Kreis Heinsberg "Schlecht sehen heißt nicht schlecht leben"

Kreis Heinsberg · Seit 60 Jahren setzt sich der Blindenverein im Kreis Heinsberg für die Interessen der Sehbehinderten ein.

 Die Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers (l.) und Norbert Spinrath (r.) sowie Peter Hensel (2.v.l.) gratulierten dem Vorsitzenden Heinz Wolf (Mitte) und seinem Stellvertreter Wilfried Butzheinen (2.v.r.) zum 60-jährigen Bestehen des Blindenvereins.

Die Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers (l.) und Norbert Spinrath (r.) sowie Peter Hensel (2.v.l.) gratulierten dem Vorsitzenden Heinz Wolf (Mitte) und seinem Stellvertreter Wilfried Butzheinen (2.v.r.) zum 60-jährigen Bestehen des Blindenvereins.

Foto: Jörg Knappe

Wie viele Menschen im Kreisgebiet in ihrem Sehvermögen eingeschränkt oder blind sind, dazu gibt es keine Statistik. 66 von ihnen organisieren sich im Blinden- und Sehbehindertenverein des Kreises Heinsberg. In diesem Jahr besteht der Verein, der "Hilfe zur Selbsthilfe" anbietet seit 60 Jahren. Der Verein feierte sein Jubiläum in der Begegnungsstätte Haus Basten in Geilenkirchen.

Wenn es im öffentlichen Raum an Informationsmöglichkeiten mangelt, dann stellt das blinde und sehbehinderte Menschen vor eine große Herausforderung. Fehlen Markierungen auf dem Boden oder sind Treppen nicht abgesichert, dann können Blinde sich mit Hilfe ihres Blindenstocks außerhalb ihrer eigenen vier Wände nur mit viel Mühe zurechtfinden und Ziele aufsuchen. "Unsere Welt ist eine Welt der Sehenden", sagt Gerd Kozyk, der im Verband der Blinden- und Sehbehinderten Vereine Nordrhein die Fachgruppe Umwelt, Verkehr und Mobilität leitet. 80 Prozent der Umwelt würde visuell wahrgenommen.

"Die Barriere für Sehbehinderte ist, dass sie sich in der Umwelt nicht zurechtfinden", sagt Kozyk, der selbst nur noch sehr eingeschränkt sehen kann. Solle nun Barrierefreiheit für Blinde hergestellt werden, dann müsse bedacht werden, dass Barrieren für Sehbehinderte von anderer Natur seien als für Rollstuhlfahrer. "Die Barrieren bestehen in mangelnden Informationsmöglichkeiten." So sei es wichtig, dass Bordsteine mindestens drei Zentimeter hoch sind, um den Gehweg klar von der Straße abzugrenzen. Generell müsse das Zwei-Sinne-Prinzip gelten. Für den öffentlichen Nahverkehr bedeutet das, die Fahrgastinformationen nicht nur auf Anzeigen einzublenden, sondern auch mit Durchsagen zu arbeiten. Dann würden auch Blinde ausreichend informiert. Auch für nicht-blinde sei Barrierefreiheit in diesem Sinne komfortabel. Seit 60 Jahren setzt sich der Blindenverein für die Interessen der Sehbehinderten ein. Es soll erreicht werden, dass möglichst viel öffentliche Infrastruktur für Blinde barrierefrei wird. Bei regelmäßigen Treffen können sich die Betroffenen und Angehörigen austauschen. Der Verein unterstützt bei der Wohnungssuche, der Freizeitgestaltung oder bei der Suche nach Arbeit. "Schlecht sehen heißt nicht schlecht leben", sagt Heinz Wolf, Vorsitzender des Blindenvereins. Gleichzeitig klärt der Verein die Gesellschaft über das Blindsein auf, erklärt Kindern warum Menschen mit weißen Stöcken durch die Straßen laufen oder was eine gelbe Armbinde mit drei Punkten bedeutet.

"Der Verein sorgt dafür, dass es für Blinde möglich ist, weiter am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzuhaben", sagt Wilfried Oellers (CDU). Der Bundestagsabgeordnete hatte die Schirmherrschaft für die Jubiläumsfeier übernommen. Der Verein biete Rückhalt. Denn für Oellers ist klar: "Blind zu werden bedeutet, dass nichts mehr so ist, wie es war."

(anek)
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