Serie Mit Liebe Gemacht - Teil 3 Kunst aus dem Tierhaar des "Lieblings"

Erkelenz · Sabrina Schmitt hatte eine Idee, die bei Tierfreunden ankommt. Vor einem Jahr eröffnete sie ihren Online-Shop "Lieblingsfell".

 Sabrina Schmitt flechtet Tierhaar für ein neues Schmuckstück. Die Geilkenkirchenerin hat mit ihrem Tierhaarschmuck eine Marktlücke aufgetan.

Sabrina Schmitt flechtet Tierhaar für ein neues Schmuckstück. Die Geilkenkirchenerin hat mit ihrem Tierhaarschmuck eine Marktlücke aufgetan.

Foto: Uwe Heldens

Geilenkirchen Für ihr Hobby braucht Sabrina Schmitt Licht, eine Lupe und besonders viel Fingerspitzengefühl. Mit einer Pinzette und einer Ahle - einem dünnen Metallstift, an dessen Ende ein hölzerner Griff befestigt ist - befüllt sie Kettenanhänger, Armbänder und Ohrringe. "Manchmal ist es eine richtige Fimmelsarbeit", sagt die 36-Jährige, die hauptberuflich als Versicherungsfachwirtin arbeitet. Das wichtigste Bastelmaterial bekommt sie aber von ihren Kunden: Die schicken ihr büschelweise Haare von ihren Haustieren, die Schmitt kunstvoll zu edlen Schmuckstücken verarbeitet.

So können Tierfreunde einen Teil ihrer vierbeinigen Lieblinge immer bei sich haben. Auch Sabrina Schmitt trägt solch ein Medaillon: Aus der Ferne schimmert es in einem rötlichen Braun, erst bei einem näheren Blick sind darin feine Härchen und ein kleiner Zahn zu erkennen. Das Medaillon mit passenden Ohrringen verbindet Sabrina Schmitt mit ihrem Hund Joni, den sie vor vier Jahren durch einen Tierschutzverein in Andalusien vermittelt bekommen hat.

Seit fast einem Jahr führt die 36-Jährige aus Geilenkirchen nun ihren Online-Shop "Lieblingsfell", in dem sie Tierhaarschmuckstücke nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz verkauft. 15 bis 20 Bestellungen bekommt sie im Monat: Dass es einmal so viele werden, damit hätte sie zu Beginn nicht gerechnet. Mittlerweile hat sie sich für ihre Fertigung ein kleines Arbeitszimmer eingerichtet. Darin zeigt ein Schmuckständer, wie vielfältig das Angebot von Schmitt ist: An ihm baumeln Ketten mit Phiolen-, Kugel- oder Aluminium-Anhängern. In Amuletten dient das Tierhaar oft als pelziger Untergrund auf dem kleine Ornamente wie Herzen, Flügel oder der Anfangsbuchstabe des Namens des Tiers aufgesetzt werden können. Auch Asche kann die Designerin in Anhängern einfassen oder beispielsweise auch in Kunstharz eingießen.

Meistens erfährt Sabrina Schmitt die Geschichte, die hinter einer Bestellung steht: Besonders ergreifend wird es für sie, wenn das Tier verstorben ist und die Besitzer ein Andenken an ihren Liebling haben möchten.

Die Schmuckdesignerin erinnert sich aber auch an schöne Momente, so etwa als ein Pferd wieder aus dem Koma erwacht ist. "Es ist eine emotionale Arbeit, deswegen ist auch jedes Stück etwas Besonderes", sagt sie. Da sie weiß, dass ihre Schmuckstücke nicht nur Zierde, sondern auch eine Erinnerung an den geliebten Vierbeiner sind, achtet sie bei dem Material auf Hochwertigkeit - zu 80 Prozent arbeitet Schmitt mit Edelstahl: "Es soll was sein, das lange hält." Zur Inspiration lässt sie sich nach Möglichkeit das Bild des Haustieres mitschicken: "Ich passe das Stück so an, dass es zu dem Tier passt."

Ansonsten richtet Sabrina Schmitt sich bei der Fertigung nach den Kundenwünschen. Durch den Einsatz von Ornamenten und einer Gravur können die Schmuckstücke zusätzlich personalisiert werden. Meist ist es Hunde-, Katzen- und Pferdehaar, das Sabrina Schmitt verarbeitet. "Federn sind aber auch möglich", sagt sie. Zunächst wäscht sie das Tierhaar, bereitet es auf und setzt es dann in den entsprechenden Anhänger. Aus Schweifhaaren kann sie auch Armbänder flechten. "Das ungewöhnlichste Tierhaar kam bisher von einem Esel", erzählt Schmitt. Doch dürfte das bald überboten werden: Denn die 36-Jährige wartet momentan auf die Ankunft von Tigerhaaren, die gespendet wurden und anschließend für den guten Zweck versteigert werden sollen.

Die Liebe zu den Tieren ist Sabrina Schmitt anzumerken: Durch ihren Hund Joni kam sie nicht nur zum Schmuckfertigen, sondern ist seit 2013 auch ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierschutzverein A.P.A.P.A (Asociation Protectora de Animales y Plantas Ayamonte), der in Andalusien ein Tierheim betreibt. Hunde von dort vermittelt Sabrina Schmitt in Deutschland weiter. Einen Teil ihrer "Lieblingsfell"-Einnahmen spendet sie an den Verein.

(ubg)
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