren trainierte "Ralle", wie Freunde Ralph Nebrig bald riefen, in der bekannten Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHFK) in Leipzig, "wo es mit dem Boxen aber erst 1966/67 richtig los ging". Bald trug "Ralle" die Trikots von SCL, BSG, Post und Dynamo Leipzig, später (1977 bis 1984) wechselte er zu Dynamo Berlin, der sein "Zentrum leistungssportlicher Förderung" in Hohenschönhausen hatte, allgemein als DDR-Vorzeigeclub galt. Das DDR-Ende erlebte Nebrig dann bei Stahl Henningsdorf, nordwestlich von Berlin in den Havelniederungen liegend. Natürlich findet man die großen sportlichen Erfolge des Ur-Leipzigers in seinen 35 DDR-Jahren, wo ihm in seiner Ringecke auch die heute noch bekannten Trainerlegenden Rainer Franz, Ulli Wegner und der im letzten Dezember verstorbene Fritz Sdunek sekundierten.

 Boxhandschuhe und Meisterschaftsgürtel in einem Boxring aus Marzipan - Tochter Peggy machte ihrem Vater Ralph Nebrig eine besondere Geburtstagstorte.

Boxhandschuhe und Meisterschaftsgürtel in einem Boxring aus Marzipan - Tochter Peggy machte ihrem Vater Ralph Nebrig eine besondere Geburtstagstorte.

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Ralph Nebrigs "fette Jahre" lesen sich so: je zweimal Sieger beim Chemie-Pokal in Halle und beim TSC-Turnier in Berlin, den weltbekannten Nominierungsturnieren im Vorfeld von WM oder Olympia. Dass es dann mit einem Einsatz bei der vom Westen boykottierten Olympiade in Moskau 1980 für "Ralle" nicht klappte, war einer Verletzung geschuldet, worüber sich der Halbschwergewichtsmeister der DDR von 1979 und 1981, der Vizemeister von 1980 und Dritte von 1982 doch mächtig ärgerte. Platz vier bei der Europameisterschaft 1981 in Tampere/Finnland, zahlreiche Turnier-Erfolge im meist östlichen Ausland, aber auch Länderkämpfe gegen große Boxnationen in den USA, Kanada, Russland, Rumänien und Ungarn, sind dem nun schon 25 Jahre in Hückelhoven mit Ehefrau Gabi und den erwachsenen Kindern Patrick und Peggy lebenden Stukkateur natürlich unvergessen.

Hubert Bürger, unvergessener Aktiver und jahrzehntelanger Trainer beim BC 1931 Hückelhoven, war "Ralles" erster Kontakt in der neuen Heimat im Westen. Friedel Cavelius und Peter Hanraths, die Macher der Oberliga- und Zweitligamannschaft des BCH, für die dann Ralph Nebrig mit all seinem Erfahrungsschatz noch in den Ring stieg, "obwohl ich das, auf die 40 zugehend, gar nicht mehr wollte". Aber er war topfit. Wie auch heute noch nach über 20-jährigem Trainerengagement beim Traditionsverein, von dem er sich aber inzwischen getrennt hat, um nun in der neuen "Boxerschmiede Hückelhoven" sein Wissen zu vermitteln und neue Wege zu gehen. Er ist ja noch fit wie ein Turnschuh.

(hg)
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