Erkelenzer Land Jugendämter erwarten mehr unbegleitete Flüchtlingskinder

Erkelenzer Land · Mit einer Krisensitzung in Heinsberg hat der gestrige Arbeitstag für die Jugendamtsleiter aus dem Kreisgebiet begonnen. Thema war, dass alle 186 Jugendämter in Nordrhein-Westfalen ab sofort unbegleitete Flüchtlingskinder aufnehmen müssen. Derzeit werden 80 Prozent von ihnen von nur sieben Jugendämtern betreut. Seit gestern bereiten sich die Jugendämter im Kreis Heinsberg intensiv auf diese Aufgabe vor.

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Unter anderem stehen die fünf Jugendämter im Kreisgebiet und die Träger der Freien Jugendhilfe im Gespräch über Versorgungsmöglichkeiten der unbegleiteten Flüchtlingskinder. "Wir beraten, wie und wo die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge werden leben können", erklärte Ulrich Hollwitz, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Gesucht würden Freie Träger, die sich der Asylsuchenden annähmen: "Über sie will der Kreis die soziale Betreuung und Unterbringung organisieren." Andere Themen, wie Anträge zur Einrichtung einer Vormundschaft beim Familiengericht, würden von der Kreisverwaltung übernommen, sofern die minderjährigen Flüchtlinge im Jugendamtsbezirk des Kreises unterkommen, zu dem Wassenberg und Wegberg gehören. Werden sie vom Land NRW Erkelenz oder Hückelhoven zugewiesen, sind die dortigen Jugendämter zuständig.

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Aktuell leben schon neun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Jugendamtsbezirk Kreis Heinsberg, teils bei Verwandten. Zehn sind es in Hückelhoven, vier in Erkelenz. Das Kreisjugendamt rechnet nach dem am Dienstag vom NRW-Kabinett verabschiedeten Gesetzesentwurf zur künftigen Zuweisungspraxis mit 20 bis 55 neuen unbegleiteten Jugendlichen, Hückelhoven mit 15 bis 17 Personen und Erkelenz mit bis zu 26. Diese Zahlen seien jedoch noch reine Annahmen, betonte Hollwitz, da die Zuteilungsquote noch diskutiert werde.

Über den kreisweiten Versuch hinaus, die erwarteten jungen Menschen über Freie Träger betreuen zu lassen, wurden in Hückelhoven "Wohnungen angemietet, in denen schon jetzt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut werden. Es werden ebenfalls familiäre Unterbringungen in Pflege- und Gastfamilien vorbereitet und durchgeführt, beziehungsweise Jugendliche in Heimeinrichtungen betreut", erklärte Stadtsprecher Holger Loogen. Zur weiteren Betreuung der alleinlebenden jungen Leute gehöre, dass mit ihnen "Perspektiven erarbeitet werden". Dr. Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordneter in Erkelenz, ergänzte die "pädagogische Betreuung" und dass Erkelenz die Jugendlichen "auf jeden Fall außerhalb der Notunterkünfte" unterbringen wolle. Angebote von Pflegefamilien lägen vor, denkbar seien auch kleine Wohngemeinschaften.

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Die neue Aufgabe ordnete Gotzen auf Anfrage unserer Zeitung ein: "Sie bedeutet für die Stadt eine weitere enorme Herausforderung in der Flüchtlingsarbeit, die nunmehr konkret auf das Jugendamt zukommt. Anzuerkennen ist, dass die Aufgabe bislang nur von wenigen Jugendämtern geleistet wurde und eine Verteilung auf alle Schultern daher notwendig war. Gleichwohl sind die notwendigen Strukturen für die Wahrnehmung dieser Aufgabe noch nicht geschaffen, und auch hier finden sich kaum Freie Träger, die auf die Übernahme dieser Aufgabe vorbereitet sind. Es gilt auch hier: Die Notwendigkeiten werden die Möglichkeiten bestimmen."

(spe)
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