Kreis Heinsberg "Für Besucher soll sich nichts ändern"

Kreis Heinsberg · Die Unterhaltungskosten für das Museum Begas Haus sind höher als erwartet. Das Haus muss sparen - beim Personal. Mit welchen Auswirkungen? Landrat Pusch und Museumsleiterin Dr. Müllejans-Dickmann geben Auskunft.

 Museumsleiterin Dr. Rita Müllejans-Dickmann führt Besucher bei der Eröffnung im März vergangenen Jahres durch das neue Museum Begas Haus in Heinsberg. Das Konzept findet überregional Beachtung.

Museumsleiterin Dr. Rita Müllejans-Dickmann führt Besucher bei der Eröffnung im März vergangenen Jahres durch das neue Museum Begas Haus in Heinsberg. Das Konzept findet überregional Beachtung.

Foto: Jürgen Laaser (Archiv)

Das Museums Begas Haus, das erst im März vergangenen Jahres durchsaniert, erweitert und mit komplett neuem Konzept eröffnet worden ist, muss drastische personelle Einschnitte verkraften. Die den (seit Sommer bekannten) finanziellen Problemen des Museums geschuldete Entlassung des stellvertretenden Leiters Dr. Wolfgang Cortjaens - die RP berichtete ausführlich - zwingt zum Innehalten und Umdenken.

Landrat Stephan Pusch als Vorsitzender des Trägervereins hat schweren Herzens den Auflösungsvertrag mit dem Kunsthistoriker unterschieben. Die Situation sei nicht ideal, räumt Pusch im Gespräch mit der RP ein. Aber wichtig ist ihm der Hinweis: "Der Museumsbesucher wird nichts merken." Die aktuellen Öffnungszeiten bleiben erhalten, ein Zurück zur ausschließlichen Wochenend-Öffnung des alten Kreismuseums werde es nicht geben, verspricht der Landrat.

Kunstfreunden würden weiterhin qualifizierte Themenführungen und besondere Veranstaltungen, wie in Kürze etwa die Schaurestaurierung eines Gemäldes, geboten - auch durch das weitgehend ehrenamtliche Engagement einer Gruppe von Kunsthistoriker(inne)n. Das Kulturrucksack-Programm des Landes wird ebenfalls weiterhin Kinder ins Museum locken, und auch die Schulen will Pusch anschreiben und zu Museums-Angeboten im Unterricht einladen. Von Schulen, so konstatiert der Landrat, komme bisher leider noch zu wenig Resonanz.

"Das Museum wird eine zentrale Rolle im neuen Tourismuskonzept des Kreises spielen, Arrangements mit Besuchen im Begas Haus werden vorbereitet. Touristen sind eine Zielgruppe, die besonders unter der Woche in Museen kommt", sagt Pusch, das vorhin Gesagte unterstreichend.

Werkverkäufe waren für den Museumsvereins-Vorsitzenden deshalb in der Spardiskussion völlig indiskutabel. Im Gegenteil: Auch im aktuellen Etat für 2016, den der Museumsverein gerade diskutiert, seien 20.000 Euro für Ankäufe vorgesehen - als Signal, in der Hoffnung, dass dies Sponsoren ermutigt nachzulegen. Aber Pusch ist klar, dass es, um die Pflichtaufgaben zu erhalten, Abstriche am Wünschenswerten geben muss: Die wissenschaftliche Aufarbeitung des dem Museum überlassenen Begas Archivs etwa wird Museumsleiterin Dr. Rita Müllejans-Dickmann künftig vermutlich in ihre Freizeit verlegen müssen, auch am Programm der Wechselausstellungen sind Abstriche unvermeidbar.

Die Museumsleiterin unterstreicht diese Einschätzung Puschs ohne Umschweife. "Es ist schließlich eine wichtige Planstelle weggefallen, das trifft uns schon sehr hart. Dem konnte ich im Vorstand natürlich nicht zustimmen. Aber wir müssen uns nun damit arrangieren und nach vorne blicken", sagt sie. Mehr als ein bis zwei Wechselausstellungen im Jahr werde es nicht mehr geben können. Die für März geplante historische Schau "Region und Reich", die Cortjaens vorbereitete, muss ganz entfallen. Als nächste Sonderschau sei für Herbst 2016 eine Kunstausstellung mit der Aachener Künstlerin Birgit König geplant. Auf längere Sicht werden Ausstellungen Heinsberger Stadtansichten vor dem Zweiten Weltkrieg und über den in Heinsberg legendären Künstler/Kunsterzieher Heinz-Peter Funken vorbereitet. Instrumente sollen Thema zum Heinsberger Gitarrenfestival 2017 sein.

Aber der Museumsführer für Kinder durchs Begas Haus erscheint 2016, darauf können sich Familien freuen. Denn auch Dr. Müllejans-Dickmann ist die Pflege des Besuchernachwuchses besonders wichtig. Wenn sie auch andeutet, dass ohne (unbezahlte) Überstunden der hohe Anspruch der neuen Begas Hauses nicht zu halten sein wird.

(RP)
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