Radsport 20 Stunden auf dem Rad

Erkelenz · Eigentlich sollte Daniel Lambertz erst einmal genug davon haben, auf dem Sattel seines Mountainbikes zu sitzen. In den vergangenen Monaten nahm er erst am härtesten Mountainbike-Etappenrennen über die Alpen teil, bei dem er mit seinem Partner Tim Gasseling 625 Kilometer und fast 20.000 Steigungsmeter bewältigte, jetzt setzte er allerdings noch einen drauf.

 Gegen 7 Uhr erlebte Daniel Lambertz auf dem Rad den Sonnenaufgang über Eindhoven.

Gegen 7 Uhr erlebte Daniel Lambertz auf dem Rad den Sonnenaufgang über Eindhoven.

Foto: Connie Sinteur

Beim 24-Stunden-Rennen in Gulbergen in der Nähe von Eindhoven ging der Erkelenzer Extremsportler als Solofahrer an den Start und trat dabei 20:21 Stunden in die Pedalen. "Mir fällt es schwer, die Zeit der Regeneration ohne mein Fahrrad zu überstehen", gesteht der 32-Jährige.

Doch die Regeneration ist wichtig, denn die vergangenen Wochen und Monate haben Kraft gekostet. Besonders beim 24-Stunden-Rennen ist der Familienvater an seine Grenzen gestoßen, musste die letzten Kraftreserven mobilisieren, um ins Ziel zu kommen. "Die Beine und der Körper haben sich gut angefühlt, doch der Kopf hat irgendwann gestreikt", erinnert sich Lambertz.

Um 13 Uhr gingen rund 900 Teilnehmer an den Start. Auf dem acht Kilometer langen Kurs wurde Runde um Runde gedreht und dabei jeweils die höchste Erhebung Nord-Brabants erklommen. 48 oder mehr Runden wollte der Erkelenzer absolvieren und damit erstmals die 400-Kilometer-Marke knacken. Und bis in den frühen Abend lief es für Daniel Lambertz auch gut, doch mit dem Sonnenuntergang kam die Kälte und damit auch die schlimmste Zeit des Rennens. "Die Temperaturen sind in der Nacht von 18 auf drei Grad gefallen. Und ich habe nur noch gefroren und am ganzen Körper gezittert", erinnert sich Daniel Lambertz. Gegen 21 Uhr war der Erkelenzer dann am Tiefpunkt: "Da habe ich dann auch nicht mehr an mich geglaubt."

Doch Aufgeben stand nicht zur Debatte. In einer der vier geplanten Verschnaufpausen zog er alles an Klamotten über, die er dabei hatte, checkte auf seinem Handy die eingegangenen SMS von Freunden, die ihm wieder die notwendige Motivation für die restlichen Stunden gaben, und lud sich ein paar alte Punkrock-Lieder runter, ehe er sich wieder etwas gestärkt auf den Weg und auf dem Rad die Nacht zum Tag machte. Als sich dann die ersten Sonnenstrahlen zeigten, regten sich auch in Lambertz wieder die Lebensgeister. Die letzten Kraftreserven angezapft, fuhr er noch mal Zeiten wie zu Beginn des Rennens und kam nach 24:13:05 Stunden, 43 Runden und 330 Kilometern als Elfter ins Ziel und wurde dort schon von seiner Familie erwartet, die sich während des Rennens um die Verpflegung und moralische Unterstützung verdient gemacht hatte. "Ohne sie hätte ich nie durchgehalten", sagt Daniel Lambertz, "sie haben mir alles außer dem Fahren abgenommen - und das war hart genug."

Knapp 8000 Kilokalorien musste der Erkelenzer während der 24 Stunden zu sich nehmen, um die Energiereserven immer wieder aufzufüllen. Als Energielieferant griff er ausschließlich auf vegane Lebensmittel zurück und verzichtete dabei so gut es geht auf industriell verarbeiteten Zucker. So standen auf dem Speiseplan Laugenbrötchen aus Buchweizen mit Mandelmus, grüne Smoothies mit Hanfproteinen, gekochte Kartoffeln, frische Feigen, Bananen, Quinoa und Amaranth sowie Müsli.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort