Kreis Heinsberg Gewerbeflächen sind stark gefragt

Kreis Heinsberg · 2015 wurden in der Region Aachen, Euskirchen, Düren und Heinsberg 63,7 Hektar Gewerbeland verkauft - 54 Prozent davon allein im Kreis Heinsberg.

 Noch kein Jahr her: In kürzester Zeit ist auf dem ehemaligen Zechengelände in Hückelhoven-Ratheim für den Versandhandel Jago gebaut worden.

Noch kein Jahr her: In kürzester Zeit ist auf dem ehemaligen Zechengelände in Hückelhoven-Ratheim für den Versandhandel Jago gebaut worden.

Foto: Laaser (Archiv)

Der Kreis Heinsberg benötigt eine "strategisch vorausschauende Gewerbeflächenpolitik", fordert Ulrich Schirowski, Geschäftsführer der kreisweiten Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Dies leitet er aus der Gewerbeflächen-Entwicklung im Vorjahr ab, worüber die Agit als regionale Wirtschaftsförderung jetzt Bericht abgelegt hat. "Würden sich die Zahlen fortsetzen, wären wir in zehn bis zwölf Jahren ausverkauft", sagt Schirowski.

Kreis Heinsberg: Gewerbeflächen sind stark gefragt
Foto: WFG/Karl Brunn

Zuständig ist die Agit für das Aachener Land sowie die Kreise Heinsberg, Euskirchen und Düren. Insgesamt wurde 2015 in dieser Region genau so viel Gewerbeland verkauft wie ein Jahr zuvor: 63,7 Hektar. Zu verdanken ist das der Wirtschaft im Kreis Heinsberg, erklärt Dr. Lothar Mahnke, der neue Geschäftsführer der Agit. Hier sei zuvorderst die Ansiedlung der Jago AG, einem Online-Versandhändler, zu nennen und die erneute Expansion der Lidl-Werke in Übach-Palenberg. Zu vergessen seien aber auch Wassenberg und Erkelenz nicht. Zu der kreisweit insgesamt vermarkteten Gewerbefläche von 34,1 Hektar haben diese Kommunen 2,46 beziehungsweise 2,03 Hektar beigetragen, Übach-Palenberg 6,75 Hektar und Hückelhoven überdurchschnittliche 22,83 Hektar. "Damit wurden 2015 mehr als 50 Prozent der regionalen Gewerbeflächen im Kreis Heinsberg verkauft", erläutert Mahnke das jährliche Gewerbeflächen-Monitoring der Agit und ergänzt lobend: "Inzwischen ist der Kreis Heinsberg ein Logistikstandort, was ein Erfolg der Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre ist."

Dass mit den großen Ansiedlungen in Hückelhoven und Übach-Palenberg zwei Einmaleffekte erzielt wurden, glaubt Kreiswirtschaftsförderer Schirowski nicht. "Jago mit seiner besonderen Ansiedlungsgröße bleibt möglicherweise nicht einzigartig", schaut Schirowski in die Zukunft, ohne bei möglichen Entwicklungen in die Details gehen zu wollen. Jedenfalls stelle er fest, dass die Jago-Ansiedlung "den Kreis Heinsberg in das Interesse von Unternehmern und Investoren gerückt hat". Schirowski verspricht sich jedoch nicht nur deshalb weiter steigende Gewerbeansiedlungszahlen. Der Preis für bestehendes Gewerbeland sei aus der Historie heraus subventioniert und liege mit durchschnittlich 33 Euro pro Quadratmeter im Kreis Heinsberg im regionalen Vergleich am unteren Ende. Es gebe eine Reserve von 92 Hektar, die sofort verfügbar sei, weitere 76 Hektar könnten in bis zu fünf Jahren bereitgestellt, das heißt erschlossen, werden. Und zuletzt stehe der Lückenschluss der Autobahn 46 über die Bundesstraße 56n in die Niederlande bevor: "Der südwestliche Bereich des Kreisgebietes wird dadurch eine ganz neue Bedeutung bekommen, dort - wie an der gesamten neuen Achse von A 46 und B 56n - wird der Gewerbeflächenbedarf belebt werden."

Von einem Selbstläufer könne im Kreis Heinsberg allerdings nicht gesprochen werden, mahnt Mahnke. Beispielsweise müsse die technologische Infrastruktur für die künftige Vermarktung von Gewerbeflächen mitentwickelt werden, auch die in bestehenden Gewerbegebieten. Ulrich Schirowski sieht dieses Thema ebenfalls, sagt aber mit Blick auf die hiesige wirtschaftspolitische Agenda: "Der Kreis Heinsberg will künftig auf die Digitalisierung und damit verbundene Ansiedlungen setzen." Strategisch Umdenken werde der Kreis Heinsberg Schirowski zufolge auch an anderer Stelle müssen: "Würden sich beim Verkauf von Gewerbeflächen die aktuellen Zahlen fortsetzen, wären wir in zehn bis zwölf Jahren ausverkauft. Das heißt: Wir müssen eine strategisch vorausschauende Gewerbeflächenpolitik betreiben, was für den Kreis Heinsberg neu ist. Zugleich müssen wir darauf achten, dass die Fachkräfte nicht zu einem Engpassfaktor werden. Hier gilt es ebenfalls, strategisch vorzuplanen."

(spe)
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