Wegberg Spannende Kirchengeschichte

Wegberg · 100 Jahre wird die Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ in Klinkum in diesem Jahr alt. Ihre Geschichte stellt Josef Feiter in einem aufwändig gemachten Buch vor. Nicht nur das: Am Wochenende lud die Gemeinde erstmals zu einer Führung durch die Kirche ein. 100 Besucher kamen.

Kurz vor drei läuten die Glocken der Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ in Klinkum. Eine ungewöhnliche Zeit für einen normalen Samstagnachmittag. Das Eingangsportal steht offen. Eingefunden haben sich bereits die Mitglieder des Fördervereins für die katholische Kirchengemeinde „Zur Heiligen Familie“ Klinkum, die sich vor allem eine Frage – und dies bereits seit Wochen – stellen: „Interessieren sich die Klinkumer für ihre Kirche?“ Denn erstmals haben sie gemeinsam mit dem Kulturring zu einer Kirchenführung eingeladen.

Messkelch aus dem 19. Jahrhundert

Nicht nur das. Eine Ausstellung im Chorraum zeigt den kleinen Kirchenschatz, zu dem Kaseln ebenso gehören wie Messkelche, Monstranzen und Ziborien überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, die auf selbst gebauten Holzständern stehen. Im Anschluss an die Besichtigung mit Josef Feiter soll sein Buch „100 Jahre katholische Pfarrkirche Klinkum“ vorgestellt werden, an dem er anderthalb Jahre arbeitete. Und von dem der seit fünfzig Jahren im Dorf lebende ehemalige Lehrer selbst sagt: „Ein Kirchenführer ist noch nie geschrieben worden.“

Wenig später kann der Vorstand des Fördervereins aufatmen. Nach und nach füllt sich die Kirche. Schließlich sind es rund 100 Besucher, die mehr über ihre Kirche wissen wollen. Es wird umdisponiert, denn für eine Führung ist die Menge zu groß. So nehmen die Besucher auf den historischen Kirchenbänken, auf die Feiter wenige später auch das Augenmerk richtet, Platz. Und der Referent hält seinen Vortrag über Mikrophon an einem Stehpult. Dabei folgt er der Chronologie seines 122 Seiten umfassenden Kirchenführers. Er erzählt von der Zeit als die Pfarrkirche von den Klinkumern im Jahr 1902 erbaut wurde und blickt dabei auf die damalige Bedeutung der Religion für die Menschen. Er beschreibt den harten Kampf für eine eigene Kirche und den Loslösungsprozess von der Mutterpfarre Wegberg bis zur Erhebung Klinkums zur selbstständigen Kapellengemeinde mit eigener Vermögensverwaltung am 1. Oktober 1909.

Bei der Außen- und Innengestaltung der Kirche gerät Feiter regelrecht ins Schwärmen, während die Besucher andächtig lauschen. „Sie hat alles, was die Schönheit einer gotischen Kirche ausmacht“, sagt er. Er erinnert an die alte Ausmalung von 1920/21, 1955 und die große Innenrenovierung von 2003. In seinem fiktiven Rundgang wirft Feiter einen Blick auf den Wetterhahn, das Kirchenportal und die Fenster. Er beschreibt das Schicksal der Glocken, die Kirchenbänke den Kreuzweg und die Kanzel und weckt so die Neugierde auf sein Werk.

Am Ende sind sich alle Zuhörer einig: Das Buch ist „weit mehr als nur ein kleiner Kirchenführer“ wie Alt-Bürgermeister Fritz Jacobs im Grußwort auf Seite 5 schreibt.

(RP)
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