Erkelenzer Land Pokémon-Fieber - Smartphones bleiben an den Schulen meist aus

Erkelenzer Land · In den Ferien haben Kinder und Jugendliche eine neue Leidenschaft entdeckt: Monsterjagd per Smartphone-App. Jetzt müssen sich Schüler umstellen - in Schulgebäuden sind Smartphones tabu.

Ein wildes Taubsi, Vögelchen aus der Pokémon-Familie, flattert auf dem Weg zur Wassenberger Betty-Reis-Gesamtschule. Pokéstops sind an der evangelischen Kreuzkirche, auf dem Waldfriedhof, vor "Alt Holland". Vom Schulhof aus sind die allesamt zu weit entfernt. Hier würden sie Schülern mit akutem Pokémon-Fieberschub aber auch nichts nützen, denn an der Betty-Reis-Gesamtschule müssen laut Schulordnung auf dem Schulgelände Handys von Schülern ausgeschaltet sein, und sie dürfen nicht sichtbar sein, informiert Schulleiterin Dr. Karin Hilgers.

In der Schultasche dürfen ausgeschaltete Geräte mitgeführt werden, denn hin und wieder würden auf Smartphones abrufbare Internetseiten auch in die mediale Unterrichtsgestaltung einbezogen. Die Richtlinie zur Nutzung, so Hilgers, gelte an der Schule übrigens seit 2007, und zwar für alle elektronischen Geräte von Schülern.

Am Maximilian-Kolbe-Gymnasium Wegberg gibt es einen "Handyvertrag". Schüler, Eltern und Lehrer haben diese schriftliche Schulvereinbarung Mediennutzung vor rund anderthalb Jahren gemeinsam erarbeitet und beschlossen. "Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht", sagt Schulleiterin Dr. Barbara Tillmanns. In der Selbstverpflichtung ist vereinbart, dass die Schüler Smartphones, Handys und Tablets während des Unterrichts zwar mitführen dürfen, diese aber ausgeschaltet in der Tasche bleiben müssen, es sei denn, der Lehrer erlaubt die Nutzung für unterrichtliche Zwecke. Vor Klausuren und Klassenarbeiten werden alle Handys grundsätzlich abgegeben. In den Pausen dürfen die Schüler des MKG ihre Smartphones nutzen, allerdings nach bestimmten Regeln. So ist unter anderem ausgeschlossen, dass Ton- oder Bildaufnahmen auf dem Schulgelände gemacht werden und das keine Videos oder Bilder angesehen werden, die den Erziehungszielen der Schule widersprechen oder gar strafbar sind. Wer sich nicht an die Regeln hält, bekommt das Smartphone abgenommen und muss es sich später bei Schulleiterin Barbara Tillmanns abholen, im Wiederholungsfalle werden die Eltern eingeschaltet. Die Schüler halten sich laut Barbara Tillmanns aber weitestgehend an die Regeln aus dem "Handyvertrag". "Es ist aber nicht so, dass auf meinem Schreibtisch Dutzende Smartphones liegen", sagt sie augenzwinkernd.

An der Wegberger Edith-Stein-Realschule sind die Regeln etwas restriktiver. Dort gilt nämlich, dass Smartphones grundsätzlich ausgeschaltet sein müssen, auch in den Pausen. An der benachbarten Schule am Grenzlandring (Hauptschule), die eine Ganztagsschule ist, dürfen die Schüler während der Mittagspause ihr Smartphone ausschließlich zum Musikhören einschalten. Realschulrektor Willi Schmitz von der Europaschule Erkelenz weist darauf hin, dass Smartphones, Handys und Tablets längst feste Bestandteile der Lebenswirklichkeit sind. Vor diesem Hintergrund gelte: Smartphones bleiben im Unterricht ausgeschaltet, dürfen aber in den Pausen auf dem Schulgelände benutzt werden. In der Mediathek dürfen sich die Schüler außerdem in das schuleigene WLAN einwählen. Im Unterricht dürfen Smartphones nur dann eingeschaltet werden, wenn es der Lehrer ausdrücklich erlaubt.

Auch in der Leonardo da Vinci Gesamtschule Hückelhoven in Ratheim müssen Schüler-Smartphones auf dem Schulgelände ausgeschaltet bleiben, sagt stellvertretender Schulleiter Frank Bourguignon. "Wir wollen keine Störung des Unterrichts, vor allem kein Mobbing oder die Belästigung von Mitschülern durch Lärm oder Musik aus Handys in den Pausen - und das funktioniert ganz gut." Beschwerden über diese Regelung gebe es ganz selten, sagen er und seine Wassenberger Kollegin Hilgers.

Da auch viele Grundschüler heute Handys besitzen, gibt es in den meisten Grundschulen hierfür bereits Regelungen. In der Katholischen Grundschule Myhl herrsche "absolutes Handyverbot", sagt Schulleiterin Kartin Meyersieck. Und dies aus gutem Grund, denn es wurden bereits schlechte Erfahrungen etwa mit Fotos gemacht, die gegen den Willen von Mitschülern gemacht wurden, es wurde mal ein Handy gestohlen, auch einen Fall von Mobbing hat Meyersieck schon erlebt. Wer beim "Spielen" mit dem Handy auf dem Schulgelände ertappt wird, muss das Gerät bis Schulschluss abgeben.

Auch die Gemeinschafts-Grundschule Am Burgberg in Wassenberg erlaubt keine Handy-Nutzung in der Schule. Nur in Ausnahmefällen werde auf Bitten und in Absprache mit den Eltern - für Notfälle - akzeptiert, dass Kinder Smartphones in der Schultasche mit sich führen, die im Unterricht jedoch ausgeschaltet sein müssten, sagt Schulleiterin Jutta Mauczok.

In der Realschule Ratheim gibt es die seit Jahren bewährte Regel: Handy im Gebäude aus, nicht sichtbar verstauen. "Wir akzeptieren Smartphonenutzung in den Pausen, aber nicht im Gebäude", sagte Schulleiter Sven Hagen, "sonst werden Handys abgenommen und den Eltern übergeben." In dem Punkt herrsche eine recht hohe Disziplin in der Schülerschaft. Medienerziehung steht in der Realschule in den fünften Klassen eine Stunde pro Woche auf dem Stundenplan. Dabei werde auch auf Gefahren hingewiesen. Angesichts der grassierenden Pokémonitis muss nun wohl Aufmerksamkeit auf dem Schulweg und im Verkehr mit einbezogen werden. Hagen sieht hier aber auch die Eltern in der Pflicht: "Sie müssen mit ihren Kindern darüber sprechen."

(RP)
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