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Kreis Heinsberg Heimatgeschichte auf 240 Seiten

Kreis Heinsberg · Der Eiserne Rhein und der Nationalsozialismus in Erkelenz werden im Heimatkalender beleuchtet.

 Das Titelbild.

Das Titelbild.

Foto: Kreis Heinsberg/Ulrich HoLlwitz

Was macht unsere Heimat aus? Der neu erschienene Heimatkalender 2018 trägt ein Stück weit dazu bei, diese Frage zu beantworten. Die aktuelle Auflage verleiht dem Leser das Gefühl von einem "Entdecker vor der Haustür", wie Landrat Stephan Pusch in seinem Vorwort anmerkt. Auf 240 Seiten bietet der Heimatkalender wieder einen Querschnitt historischer, kultureller, volkskundlicher und naturwissenschaftlicher Themen. Er ist ab sofort zum Preis von 4,50 Euro im örtlichen Buchhandel sowie im Bürger-Service-Center der Kreisverwaltung in Heinsberg erhältlich.

Den perfekten Einstieg in diese Ausgabe liefert eine Aufnahme der Stadt Heinsberg aus der Vogelperspektive. Eingefangen hat das Motiv mit Burgberg und St. Gangolf Ulrich Hollwitz in diesem Sommer. Nach der Ansicht der Stadt Erkelenz "von oben" ist Heinsberg nun das zweite Motiv dieser Titelbildserie.

Die Redaktion mit Richard Jochims, Anja Mülders und Michael Straube hat mit 23 Beiträgen vieler Autoren eine Themenvielfalt aus dem gesamten Kreisgebiet zusammengestellt. Ins Augen fallen dabei zwei ausführliche Berichte aus dem Erkelenz-Wegberger Raum, die Folkmar Pietsch und Helmut Henßen recherchiert haben. Während sich Pietsch, der langjährige Leiter der Erkelenzer Zeitung, mit der Historie des Eisernen Rheins befasst, blickte Henßen in die "Berichte der Kreisleitung der NSDAP an die Gauleitung Köln-Aachen".

2018 ist es 140 Jahre her, dass die 160 Kilometer lange Schienenstrecke von Antwerpen durch Wegberg bis Mönchengladbach - der sogenannte Eiserne Rhein - entstand. Mit dem Bau war auf deutscher Seite noch einmal 40 Jahre früher, 1838, begonnen worden. Folkmar Pietsch schreibt über die Notwendigkeit der Strecke und wie eine Schenkung diese erst ermöglichte. Die Gräflich Schaesberg'sche Domänenverwaltung habe die benötigten Grundflächen kostenlos bereitgestellt, weil schnell der Vorteil erkannt worden sei, dass sich über die Gleise auch das Holz aus dem gräflichen Forst abtransportieren lassen würde. Und dieses hatte damals in den Industriezentren als Bau- und Grubenholz guten Absatz gefunden. 1877 sei darüber in Erkelenz ein Notarvertrag geschlossen und anschließend gebaut worden. Pietsch erzählt aber auch die Episode am Rande, dass "wie heute Wegbergs Gemeindekasse klamm war" und so "konnten die 15.000 Mark, die als Gemeindeanteil an einer Station aufgebracht werden mussten, nicht gezahlt werden - deshalb brausten die Züge zunächst durch Wegberg, ohne zu halten". Etwa ein Jahr hielt diese Situation an. Dann habe Wegberg gezahlt, so dass seit dem 5. November 1879 auch dort Personenzüge hielten. Beleuchtet werden auch die Bedeutung der Bahnlinie für Auswanderer, wie die Strecke im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach nur notdürftig repariert wurde und wie der Bahnverkehr in die Niederlande zum Erliegen kam. Auch die Neuzeit kommt nicht zu kurz, mit den Kämpfen für und gegen eine Wiederbelebung der Strecke.

Dass die katholische Kirche in Erkelenz während der Nationalsozialistischen Herrschaft kritische Positionen dagegen einnahm, arbeitet Helmut Henßen in seinem Beitrag heraus. Für diesen wertete er Akten aus, die im Landesarchiv NRW lagern. Demnach stellte die NSDAP-Kreisleitung mehrfach wie im Februar 1942 fest, dass die Kirche ihre "stille Sabotage an der politischen Einheit unseres Volkes" fortsetze. Sie machte dies unter anderem an Gebeten wie auch der "intensiven Arbeit der Geistlichen in Betstunden, durch Hausbesuche usw." fest. Urteile gegen acht katholische Geistliche aus den Dekanaten Wegberg und Erkelenz wegen "Abhörens feindlicher Sender und Verbreitung feindlicher Nachrichten" werden laut Henßen in den Berichten als zu milde eingestuft. Kritik wurde ferner an den Landwirten geübt, schreibt der Autor im Heimatkalender. Laut der "Politischen Lageberichte" von 1940 bis 1944 hätten die kleinen Landwirte "zuerst an die Bedürfnisse der eigenen Familie" gedacht und zusätzlich Ware zu Wucherpreisen heimlich an die Bevölkerung verkauft.

(spe)
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